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Dietrich Bonhoeffer Auf dem Weg zur Freiheit
Dietrich Bonhoeffer
Auf dem Weg zur Freiheit




Wolfgang Huber

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406731372 (ISBN: 3-406-73137-6)
336 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 22cm, Februar, 2019, mit 25 Abbildungen

EUR 26,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
"Nicht in der Flucht der Gedanken, allein in der Tat ist die Freiheit."

Dietrich Bonhoeffer

Dietrich Bonhoeffer gehört zu den populärsten Theologen. Sein Widerstand gegen Hitler hat weltweit Protestbewegungen inspiriert. Seine Briefe aus der Haft wurden als Neubeginn der Theologie gefeiert. Seine Hinrichtung hat ihn zum Märtyrer werden lassen. Wolfgang Huber stellt Bonhoeffers Denken in den Mittelpunkt dieses prägnanten Porträts und macht deutlich, warum seine mutigen Entscheidungen auch heute Ansporn sein können.

Im Juni 1939 wurde Dietrich Bonhoeffer in New York eine Dauerstelle angeboten, doch der junge Theologe, der bereits seine Lehrbefugnis verloren hatte, entschied sich gegen das Exil. Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs kehrte er nach Berlin zurück, um für ein besseres Deutschland zu kämpfen. Es folgten Zeiten der Konspiration, Camouflage, Gefangenschaft, Einsamkeit und Zuversicht trotz allem. Wolfgang Huber macht deutlich, warum Bonhoeffers meistgelesene Schriften - die "Ethik" und "Widerstand und Ergebung" - nur unter diesen existentiellen Bedingungen entstehen konnten. Dass theologisch und ethisch stets die konkrete Situation zu berücksichtigen ist, war geradezu ein Grundzug von Bonhoeffers Denken, das sich durch kühne Neuansätze auszeichnet und von Anfang an eng mit seinem Leben verknüpft ist. Am 9. April 1945 wurde Bonhoeffer auf Hitlers persönliches Geheiß hingerichtet.

Wolfgang Huber, Professor für Theologie in Berlin, Heidelberg und Stellenbosch (Südafrika), war u. a. Vorsitzender des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland und Mitglied des Deutschen Ethikrats. Er wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Max-Friedländer-Preis, dem Karl-Barth-Preis und dem Reuchlin-Preis. Wolfgang Huber hat die Neuausgabe der "Dietrich Bonhoeffer Werke" federführend mitverantwortet.
Rezension
Dietrich Bonhoeffer, geboren 1906 - 1945 von den Nazis ermordet, gehört, neben Karl Barth und Paul Tillich zu den bedeutendsten und weltweit am stärksten rezipierten deutschsprachigen protestantischen Theologen des 20. Jahrhunderts; seine wichtigsten Werke wie "Nachfolge", "Ethik", oder "Widerstand und Ergebung" sind in die bedeutendsten Sprachen der Welt übersetzt. Er war Theologe und Pfarrer, kämpfte von Beginn an gegen das NS-Regime, gründete die Bekennende Kirche mit, erhielt Lehrverbot und arbeitete zuletzt in der Abwehr unter Admiral Canaris, dessen Widerstandskreis er angehörte. 1943 wurde er verhaftet, ohne Gerichtsurteil gefangen gehalten und am 9. April 1945 durch ein SS-Standgericht kurz vor dem Eintreffen der US-Truppen erhängt. Kaum ein anderer Theologe hat so wie Dietrich Bonhoeffer darauf beharrt, dass theologisches und ethisches Denken immer Denken in einer bestimmten Situation ist und sich unter neuen politischen oder gesellschaftlichen Umständen ändern kann. Das bedeutete für ihn zugleich aber auch, dass das Denken das Leben ändern kann, ja in besonderen Fällen ändern muss. So entschied sich Bonhoeffer im Juni 1939, als ihm in New York eine Dauerstelle angeboten wurde, gegen das Exil und kehrte kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs nach Berlin zurück, um für ein besseres Deutschland zu kämpfen. Es folgten Zeiten von Konspiration, Camouflage, Gefangenschaft, Einsamkeit und Zuversicht trotz allem. Wolfgang Huber macht in seinem biographischen Porträt deutlich, warum Bonhoeffers meistgelesene Schriften — insbesondere die Ethik und Widerstand und Ergebung — nur unter diesen existentiellen Bedingungen entstehen konnten und wie sich sein Leben und Denken spannungsvoll ergänzten. Die kühnen Neuansätze des großen «unvollendeten» Theologen, der am 9. April 1945 auf Hitlers persönliches Geheiß hingerichtet wurde, ermutigen bis heute Menschen zum konsequenten Glauben und Handeln — gerade angesichts weltweiter Not und um sich greifender Gewalt, ungewisser Zukunft und Gefahren für die Demokratie.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
20. Jahrhundert, Biografie, Dietrich Bonhoeffer, Einsamkeit, Ethik, Gefangenschaft, Glaube, Hinrichtung, Konspiration, Nationalsozialismus, Neuanfang, Theologe, Theologie, Widerstand und Ergebung, Wolfgang Huber, Zuversicht
Inhaltsverzeichnis
1. Prolog: Wer war Dietrich Bonhoeffer?

