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Doing Mehrkindfamilie Familienalltag, Erwerbsarrangement und soziale Unterstützung
Doing Mehrkindfamilie
Familienalltag, Erwerbsarrangement und soziale Unterstützung




Romy Simon

Beltz Verlag
EAN: 9783779967941 (ISBN: 3-7799-6794-4)
329 Seiten, paperback, 15 x 23cm, April, 2022

EUR 49,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Familien sehen sich zunehmend mit Entgrenzungen des Privaten sowie der Erwerbsarbeit konfrontiert. Die aktive Gestaltung des Familienlebens wird somit zu einer unabdingbaren Voraussetzung für Familien. Dabei stehen Mehrkindfamilien hier vor besonderen Aufgaben. In der mikrosoziologischen Studie werden die alltäglichen Herstellungsleistungen unterschiedlicher Familienakteur:innen untersucht. Insbesondere wird die familiale Arbeitsteilung sowie die (Nicht-)Möglichkeit, soziale Unterstützungsressourcen aktivieren zu können, mit den jeweiligen Auswirkungen auf das Familienleben erforscht.

Romy Simon, Dipl.-Soz., arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Beratung und Rehabilitation des Instituts für Sozialpädagogik, Sozialarbeit und Wohlfahrtswissenschaften an der Technischen Universität Dresden.
Rezension
Diese für den Druck überarbeitete soziologische Dissertation an der TU Dresden thematisiert die Frage nach der zunehmend schwierig werdenden Gestaltung des Familienlebens insbesondere von Mehrkindfamilien angesichts der Entgrenzungen des Privaten sowie der Erwerbsarbeit. Mehrkindfamilien sind hier besonders herausgefordert und stehen vor beachtlichen Problemen. Die mikrosoziologische Studie fragt besonders nach familialer Arbeitsteilung, der (Nicht-)Möglichkeit sozialer Unterstützung und den jeweiligen Auswirkungen auf das Familienleben. In Deutschland gehen mit der Geburt eines Kindes und des damit verbundenen Mutterschutzes sowie der sich daran anschließenden Elternzeit insbesondere für Frauen Einschränkungen einher, die ihre beruflichen Perspektiven begrenzen. So wird von Beschäftigen immer häufiger Flexibilität, Mobilität und eine stetige Weiterqualifikation erwartet. Das Erfüllen dieser Anforderungen gestaltet sich dabei insbesondere für die Mütter als schwierig. Das Absinken der Geburtenrate in Deutschland ist zudem insbesondere durch den Rückgang von Mehrkindfamilien geprägt. Entscheidet sich ein Paar für ein Kind, wird es immer seltener, dass dieses in einer Familie mit mehreren Geschwisterkindern aufwächst. Eine Beeinflussung der Familienplanung kann auch das in der deutschen Gesellschaft dominante Bild einer Zweikindfamilie sein: wer mehr Kinder bekommt, verstößt gegen eine Art impliziter Norm.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
Familie | Doing Family | Mikrosoziologie | Geschlecht | Arbeitsteilung | Care Arbeit | Care | Gender | Familienleben | Erwerbsarbeit | Soziologie
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung 9

2. Mehrkindfamilien und kinderreiche Familien – Befunde 15


2.1 Von der Zweikind- zur Mehrkindfamilie 16
2.1.1 Über den Weg zur Mehrkindfamilie 16
2.1.2 Veränderungen durch den Übergang zur Mehrkindfamilie 22
2.2 Mehrkindfamilien in Deutschland 26
2.2.1 Demografische und sozioökonomische Situation 26
2.2.2 Typologien von Mehrkindfamilien 30
2.3 Gestaltung des Familienalltags in Mehrkindfamilien 32
2.3.1 Zeit als rare Ressource 32
2.3.2 Zwischen Glück und Herausforderung 33
2.3.3 Soziale Unterstützung durch soziale Netzwerke 36
2.3.4 Zweier- und Geschwisterbeziehungen 37
2.4 Zwischenbetrachtung und Forschungslücken 38

3. Familie als Herstellungsleistung 42

3.1 Traditionslinien des Doing Family-Konzeptes 44
3.1.1 Ethnomethodologische Geschlechterforschung 46
3.1.2 Anleihen aus den Praxistheorien 48
3.1.3 Ansatz der alltäglichen Lebensführung 51
3.2 Das Doing Family-Konzept 56
3.2.1 Grundlagen des Doing Family-Konzepts 56
3.2.2 Zwei Grundformen der Herstellung von Familie 57
3.2.3 Praktiken und Rituale 59
3.2.4 Fünf Hauptbereiche zur Erforschung der Herstellungsleistungen 62
3.3 Zwischenbetrachtung 74

