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Ein neuer Gott für die alte Welt Die Geschichte des frühen Christentums
Ein neuer Gott für die alte Welt
Die Geschichte des frühen Christentums




Manfred Clauss

Rowohlt
EAN: 9783871347948 (ISBN: 3-87134-794-9)
544 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 22cm, Oktober, 2015

EUR 34,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Als vor Jerusalem ein Wanderprediger am Kreuz starb, ahnte niemand, dass damit ein neues Zeitalter anbrach. Vier Jahrhunderte später wurde das christliche Bekenntnis zur römischen Staatsreligion. Manfred Clauss erzählt die aufregende Geschichte dieses frühen Christentums – von den versprengten Urgemeinden bis ins 6. Jahrhundert – und entwirft ein überraschendes, archaisch-schillerndes Panorama: Da wird aus heidnischen Sonnwendfeiern das Weihnachtsfest, Märtyrer sehnen sich nach dem Tod, ein neues, prägendes Lebensideal der Askese bildet sich heraus. Streiter für ihre Kirche wie Paulus und Augustinus propagieren ihre Lehre, schreiben gegen falsche Propheten an – und Gruppierungen wie Arianer und Doketisten bekämpfen sich bis aufs Blut. Denn es war nicht nur die Liebesbotschaft des Evangeliums, die den Erfolg brachte: Das Christentum, wie wir es heute kennen, ist nicht zuletzt das Ergebnis von Eifer, Gewalt und politischem Kalkül. Manfred Clauss zeichnet ebenso mitreißend wie gelehrt ein neues Bild unserer abendländisch-christlichen Anfänge. Die Wiederentdeckung eines verschütteten Ursprungs, der uns heute in vielem fremd ist – und doch die wechselvolle Geschichte der letzten zweitausend Jahre in Europa geprägt hat.

Manfred Clauss, geboren 1945 in Köln, ist Professor emeritus für Alte Geschichte, zu deren bedeutendsten Kennern er gehört. Er lehrte in Berlin, Siegen, Eichstätt und Frankfurt am Main. Seine Bücher über Staaten, Gesellschaften und Religionen in der antiken Welt haben ein breites Publikum auch außerhalb der Wissenschaft gefunden. Nicht wenige davon sind heute Standardwerke, so etwa «Das Alte Ägypten» (2001), «Alexandria. Schicksale einer antiken Weltstadt» (2003) und «Mithras. Kult und Mysterium» (2012).
Rezension
Die Geschichte des frühen Christentums wird nicht selten verklärt oder nur aus binnen-christlicher, kirchengeschichtlicher Perspektive beschrieben - umso wichtiger ist ein kritischer Blick von außen, von einem Alt- und Profan-Historiker, der das frühe Christentum nicht zuletzt auch als Ergebnis von Eifer, Gewalt und politischem Kalkül begreift und nicht nur aus der Liebesbotschaft des Evangeliums. Diese Darstellung umfasst den Zeitraum von den christlichen Urgemeinden bis ins 6. Jahrhundert n.Chr. Am Anfang steht nach Auffassung des Autors der christliche Exklusivismus oder Fundamentalismus («Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben»): Jede christliche Gruppierung glaubte, der von ihr eingeschlagene Weg sei der richtige – ein Konzept, das die Christen vom Judentum übernommen hatten. Und so schätzte jede christliche Gruppierung ihren eigenen Standpunkt als orthodox (rechtgläubig) und alle anderen als heterodox (falschgläubig) oder häretisch ein. Es geht in dieser Darstellung vor allem darum, die Vielgestaltigkeit des frühen Christentums vor Augen zu führen; denn neben den Großkirchen existierte eine Fülle von kleineren christlichen Gemeinschaften, die oft erstaunlich lange Bestand hatten.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Themen: Antike; Sozial- und Kulturgeschichte; Christliche Kirchen, Konfessionen, Gruppen; Altes oder Biblisches Israel; Altes Rom; Christi Geburt bis 500; Bezug zu Christen & christlichen Gruppen
Inhaltsverzeichnis
Vorwort: Quo vadis? Der lange Weg zu den Christentümern 7

«Ich bin die Wahrheit» – der christliche Fundamentalismus 13

1.Kapitel: Die Anfänge 29

Jesus von Nazareth – die Erfindung des Messias 31
Paulus – der Beginn der Heidenmission 65
Die frühe Kaiserzeit – Nero, Trajan und das erste Jahrhundert christlicher Existenz 74

2.Kapitel: Christen und Welt 97

«Unsere Heimat ist im Himmel» – der weltfremde Glaube 98
Die Selbst-Auslieferer – Wege, dem Diesseits zu entfliehen 103
Das Martyrium – eine christliche Herausforderung 108
Bürger zweier Reiche – wie man sich in der Welt einrichtet 128

3.Kapitel: Zwei Jahrhunderte in brüchiger Sicherheit 137

Marc Aurel – Gebete für das Reich 140
Decius – der Streit um die Abgefallenen 145
Valerian und Gallienus – vom Opferzwang zur Duldung 185

4.Kapitel: Organisation und Alltag 197

Bischof und Bistum – die weltliche Ordnung der Gemeinde Gottes 197
Finanzen und Reichtum – vom Erwerb der himmlischen Gnade 210
Der kirchliche Alltag – Leben zwischen Taufe und Buße 220
Glaube und Geschlecht – das Ideal der Keuschheit und das notwendige Übel der Ehe 259
Das Mönchtum – ein neuer Kult der Askese 275

5.Kapitel: Zwei Jahrhunderte mit dem Kaiser im Rücken 293

Diocletian und Maximian – der letzte Rückschlag 293
Galerius und Konstantin – von der Duldung zur Förderung 303
Donatisten und Arianer – christlicher Streit unter staatlicher Aufsicht 313

6.Kapitel: Gott und Teufel 381

«Das Angesicht Gottes schauen» – die Gestalt des Göttlichen 381
Teufel und Dämonen – der Kampf um die Macht in der Welt 384
Himmel und Hölle – von glücklichen Seelen und gepeinigten Körpern 401
Christliche Magie – Zaubermittel gegen das Böse 413

7.Kapitel: Der Streit um die Natur(en) Christi 425

Pulcheria und Athenaïs – Christus zwischen zwei Frauen 426
Streitbare Synoden – vom Recht des Stärkeren 435
Kein Bad für Häretiker – der christologische Streit im Alltag 447
Justinian – ein Missklang zwischen Kirche und Staat 458
Am Ende eines langen Weges – Christentümer für Ost und West 473

Anmerkungen 481
Literatur 517
Personenregister 527
Dank 537
Bildnachweis 539