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Einfach Klasse
WOWW-Coaching in der Schule
Insoo Kim Berg, Lee Shilts
Verlag Modernes Lernen
EAN: 9783938187555 (ISBN: 3-938187-55-7)
128 Seiten, Spiralbindung, 15 x 21cm, 2009, Format DIN A5, Ringbindung
EUR 19,80 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Insoo Kim BERG, MSSW, war Mitentwicklerin des lösungs-fokussierenden Ansatzes und, bis zu ihrem überraschenden Tod im Jahre 2007, Direktorin des Brief Family Therapy Center in Milwaukee, Wisconsin. Viele ihrer zehn Bücher und über 35 Artikel sind in 14 Sprachen übersetzt, darunter Familien-Zusammenhalt(en), Kinderschutz und Lösungsorientierung und das Handbuch Lösungen (er-)finden. Sie lehrte drei Jahrzehnte in Nordamerika, Europa, Asien, und sie beriet Organisationen, Schulen sowie Regierungseinrichtungen.
Lee SHILTS, Ph.D., lehrte in den vergangenen zwei Dekaden im Rahmen des familientherapeutischen Programms der Nova Southeastern University in Fort Lauderdale, Florida. Seine Interessen richten sich auf die Anwendung lösungsfokussierender Ansätze im Bereich Schule, auf Briefe schreiben in systemischer Therapie sowie auf Supervision und Hypnotherapie. Derzeit supervidiert er StudentInnen, die den WOWW-Ansatz an Schulen im südlichen Florida anwenden.
Kinder wollen lernen. Lehrer wollen lehren. Und dennoch treten manchmal Schwierigkeiten auf. Lösungsorientierte Vorgehensweisen - die sich auf Ziele, Kompetenzen, Fähigkeiten, Hoffnungen wie bereits erreichte Erfolge ausrichten - haben sich in solchen „herausfordernden Situationen“ gleichermaßen als hilfreich wie auch praktikabel erwiesen.
Insoo Kim Berg und Lee Shilts - beide erfahrene PraktikerInnen des lösungsorientierten Arbeitens - zeigen auf, wie ein externer Coach Lehrer und Schüler dabei unterstützen kann, sich den von ihnen selber formulierten und angestrebten Zielen in einem noch besseren Lern- und Lehrklima anzunähern.
Nach einer kurzen und verständlichen Vorstellung einiger Grundannahmen und Grundüberzeugungen des lösungsorientierten Ansatzes stellen die AutorInnen das „Handwerkszeug“ vor. Da Handwerk nun einmal Übung und Training erfordert, ist es die Aufgabe des (externen) Coaches, Lehrern wie Schülern ein Lern- und Übungsfeld anzubieten, erfolgreiche Strategien und Reflexionen an die Hand zu geben, um sich den formulierten KLASSEn-zielen anzunähern und sich selber in ihrer Tätigkeit als Coach überflüssig zu machen.
Konkrete Beschreibungen des Vorgehens, eingebunden in Fallvignetten runden diese gelungene, verständliche und praxisnahe Darstellung ab und machen Lust, selber weiter zu üben und Fortschritte aufzuspüren und zu würdigen.
Ein wunderbar anregendes und zuversichtliches Buch - einfach und klar geschrieben, überzeugend in der Darstellung und immer überaus praktisch ausgerichtet.
Rezension
Mit dem Konzept der lösungsschaffenden Strategien im Klassenzimmer geht die pädagogische Philosophie von dem Gedanken aus, dass Kindern der Wunsch angeboren ist zu lernen, Fähigkeiten zu entwickeln, ihr Umfeld zu meistern und letztlich erfolgreich an der Gesellschaft teilzuhaben und zu ihrem Wohlergehen beizutragen. Es handelt sich bei dieser Entwicklung um einen auf ständiges Wachstum ausgerichteten Ansatz, denn das Wissen der Kinder nimmt an Komplexität zu, und es kommen immer neue Fähigkeiten zu den bereits erworbenen hinzu. Lehrer und Lehrerinnen haben sich unserem Ansatz angeschlossen in dem Wunsch, entscheidend auf das Leben eines Kindes einzuwirken und einen positiven Einfluss auf seine Zukunft zu nehmen. Wir müssen das Umfeld, die Atmosphäre und die Beziehungen zwischen LehrerIn und Kindern so positiv gestalten, dass es ihnen hilft, ihre eigenen Zielvorstellungen zu verwirklichen.
Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Einfach KLASSE: WWW-Coaching 9
Die Suche einer verzweifelten Lehrerin nach einer Lösung 11
Die konzeptionelle und praktische Grundlage von WOWW 13
Die wesentlichen Grundsätze und Annahmen im WOWW-Ansatz 15
Die Theorie der Freiheit von Theorie 15
Wenn es nicht kaputt ist, reparier’ es nicht 16
Wenn etwas funktioniert, mach’ mehr davon 17
Wenn etwas nicht funktioniert, mach’ es nicht noch einmal. Mach’ etwas ander(e)s 17
Veränderung findet immer statt, Veränderung ist unausweichlich 18
Die Zukunft wird ausgehandelt und geschaffen 19
Es gibt keine direkte Verbindung zwischen Problemen und Lösungen 20
Kein Problem tritt ständig auf 21
Die SchülerInnen für Lösungen verantwortlich machen 23
Compliance vs. Veränderung 24
Erfolge anderswo 25
Unsere grundlegenden Annahmen, Überzeugungen und Werte 28
Annahmen über LehrerInnen 29
Annahmen über SchülerInnen und Kinder 30
Annahmen über Eltern 31
Nützliche Werkzeuge für das Coaching 33
Fragen stellen, statt Anweisungen geben, was zu tun ist 33
Gute Ziele aushandeln 35
Alle guten Ziele haben folgende Kennzeichen 36
Ausnahmen vom Problem 42
Erfolgsskalen im Klassenzimmer 45
Komplimente, Komplimente und noch mehr Komplimente 47
Beziehungsfragen in der Klasse 51
Anfang im Klassenzimmer 55
Der Coach ist Gast in der Klasse 55
Klassenziele vereinbaren 62
Klassenerfolge skalieren 66
Ziele ändern (sich) 72
Wenn es keine Veränderung gibt 73
Vorschläge für Coaches 74
Fallstudie in einer Klasse 75
Zusammenfassung der Ergebnisse des Jahres durch den Coach 104
Mit ihren eigenen Worten: Frau F. 105
Reaktionen 107
Nachwort zur deutschen Ausgabe 111
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von WOWW
Respektvoll, stärkend und wirksam 111
Literatur 117
Leseprobe:
Die besondere Beziehung zwischen SchülerInnen und ihren Lehrern
und Lehrerinnen ist von grundlegender Bedeutung für das Lernen
der Kinder und trägt einen wichtigen Teil dazu bei, mit welcher
Lust, Neugier und Motivation sie neues Wissen aufnehmen und
sich Fähigkeiten aneignen. Die Aufgabe, diese besondere Grundlage
der Lern- und Lehrbeziehung zwischen LehrerInnen und SchülerInnen
aufzubauen, liegt in der Verantwortung der LehrerIn, nicht
bei den SchülerInnen. Diese spezielle Beziehung gründet sich auf
Vertrauen, Zuneigung, Respekt und dem Wunsch zu lernen und zu
lehren.
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Im Laufe der Zeit entwickeln LehrerIn und SchülerInnen eine sehr
vielschichtige Beziehung; ihr wichtigstes Element ist aber die Sichtweise
der LehrerIn von dem Kind. Das heißt, wenn die LehrerIn davon
überzeugt ist und daran glaubt, dass ein Kind ein angeborenes
Bestreben hat zu lernen und mit anderen in seiner Welt auszukommen,
verhält sie sich dem Kind gegenüber viel positiver, als wenn
dies nicht der Fall wäre. Wenn LehrerInnen diese positive Überzeugung
von Kindern haben, werden sie ganz anders mit ihnen reden:
sie werden respektvoll sein und jeden kleinen, aber doch bedeutsamen
Erfolg anerkennen (wenn das Kind zum Beispiel einfach nur
zur Schule kommt, wenn auch zu spät).
Anders als viele Ansätze, die schon ausprobiert worden sind,
wendet sich Einfach KLASSE sowohl an LehrerInnen wie auch an
Kinder. Unser einzigartiger Ansatz ist im Laufe der vergangenen
fünfzehn Jahre in vielen Schulen Europas und der USA verfeinert
worden. Wir arbeiten das ganze Schuljahr hindurch mit großem
Engagement, ermutigen die LehrerInnen zum Ausfeilen ihrer Fähigkeiten
und unterstützen sie dabei.
Da wir besonders auf die einzigartige Beziehung zwischen einer
LehrerIn und ihren SchülerInnen achten, die sich im Laufe der Zeit
entwickelt und die einen wesentlichen Einfluss auf die Lernmotivation
der SchülerIn haben kann, vertritt der WOWW-Ansatz außerdem
den Standpunkt, dass Probleme in der Klasse auch dort gelöst
werden sollten, d. h. nicht isoliert von ihrem normalen Umfeld und
von einer anderen Person als der LehrerIn.
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Lehrer und Lehrerinnen werden zwar dafür ausgebildet, eine Klasse
zu führen, aber dennoch haben wir ihnen nicht das nützliche und
angemessene Werkzeug an die Hand gegeben, das sie brauchen,
um mit der gesamten Klasse umzugehen. Wenn wir uns auf das
schwierige Verhalten oder die Lernprobleme eines einzelnen Kindes
konzentrieren und diese als individuelles Problem betrachten
und dabei das Kind aus seinen normalen Aktivitäten in der Klasse
entfernen, schaffen wir dadurch lediglich von diesem Problem isolierte
Lösungen. Unserer Überzeugung nach sollten Lösungen in
der Klasse gefunden werden, da dort auch das Problem auftritt.
Wie wir in Classroom Solutions. WOWW Approach (Berg & Shilts,
2004) (deutsch: Der WOWW Ansatz, 2005) beschrieben haben,
wurde WOWW (Working On What Works) aus der Verzweiflung
einer Lehrerin heraus entwickelt, die in den Jahren 2003 bis 2004 in
ihrer Sonderschulklasse in einer städtischen großen Middle School
in Fort Lauderdale eine besonders schwierige Schülerin hatte.
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