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Die Pädagogik der Bekehrung Sozialisation in chilenischen Pfingstkirchen
Die Pädagogik der Bekehrung
Sozialisation in chilenischen Pfingstkirchen




Daniel Frei

Reihe: Kirchen in der Weltgesellschaft


LIT
EAN: 9783643800831 (ISBN: 3-643-80083-5)
456 Seiten, paperback, 15 x 21cm, 2011

EUR 31,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Wie man Pfingstler wird, wie man sich zu einer religiösen Gemeinschaft bekehrt, ist schon oft untersucht worden. Wie und warum man Pfingstler bleibt, ist dagegen eine neue Fragestellung.

Zum ersten Mal werden die Entstehung und Geschichte, die gängigen Erklärungsversuche zum Wachstum und theologische Motive der Pfingstkirchen in Chile dargestellt. Diese sind Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem Methodismus entstanden und umfassen heute rund 15% der Bevölkerung.

Aus den Ergebnissen des Forschungsteils entwickelt der Autor eine pfingstlerische Gemeindepädagogik, deren Eigenheiten und Stärken im Vergleich mit anderen Entwürfen herausgearbeitet werden.

Daniel Frei hat 6 Jahre in Chile als Dozent der ev. Hochschule CTE auch Pfingstler unterrichtet. Heute leitet er das ref. Pfarramt für weltweite Kirche in Basel.
Rezension
Die Pfingstbewegung (Pentecostalismus, englisch: pentecostal) ist eine weltweit christlich-evangelikale Bewegung mit zahlreichen Denominationen innerhalb der traditionellen Kirchen und vor allem außerhalb in Freikirchen – etwa in Gestalt der sogenannten Charismatischen Bewegung. Gemeinsames Kennzeichen der Pfingstbewegung hinsichtlich Lehre und Glaubenspraxis ist die zentrale Bedeutung des Heiligen Geistes und damit des 3. Glaubensartikels des Apostolischen Glaubensbekenntnisses. In Lateinamerika (Afrika und Asien) zählen die Pfingstkirchen derzeit zu den am stärksten wachsenden (und massivst missionierenden) christlichen Gruppierungen. Im Unterschied zu rechtskonservativen evangelikalen Gruppierungen, die vor allem in den Vereinigten Staaten und Westeuropa anzutreffen sind und zumeist eine individualistische und jenseitsorientierte Ethik vertreten, finden sich in der Pfingstbewegung Afrikas und Lateinamerikas auch Konzepte, die die Veränderung ungerechter politischer Strukturen als notwendig ansehen und damit z.B. in Lateinamerika, wie hier in Chile, eine gewisse Nähe zu Befreiungstheologien aufbringen.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Kirchen in der Weltgesellschaft
Herausgegeben von Prof. Dr. Dieter Becker, Prof. Dr. Andreas Nehring

Die Reihe ist offen für wissenschaftliche Beiträge aus dem Bereich der Interkulturellen Theologie, die die globale Interaktion des Christentums mit regionalen Kulturen, Milieus und Religionen zum Thema haben. Diese interkulturellen Transformationsprozesse stellen auch Theologie und Kirchen in Europa vor neue Herausforderungen.
Inhaltsverzeichnis
VORWORT 7

EINLEITUNG 13

1 GEGENSTAND, AUSGANGSTHESE UND LEITFRAGEN 13

2 THEORETISCHE ANNÄHERUNGEN AN DEN (CHILENISCHEN) PENTEKOSTALISMUS 14
2.1 Religiöse Erziehung (Annahmen der Gemeindepädagogik) 14
2.2 Religiöse Sozialisation (Annahmen in der Sozialisationsforschung) 17
2.3 Religiöse Konversion (Annahmen in der Konversionsforschung) 20

