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Die politischen Zahlen Über Quantifizierung im Neoliberalismus
Die politischen Zahlen
Über Quantifizierung im Neoliberalismus




Oliver Schlaudt

Vittorio Klostermann
EAN: 9783465043393 (ISBN: 3-465-04339-1)
192 Seiten, kartoniert, 13 x 20cm, Dezember, 2018

EUR 19,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Bruttoinlandsprodukt, Wirtschaftswachstum, Leistungsindikatoren und Rankings. Wir alle sind ständig von den "politischen Zahlen" umgeben, wenn wir nur die Nachrichten einschalten oder die Zeitung öffnen. Diese Zahlen stehen für rationale Entscheidungsfindung. Aber kaum einer kennt die gewaltige Maschinerie, aus der diese Zahlen stammen, die unser Leben bestimmen. In diesem Buch werden schrittweise und anschaulich die Grundlagen dieser Zahlenmaschinerie dargelegt. Politische Vorentscheidungen, zweifelhafte Annahmen, bisweilen bare Absurditäten bestimmen den Mechanismus, durch welchen eine zahlengläubige Gesellschaft beständig die Illusion nährt, Politik sei im Grunde überflüssig, da die richtigen Entscheidungen durch die "Fakten" bestimmt seien und letzte Fragen hinlänglich durch den Markt beantwortet würden.

