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Empirie und Erfahrung im Philosophie- und Ethikunterricht
Empirie und Erfahrung im Philosophie- und Ethikunterricht




Ekkehard Martens (Hrsg.)

Siebert Verlag
EAN: 9783937223186 (ISBN: 3-937223-18-5)
208 Seiten, kartoniert, 16 x 23cm, Februar, 2017

EUR 19,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Bei diesem Buch handelt es sich um einen ersten theoretischen und praktischen Versuch der Philosophiedidaktik, sich mit dem Begriffspaar „Empirie und Erfahrung“ näher zu befassen.

Er legt keine fertigen, umfassenden Konzepte vor, sondern soll zur Weiterarbeit anregen. Die Leitfrage ist dabei durchgehend eine doppelte: Wie können wir Überlegungen der philosophischen Tradition und Erfahrungen der Lebenswelt durch qualitative und quantitative Empirie überprüfen und bereichern? Aber auch umgekehrt: Wie können wir die Empirie aufgrund bewährter Erfahrungen und reflexiver, philosophischer Zugänge überprüfen und erweitern?
Rezension
„Empirie, nicht Empirismus“ lautet ein zentrales erkenntnistheoretisches Prinzip der Philosophie Wilhelm Diltheys, genauer seiner „Kritik der historischen Vernunft“. Diese Einsicht könnte auch das Motto des Sammelbandes „Empirie und Erfahrung im Philosophie- und Ethikunterricht“, herausgegeben von dem Nestor deutscher Philosophiedidaktik, Ekkehard Martens, bilden. In dem im Siebert Verlag veröffentlichten Werk wird erstmals ausführlich eruiert, ob und in wie fern es sinnvoll ist, empirische Verfahren sowohl in der Unterrichtspraxis als auch in der Unterrichtsforschung der Fächer Philosophie und Ethik zu berücksichtigen.
Versteht man mit Markus Tiedemann Philosophiedidaktik in dreifacher Hinsicht als „theoretisch-konzeptionelle Wissenschaft der philosophischen Bildung“, als „methodisch-praktische Anwendungswissenschaft zur Vermittlung von Lehr-Lern-Kompetenzen“ und als „empirisch-kritische Wissenschaft zur Erhebung von Akzeptanz, Relevanz und Effizienz von Unterrichtsformaten“ (S. 163), dann gibt es gute Gründe, wie in den anderen Unterrichtsfächern auch, Philosophie- und Ethikunterricht empirisch zu erforschen. Aber welche Instrumente sind für die Untersuchung des besonderen Gegenstands dieser Fächer, nämlich der Prozesse philosophischer Reflexion bzw. ethischer Urteilsbildung geeignet?
Zu Recht werden in dem Buch quantitative Verfahren mit Ankreuzaufgaben wie in dem unter der Leitung des renommierten Erziehungswissenschaftler Dietrich Benner an der Berliner Humboldt Universität durchgeführten DFG-Projekt „ETiK“ als reduktionistisch kritisiert. Stattdessen plädieren die Autorinnen und Autoren des Aufsatzbandes für den Einsatz qualitativer Forschungsverfahren, zum Beispiel im Anschluss an Clifford Geertz` Ansatz der Dichten Beschreibung. Genannt werden könnten m.E. auch Grounded Theory, qualitative Inhaltsanalyse oder Objektive Hermeneutik.
Des Weiteren finden sich in dem Werk zur Philosophiedidaktik aufschlussreiche Beiträge u.a. zur produktiven Rezeption von Experimenten im Philosophie- und Ethikunterricht, zu theoretischen Grundlagen und zur praktischer Anwendung des Bonbonmodell eines problemorientierten Philosophieunterrichts, zur differenzierten empirischen Analyse von Philosophielehrwerken für den Oberstufenunterricht sowie zur zentralen Bedeutung von Sinnprozessen im Philosophieunterricht.
Fazit: Das Buch „Empirie und Erfahrung im Philosophie- und Ethikunterricht“ beleuchtet differenziert das Spannungsfeld von Empirie und Reflexion, in dem sich die Philosophiedidaktik, Unterrichtsforschung und Unterrichtspraxis bewegt. Es lädt dazu, die dort gegebenen Anregungen und Konzepte in der Unterrichtspraxis sowie in der Erforschung von Philosophie- und Ethikunterricht adäquat zu berücksichtigen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Inhalt

Ekkehard Martens
Einleitung 7

Konzeption
Bettina Bussmann/Volker Haase
Empirisch informiert und experimentell philosophieren
Ein Plädoyer für die praktische Aufnahme von Impulsen der Experimentellen Philosophie in den Unterricht 13

Christa Runtenberg
Zeitgemäße philosophische Bildung und empirische Unterrichtsforschung 43

Unterrichtspraxis
Kinga Golus
„Was brauche ich, und was nicht?“
(De-)Professionalisierung im Praxissemester Philosophie am Beispiel des Gedankenexperiments Das Chinesische Zimmer von John Searle 59

Matthias Althoff
„Bleiben Sie auf dem Teppich!“
Lernfortschritt qualitativ ermitteln und fördern 84

Matthias Althoff/Kinga Golus
Deprofessionalisierung im Studium als Stolperstein im Referendariat
Beispiele aus der zweiten Ausbildungsphase 106

Rolf Sistermann
Der experimentelle Empirismus John Deweys und die Problemorientierung nach dem Bonbonmodell 114

Klaus Blesenkemper
Ein Ziel auf drei guten Wegen?
Exemplarisch-empirische Analyse von Schulbüchern für den Philosophieunterricht nach dem neuen Kernlehrplan für den Oberstufenunterricht in NRW 134

Unterrichtsforschung
Markus Tiedemann
Erste Erfolge und drängende Aufgaben
Empirische Unterrichtsforschung in der Philosophiedidaktik 163

Dirk Sikorski
Unterrichtsbeobachtung und Dichte Beschreibung als empirischer Forschungsansatz für die Lehrerbildung 173

Volker Steenblock
„Es gibt eine richtige Antwort“!?
Überlegungen zu Leistungsbegleitung und Unterrichtsforschung 194

Herausgeber und Autoren 208