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Die verbotenen Bücher Wie das Neue Testament entstand - Mythos und Wahrheit
Die verbotenen Bücher
Wie das Neue Testament entstand - Mythos und Wahrheit




Michael Green

SCM R. Brockhaus
EAN: 9783417249897 (ISBN: 3-417-24989-9)
192 Seiten, paperback, 14 x 21cm, 2007

EUR 12,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Dan Browns Bestseller "Sakrileg - The Da Vinci Code" und der gleichnamige Film haben die Massen begeistert, aber unter Fachleuten auch viel Widerspruch ausgelöst. Die gewagten Theorien und Behauptungen des Erfolgsthrillers sind für den Theologen Michael Green Anlass, um der Entstehung des Neuen Testaments nachzugehen.

Mit wissenschaftlichem Anspruch und trotzdem leicht verständlich legt er dar, warum bestimmte Bücher in den Kanon der Bibel aufgenommen wurden und warum manche keine Berücksichtigung fanden. Dabei zeigt sich, dass die von Dan Brown aufgestellten Thesen nicht haltbar sind.
Rezension
Gleich zu Beginn nimmt Green Bezug auf Sakrileg – The Da Vinci Code von Dan Brown. Er widerlegt eine Reihe von Ungenauigkeiten und Fehlern in Browns Roman. Kann man einen Roman für historische Ungenauigkeiten kritisieren? Man kann, denn als Leser eines Romans möchte man wenigstens in groben Zügen den Eindruck haben, dass es sich so ereignet haben könnte. Bei Sakrileg drängt sich allerdings der Verdacht auf, dass Browns Kenntnisse über die Thematik defizitär sind. Green korrigiert Schritt für Schritt diese Fehler, beispielsweise die Darstellung in Sakrileg, dass die älteren gnostischen Evangelien, in denen Jesus als Mensch dargestellt wurde, auf dem Konzil von Nizäa durch eine von Kaiser Konstantin in Auftrag gegebene neue Evangeliensammlung ersetzt wurden, in denen Jesus nur noch göttlich dargestellt wurde.
Insofern ist die Klarstellung Greens ein Verdienst. Er konzentriert sich dabei vor allem auf Browns Vorwürfe, die Kirche habe die Botschaft Jesu verfälscht und die neutestamentliche Überlieferung sei unzuverlässig. Im ersten Teil seines Buches bezieht sich Green dabei auf allgemein akzeptierte Ergebnisse neutestamentlicher Wissenschaft.
Auffällig ist, dass Green von einer ungebrochenen Überlieferung von den Lebzeiten Jesu bis zur Abfassung der Evangelien voraussetzt. So geht Green nicht davon aus, dass sich als Konsequenz der Ostererfahrungen der Jünger eine radikale Verschiebung der Perspektive vom Wanderprediger hin zum von den Toten auferweckten Herrn ergeben hat. Bultmanns Unterscheidung zwischen historischen Angaben und Kerygma lehnt Green explizit ab und stellt sie in eine Nähe zum Gnostizismus (S. 155).
Der Schluss des Buches ist weitgehend aus einer apologetischen Perspektive geschrieben. So werden beispielsweise die Gefahren des Gnostizismus nicht mehr mit der neutestamentlichen Forschung, sondern mit dem Widerspruch zum "echten christlichen Glauben" begründet (S. 155). Das Kapitel zum Gnostizismus schließt Green mit einer Gegenüberstellung von "modernem Gnostizismus" und "traditionellem Christentum" ab. Unter "traditionellem Christentum" versteht er "die Glaubensvorstellungen, die die abendländische Kunst und Kultur viele Jahrhunderte lang geprägt haben (der Glaube an ein Leben nach dem Tod, Himmel, Hölle, Gott und Teufel)". Mit dem "modernen Gnostizismus" bringt Green den Verfall der Moral, sexuelle Freizügigkeit und Hedonismus in Verbindung. Auch die Wahl eines homosexuellen Bischofs in den USA sieht er als Ausdruck des "modernen Gnostizismus" an. Das "traditionelle Christentum" dagegen stellt nach Green die Bibel gegen den Zeitgeist und bewahrt durch eine restriktive Sexualmoral und konsequente Ablehnung der Homosexualität vor Leid und Aids.
Durch diesen eher missionarischen Impetus besonders am Ende des Buches kommt es zu einer Vermischung von neutestamentlicher Forschung und der Verteidigung eines "traditionellen Christentums", wodurch das Projekt einer sachlichen Widerlegung von Unrichtigkeiten in Browns Roman nicht durchgängig gelingt.

Christoph Terno, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Inhaltsverzeichnis
1. Ein Bestseller und die »verbotenen Bücher« 7
2. Woher stammt die Idee, einen Kanon der biblischen Bücher zu schaffen? 17
3. Die neutestamentlichen Manuskripte – sind sie vertrauenswürdig? 27
4. Der neutestamentliche Kanon – wie kam es dazu? 39
5. Der neutestamentliche Kanon – wie entwickelte er sich? 52
6. Der neutestamentliche Kanon – wie erhielt er seine endgültige Form? 68
7. Nach welchen Kriterien wurden Bücher in den Kanon aufgenommen oder von ihm ausgeschlossen? 78
8.Wer waren die Gnostiker? 90
9. Warum verwarf die Kirche die gnostischen Evangelien? 103
10. Was ist so gefährlich am Gnostizismus? 119
11. Welche weiteren Bücher hat die Kirche abgelehnt? 137
12. Welche Bedeutung hat die Entwicklung des neutestamentlichen Kanons für uns heute? 146
13. Wohin führt uns das »heilige Weibliche«? 163
14. Zusammenfassung 174
Kleines Glossar 179
Literaturverzeichnis 188