3 PENTEKOSTALISMUS IN CHILE: FORSCHUNGSSTAND, QUELLENLAGE UND LITERATUR 26

4 AUFBAU DER ARBEIT 30

TEIL I:
GESELLSCHAFTLICHER KONTEXT, GESCHICHTE UND DEUTUNGSMUSTER DER CHILENISCHEN PFINGSTKIRCHEN 33


1 EINLEITUNG 33

2 DIE HISTORISCHE ENTWICKLUNG CHILES 34
2.1 Die präkolumbianische Geschichte Chiles 34
2.2 Religions- und kulturgeschichtliche Entwicklungen in Lateinamerika vom 16. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts 38
2.3 Anfänge und erste Höhepunkte des nichtkatholischen Christentums 1850 bis 1930 54
2.4 Politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen in Chile 1930 bis 2009 66

3 DIE ENTSTEHUNG UND ENTWICKLUNG DER MESTIZISCHEN PFINGSTBEWEGUNG 76
3.1 Wurzeln der chilenischen Pfingstkirchen in der weltweiten Pfingstbewegung 76
3.2 Die Entwicklung der Pfingstbewegung in Chile 87
3.2.1 Die Entwicklung der Iglesia Metodista Pentecostal 1909 bis in die frühen 1930er Jahre 88
3.2.2 Diversifizierung der Pfingstbewegung von 1930 bis 2009 110
3.2.3 Erscheinungsformen des Neopentekostalismus in Chile 120

4 RELIGIONSSOZIOLOGISCHE DEUTUNGSMUSTER FÜR DAS WACHSTUM DER PFINGSTBEWEGUNG IN CHILE 130
4.1 Statistisches Material und dessen Interpretation 131
4.2 Der Pentekostalismus als Rekonstruktion des Haziendamodells im urbanen Kontext 134
4.3 Der Pentekostalismus als Weiterentwicklung des Protestantismus und Faktor der Modernisierung 137
4.4 Der Pentekostalismus als ein religiöses Phänomen der Unterschicht 141
4.5 Penlekostalismus und Volksreligiosität 146
4.6 Zusammenfassung 149

5 THEOLOGISCHE BEZIEHUNGSWEISE EKKLESIOLOGISCHE IMPLIKATIONEN DER PFINGSTBEWEGUNG IN LATEINAMERIKA 152
5.1 Historische Entwicklung der pfmgstlerischen Theologie in Lateinamerika 153
5.2 Theologierelevante Aussagen in der pfmgstlerischen Verkündigung 155
5.3 Merkmale des chilenischen Pentekostalismus 158
5.4 Die Bedeutung der Zeitschriften für die Bildung theologischen Denkens der chilenischen Pfingstkirchen 160
5.5 Merkmale der Iglesia Evangelica Pentecostal 163

TEIL II:
PFINGSTLERISCHES LEBEN IN CHILE: DAS BEISPIEL DER IGLESIA EVANGELICA PENTECOSTAL (IEP) 166


6 DIE PFINGSTLERISCHE GEMEINDE 166
6.1 Einleitung 166
6.2 Methodische Vorüberlegungen 169
6.3 Historische Entwicklung und Gemeindeleben der Iglesia Evangelica Pentecostal 176
6.3.1 Die historische Entwicklung 177
6.3.2 Die Bedeutung der Gründergeneration 181
6.3.3 Pfingstgemeinden im Spiegel ihrer Selbstzeugnisse 190
6.3.4 Architektur und Liturgie: eine dialektische Ergänzung 204
6.4 Ekklesiale Profile der pfmgstlerischen Gemeinschaft 208
6.4.1 Die Zeugnisgemeinschaft 209
6.4.2 Die Gemeinschaft als Familie 239
6.4.3 Die affektive und therapeutische Gemeinschaft 256
6.4.4 Die dynamische Gemeinschaft in permanenter Aktion 268
6.4.5 Die migrierende Gemeinschaft 277
6.4.6 Die mystagogische Gemeinschaft 283
6.4.7 Die Lerngemeinschaft 290
6.5 Zusammenfassung 303

7 RELIGIONSSOZIOLOGISCHER DEUTUNGSVERSUCH 305
7.1 Die Innovationskraft des Pentekostalismus 306
7.2 Spannungsfelder: pfingstierische Vorstellungen und Praktiken 309
7.2.1 Charisma und Hierarchie 309
7.2.2 Die Rolle und das Selbstverständnis des Pastors 311
7.2.3 Die Genderproblematik 312
7.2.4 Apokalyptische Endzeiterwartungen und praktische Gegenwartsbewältigung 315
7.2.5 Der 'Sozialstreik' (la huelga social): Weltabkehr versus gezielte Weltzuwendung 316
7.3 Die Dynamik des Pentekostalismus 318
7.4 Zusammenfassung 322

