|
Die großen Unbekannten der Mathematik
Warum die Geschichte der Mathematik älter, östlicher und weiblicher ist, als wir glauben
Kate Kitagawa, Timothy Revell
Goldmann Verlag
EAN: 9783442316847 (ISBN: 3-442-31684-7)
400 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 22cm, Oktober, 2023
EUR 24,00 alle Angaben ohne Gewähr
|
|
Rezension
Mit „Die großen Unbekannten der Mathematik“ legen Katie Kitagawa und Peter Revell ein ebenso kluges wie unterhaltsames Sachbuch vor, das es sich zur Aufgabe macht, die oft vergessenen oder übersehenen Persönlichkeiten der Mathematikgeschichte ins Rampenlicht zu rücken. Der Titel ist dabei doppeldeutig gemeint: Gemeint sind sowohl mathematische Unbekannte im Sinne von Gleichungen – als auch die unbekannten Menschen hinter den großen Ideen.
Das Buch erzählt die Geschichte der Mathematik nicht über die bekannten Genies wie Newton oder Gauss (die zwar durchaus erwähnt werden), sondern über jene Denkerinnen und Denker, deren Beiträge lange im Schatten standen – sei es aus Gründen der Herkunft, des Geschlechts oder der gesellschaftlichen Umstände. Dabei gelingt den Autoren ein bemerkenswerter Spagat: Sie bleiben mathematisch präzise, verlieren sich aber nie in Fachchinesisch. Auch wer kein abgeschlossenes Mathestudium mitbringt, kann den Gedankengängen folgen und wird mit Aha-Momenten belohnt.
Besonders interessant für den Bildungsbereich ist, wie das Buch historische, kulturelle und politische Kontexte mit mathematischen Entwicklungen verknüpft. Dadurch wird Mathematik nicht als abstrakte Zahlenwelt präsentiert, sondern als zutiefst menschliche Tätigkeit – voller Entdeckungsfreude, Brüche, Zufälle und Mut. In der Schule oder Hochschule könnte das Buch hervorragend eingesetzt werden, um ein erweitertes, inklusiveres Bild mathematischer Geschichte zu vermitteln – etwa in Projekten, fächerübergreifend mit Geschichte oder Philosophie, oder im Rahmen von Referaten und Präsentationen.
Auch für Lehrkräfte bietet „Die großen Unbekannten der Mathematik“ inspirierende Impulse, um den eigenen Unterricht um erzählerische und biografische Elemente zu bereichern. Die Lebensgeschichten der im Buch porträtierten Persönlichkeiten laden dazu ein, das oft trockene Bild der Mathematik aufzulockern – und Schülerinnen und Schülern zu zeigen, dass mathematisches Denken nicht nur in Formeln lebt, sondern auch in Mut, Beharrlichkeit und Kreativität.
Fazit: „Die großen Unbekannten der Mathematik“ ist ein leidenschaftlich geschriebenes Buch, das einen frischen, menschenzentrierten Blick auf ein oft als unnahbar empfundenes Fach wirft. Für alle, die Mathematik nicht nur als Rechnen, sondern als kulturelle Praxis verstehen wollen, ist dieses Buch eine lohnende und inspirierende Lektüre – im Unterricht wie darüber hinaus.
Verlagsinfo
Wussten Sie, dass die Analysis gar nicht zuerst von Gottfried Wilhelm Leibniz und Isaac Newton beschrieben, sondern bereits im 14. Jahrhundert in Indien entworfen wurde? Dass Europa kleiner als Südamerika ist, aber dennoch größer kartografiert wurde, und dass es in der langen Geschichte der Mathematik viele Frauen gab, die einfach verdrängt worden sind. Trotz ihres Rufs eine neutrale Wissenschaft zu sein, die grundlegende Wahrheiten einfach berechnet, ist auch die Mathematik nicht gefeit vor patriarchalen und eurozentristischen Narrativen, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Die Historikerin Dr. Kate Kitagawa und der Wissenschaftsjournalist Dr. Timothy Revell unterziehen die rechnerische Disziplin einer kalkulierten Prüfung, stellen einige vermeintliche Wahrheiten richtig und verdeutlichen, dass die Mathematik schon immer ein globales Unterfangen gewesen ist, das nicht allein von weißen Männern mit Bart betrieben wurde, sondern von Menschen überall auf der Welt. Eine scharfsinnige, kluge und längst überfällige Neuerzählung über die großen unbekannten Mathematiker*innen der letzten 3000 Jahre.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7
1 Am Anfang. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
2 Die Schildkröte und der Kaiser . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
3 Eine Stadt namens Alex . . . . . 62
4 Der Anbruch der Zeit . . . . . . 83
5 Über die Ursprünge der Null 103
6 Das Haus der Weisheit . . . . . . 126
7 Der unmögliche Traum . . . . . 145
8 Die (ersten) Pioniere der Infinitesimalrechnung . . . . . 164
9 Newtonismus für Damen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193
10 Eine große Synthese. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217
11 Die mathematische Meerjungfrau . . . . . . . . . . . . . . . . 236
12 Revolutionen262
13 =. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 286
14 Sterne kartieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303
15 Codes entschlüsseln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321
Epilog. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349
Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 365
Quellenverzeichnis 369
Bildnachweis 377
Weiterführende Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 381
Stichwortverzeichnis/Personenverzeichnis 393/397
|
|
|