Denken und Leben 9
Sturm und Drang 10
Bekenntnis und Widerstand 18
Zuversicht ohne Ende 27
Modern und zugleich liberal 33

2. Bildungswege

Die Familie als Bildungsort 39
Nietzsche und andere Schulmänner 41
Rom, die Kirche und die Theologie 44
Abschlüsse und Aufbrüche 52

3. Die Kirche als Vorzeichen vor der Klammer

Individuelle Spiritualität oder Gemeinschaft 61
Die soziale Gestalt des Glaubens 67
Weltkirche und Wortkirche 76
Das Gerechte tun und auf Gottes Zeit warten 84

4. Billige oder teure Gnade

Immer wieder Luther 87
Unendliche Leiter und guter Baum 89
Nachfolge und Widerstand 94
Beten und das Gerechte tun 105

5. Die Bibel im Leben und in der Theologie

Von der Bergpredigt zu den Losungen 110
Die Bibel vergegenwärtigen 117
Historischer Jesus oder gegenwärtiger Christus 121
Zurück zu den Anfängen des Verstehens 126

6. Christlicher Pazifismus

Kirche und Welt, Frieden und Widerstand 129
Friedfertige und Pazifisten 130
Freund oder Feind 133
Nur Gebote, die heute wahr sind 136
Gewaltfrei Frieden machen 142
Zwischen Militarismus und doktrinärem Pazifismus 150
Willkürliches und lebensnotwendiges Töten 152
Bonhoeffers Aktualität 154

7. Widerstand mit theologischem Profil

Bonhoeffers Rolle im Widerstand 161
In der Einsamkeit des Gewissens 170
Theologie des Widerstands 172
Schuld und Widerstand 177
Wunderbar geborgen 180

8. Mut zur Schuld

Schöpfung und Schuld 186
Bonhoeffers kirchliches Schuldbekenntnis 189
Geistesgegenwärtiges Bekennen 193
Kann die heilige Kirche sündigen? 197
Nothilfe und Schuld 202

9. Verantwortungsethik

Arbeit an der Ethik 210
Wegbereitung 212
Beruf und Verantwortung 216
Natürliche Rechte und Menschenrechte 225
Zivilcourage 229

10. Kein Ende der Religion

In religionsloser Zeit 233
Kritik der Religion 235
Die mündig gewordene Welt 243
Das religiöse Gewand ablegen 248
Glaube in einer Welt voller Religion 253

11. Polyphonie des Lebens

Drei schriftstellerische Vorhaben im Gefängnis 257
Nie ohne Musik 259
Bach oder Beethoven 264
Gregorianisch singen 267
Musiker oder Theologe 272
Fragmentarisches Leben 274

12. Epilog: Was bleibt

Weltweite Wirkungen 279
Kronzeuge von Protest und Widerstand 285
Bereitschaft zum Neuanfang 291
Von guten Mächten 295

Dank 301
Zeittafel 303
Literatur 313
Bildnachweis 331
Personenregister 333