Zuletzt erschien Oliver Schlaudt "Wirtschaft im Kontext. Eine Einführung in die Philosophie der Wirtschaftswissenschaften in Zeiten des Umbruchs" (Klostermann RoteReihe 85, 2016)
Rezension
Deregulierung, Privatisierung, Flexibilisierung sind bekannte politische Forderungen des Neoliberalismus. Historisch nachgewiesen ist, dass diese Strömung der Wirtschaftswissenschaft zur Panökonomisierung aller Lebensbereiche führt, globale soziale Ungleichheiten legitimiert, Demokratie delegitimiert und die Ausbeutung natürlicher Ressourcen forciert. Nach den Finanzkrisen wurde geunkt, diese ökonomische Theorie habe ihr Kapital in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft verspielt. Aber das Gegenteil scheint der Fall zu sein, immer wieder besitzt der Neoliberalismus ein Beharrungsvermögen und fungiert als gesellschaftspolitisch dominanter Ordnungsdiskurs. Dieses resultiert sicherlich auch daraus, dass Hauptvertreter neoliberaler Ökonomik als ideologiefrei und empirisch begründet präsentieren, was ihnen seitens der Öffentlichkeit vielfach abgekauft wird.
Dass die Neoliberalismus keine Wertneutralität für sich beanspruchen kann, deckt Oliver Schlaudt (*1978), Professor für Philosophie und Politische Ökonomie an der Hochschule für Gesellschaftsgestaltung in Koblenz, überzeugend in seinem Buch „Die politischen Zahlen. Über Quantifizierung im Neoliberalismus“. Erschienen ist die Monographie, welche auf Seminaren des Autors zur Global Governance Institut d`études politiques de Paris, SciencePo in Nancy 2016 und 2017 gehalten hat. Dabei gelingt es ihm sehr gut, die metrologischen Verkürzungen des Neoliberalismus aufzudecken. Güter, die grundsätzlich nicht quantifizierbar sind, werden als solche betrachtet. Messprozesse beeinflussen das zu messende Phänomen. Schlaudt kritisiert u.a. die philosophischen Annahmen der BIP-Messungen, des New Public Management und der internationalen Leistungsvergleichsstudien. Neoliberalismus zielt ab auf Effizienzsteigerung und Individualisierung der Verantwortung.
Lehrkräften der Fächer Ethik, Philosophie, Politik und Wirtschaft liefert die ideologiekritische und wissenschaftstheoretisch reflektierte Untersuchung von Schlaudt produktive Materialien zur kritischen Auseinandersetzung mit der neoliberalen Wirtschafts-, Gesellschafts- und Wissenstheorie im schulischen Unterricht. Im baden-württembergischen Bildungsplan 2016 für das Fach Ethik wird beispielsweise von den Schüler:innen gefordert, John Rawls` egalitaristische Gerechtigkeitstheorie mit einer weiteren zu vergleichen, zum Beispiel mit der von Friedrich August von Hayek. Dazu bietet es sich auch an mit Bildern und Filmen zu arbeiten, von denen mehrere in dem vorliegenden Band angeführt werden.
Fazit: Oliver Schlaudt leistet mit seinem tiefsinnigen Buch „Die politischen Zahlen“ einen fundierten Beitrag zur Aufklärung über die noch immer in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft wirkungsmächtige Ideologie des Neoliberalismus.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlaudt, Oliver: Die politischen Zahlen
Über Quantifizierung im Neoliberalismus
2018. 192 Seiten. Kt 19,80 €
ISBN 978-3-465-04339-3
Klostermann Rote Reihe 102
Bruttoinlandsprodukt, Wirtschaftswachstum, Leistungsindikatoren und Rankings. Wir alle sind ständig von den "politischen Zahlen" umgeben, wenn wir nur die Nachrichten einschalten oder die Zeitung öffnen. Diese Zahlen stehen für rationale Entscheidungsfindung. Aber kaum einer kennt die gewaltige Maschinerie, aus der diese Zahlen stammen, die unser Leben bestimmen. In diesem Buch werden schrittweise und anschaulich die Grundlagen dieser Zahlenmaschinerie dargelegt. Politische Vorentscheidungen, zweifelhafte Annahmen, bisweilen bare Absurditäten bestimmen den Mechanismus, durch welchen eine zahlengläubige Gesellschaft beständig die Illusion nährt, Politik sei im Grunde überflüssig, da die richtigen Entscheidungen durch die "Fakten" bestimmt seien und letzte Fragen hinlänglich durch den Markt beantwortet würden.
GDP, economic growth indicators, performance indicators, rankings: we´re continually surrounded by "political figures", whenever we watch the news or peruse a newspaper. Yet hardly anyone sees through the workings of the enormously productive machinery generating these figures which rule our everyday life. This book presents the fundamentals of this mechanism, determined by preliminary decisions issued by politics, doubtful suppositions, and, sometimes, mere absurdities, clearly and step by step. It shows how a society, by putting its faith in figures, constantly nurtures the illusory conviction that politics are essentially superfluous, as decisions are being determined by facts anyway, and last questions being sufficiently answered by market forces.
»Schlaudts Buch kann anregen, darüber nachzudenken, ob die pure Ausrichtung des Lebens an »politischen Zahlen« weiterhin erstrebenswert ist oder ob wir die Zahlen aus bestimmten Bereichen unseres Lebens heraushalten.«
Neue Zürcher Zeitung
»Schlaudt leistet einen wichtigen Beitrag zur Formulierung einer genuinen Wirtschaftsphilosophie.«
Deutsche Zeitschrift für Philosophie
Inhaltsverzeichnis
»Gezählt, gewogen, geteilt.«
Einleitung über Metrologie und Politik 7
1 Zahl und Politik 17
1.1 Ökonokratie 17
1.2 Statistik: Der Staat und seine Zahlen 42
1.3 Fetisch Effizienz: Kosten–Nutzen-Analyse 51
1.4 Wie misst man Wohlstand? 67
2 Wert und Preis 97
2.1 Vergewisserungen 97
2.2 Der Wert eines Menschen: Humankapital 108
2.3 Die Hochzeit des Diamanthändlers: Soziales Kapital 129
2.4 Natur im Ausverkauf: Naturkapital 137
2.5 Manet, Monet, Money: Kulturelles Kapital 146
2.6 Fazit: Die Dinge des Lebens 157
3 Sein und Besser-sein 165
3.1 Das Regime der Leistungsmessung 165
3.2 Im Spiegelkabinett der Evaluation 171
3.3 Schluss! 179
Danksagung 182
Literatur 183
Nachweise der Abbildungen 192
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