4. Konzepte der sozialen Netzwerke und sozialen Unterstützung 78

4.1 Das Konzept der sozialen Netzwerke 79
4.1.1 Dimensionen in der Netzwerkforschung 81
4.1.2 Die soziale Eingebundenheit der Familie als soziales Netzwerk 84
4.2 Das Konzept der sozialen Unterstützung 88
4.2.1 Die Vielfalt sozialer Unterstützungsprozesse und deren Wahrnehmung 90
4.2.2 Von positiv bis negativ – die Wirkungen sozialer Unterstützung 92
4.2.3 Quellen sozialer Unterstützung für die Familien 95
4.3 Zwischenbetrachtung 101

5. Anlage der mikrosoziologischen Studie 104

5.1 Forschungsfrage, Datenerhebung und -auswertung 105
5.1.1 Forschungsfrage und Forschungshaltung 105
5.1.2 Das leitfadengestützte Interview: Paar- und Kinderinterviews 106
5.1.3 Die teilnehmende Beobachtung 110
5.1.4 Die dokumentarische Methode als transversale Auswertungstechnik 112
5.2 Ablauf der Studie 116
5.2.1 Durchführung der Erhebung 116
5.2.2 Forschungspraxis und Reflexion 121

6. ‚Wir als Familie‘ 127

6.1 Gewachsene Mehrkindfamilien 128
6.1.1 Familienerweiterung als Paarentscheidung 128
6.1.2 Umgang mit den anstehenden Veränderungen 133
6.2 Mehrkindfamilien in Stieffamilienkonstellationen 135
6.2.1 Der Wunsch nach einem gemeinsamen Kind 136
6.2.2 Die Herausforderungen des Stiefelternseins 139
6.2.3 Koordination mit der zweiten Familie des Kindes 144
6.3 Familienzeiten und -aktivitäten 147
6.3.1 Mahlzeiten – Ort des Austausches 148
6.3.2 Ausflüge und Reisen – gemeinsame Zeiten neben dem Alltag 152
6.3.3 Medien – Strategien der Vernetzung und des Organisierens 163
6.4 Darstellung und Wahrnehmung der Familie 166
6.4.1 Bildliche Darstellungspraktiken von Familien 166
6.4.2 Wahrnehmung der Mehrkindfamilien 170
6.5 Zwischenbetrachtung 175

7. Erwerbstätigkeit und Hausarbeit 179

7.1 Doppelverdienermodell 182
7.1.1 Herausforderungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf 182
7.1.2 Zwischen höherem Verdienst und geringeren Zeiten 188
7.1.3 Haushalt als Familienthema 194
7.2 Väterliche Vollzeiterwerbstätigkeit und mütterliche Nichterwerbstätigkeit 199
7.2.1 Der geplante (Nicht-)Wiedereinstieg in das Erwerbsleben 199
7.2.2 Einfluss des Erwerbsarrangements auf die Alltagsgestaltung 204
7.2.3 Die primäre mütterliche Zuständigkeit für den Haushalt 207
7.3 Mütterliche Nichterwerbstätigkeit als Raum für Qualifikationserwerb 212
7.3.1 Aufnahme des Studiums – zwischen Selbstverwirklichung und Familie 213
7.3.2 Studium und Familienleben – zwei Bereiche mit eigenen Anforderungen 217
7.3.3 Erwerbstätigkeit nach dem Studium – externe Blicke und eigene Pläne 225
7.3.4 Organisation des Haushaltes mit Einbezug der Kinder 227
7.4 Zwischenbetrachtung 232

8. Soziale Unterstützungsprozesse in sozialen Netzwerken von Mehrkindfamilien 239

8.1 Zwischen großelterlicher Unterstützung und großmütterlicher Mitverantwortung 240
8.1.1 Großelterliche Unterstützung als notwendiger Bestandteil der Alltagsorganisation 240
8.1.2 Großelterliche Unterstützung als potenziell aktivierbare Ressource 247
8.1.3 Fehlende großelterliche Unterstützung 250
8.2 Geschwister als Care-Erbringende 257
8.2.1 Geringe Inanspruchnahme geschwisterlicher Betreuungsleistungen 258
8.2.2 Ältere Schwestern als ‚zweite Mutter‘ 260
8.3 Einbezug außerfamiliärer Unterstützungsressourcen 270
8.3.1 Familienexterne Ressourcen als Austauschprozess 270
8.3.2 Der Wechsel von Familienphasen als perspektivische Entlastung 276
8.3.3 Einflussnahme des Erhaltes sozialer Unterstützung auf die Paarzeit 280
8.4 Zwischenbetrachtung 282

9. Schlussbetrachtungen 289

9.1 Verknüpfung der Theoriekonzepte Doing Family, soziale Netzwerke und soziale Unterstützung 291
9.2 Veränderungsdynamiken als Erweiterung der beiden Grundformen 297
9.3 Weiterführende Forschungsmöglichkeiten 300

Literaturverzeichnis 303
Anhänge 325