TEIL III:
DIE GEMEINDEPADAGOGIK DER CHILENISCHEN PFINGSTKIRCHEN 324


8 DIE PFINGSTLERISCHE GEMEINDEPÄDAGOGIK 324
8.1 Einleitung 324
8.2 Das pfingstlerische Gemeindeverständnis 325
8.3 Das pfingstlerische Pädagogikverständnis 329
8.3.1 Die Gemeinde als Erziehungsort 330
8.3.2 Gott als trinitarischer Erzieher 331
8.3.3 Die informelle Erziehung: das ungeschriebene Curriculum 333
8.3.4 Die Steuerung der Lernprozesse, die Grenzen der Eerngemeinschaft 337
8.3.5 Das Verhältnis zur 'weltlichen' Erziehung 339
8.4 Die pfingstlerische Lerngemeinschaft in gemeindepädagogischer Perspektive 341
8.4.1 Die pädagogische Bedeutung der Vorbilder 342
8.4.2 Das Imitationslerncn in der Nachfolge 346
8.4.3 Ermahnung und Kirchenzucht 347
8.5 Zusammenfassung 352

9 DIE PFINGSTLERISCHE GEMEINDEPÄDAGOGIK IM VERGLEICH MIT ANDEREN KONZEPTEN 353
9.1 Pfingstkirchen und Volkskatholizismus 354
9.1.1 Die volkskatholische Prägung der Unterdrückten versus Gemeindepädagogik gegen die Unterdrückung 355
9.1.2 Religiös-magische Hierarchie versus kollektive Mystagogik 357
9.2 Pfingstkirchen und kirchliche Basisgemeinden (CEB) 358
9.2.1 Ver-Juzgar-Actuar (Sehen- Urteilen- Handeln) versus Ver-Experimentar/Sentir- Actuar (Sehen - Erfahren/Fühlen - Handeln) 362
9.2.2 Concientizaciön (Bewusstwerdung) versus Sacralizaciön (Heiligung): Versuche einer Synthese zwischen Pfingstbewegung und Befreiungstheologie 363
9.3 Pfingstkirchen und traditionelle protestantische Kirchen 372
9.3.1 Formar (Bilden) versus Educar (Erziehen) 373
9.4 Zusammenfassung 376

10. ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK 377
10.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 378
10.1.1 Umfeld und Wachstum der Pfingstkirchen 378
10.1.2 Sozialisation und Konversionsprozess 380
10.1.3 Sozialisations- und Erziehungsprozesse innerhalb der Pfingstgemeinschaft 381
10.1.4 Pädagogische Funktions-und Steuermechanismen 382
10.1.5 Pfingstlerische Gemeindepädagogik 384
10.2 Spannungen und Ambivalenzen des Modells 385
10.3 Gefährdung des Modells 387
10.3.1 Verlust der Spannung aufgrund der Unfähigkeit, auf den Rollenwandel in der Gesellschaft angemessen zu reagieren 388
10.3.2 Verlust von Attraktivität für die Armen durch gesellschaftlichen Wandel 392
10.4 Impulse derpfingstlerischen Gemeindepädagogik 393
10.4.1 Verstärkung der Konversionserfahrung 393
10.4.2 Intensives Gemeindeleben 394
10.4.3 Zugang zu kirchlichen Ämtern 395
10.4.4 Steuerung und Kontrolle von Veränderungen im Gemeindeleben 396
10.4.5 Informelle Erziehung 397
10.4.6 Stärkung gemeinschaftlicher Familien- und Patenbeziehungen 398
10.5 Erbrachte Leistungen und Ausblick 399

ZEITTAFEL CHILE VON 1536 BIS 2011 402
LANDKARTEN CHILES 407
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS 409
BILDERNACHWEIS 410
LITERATURVERZEICHNIS 411
INTERNETNACHWEISE 455