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Die Mythosphilosophie Ernst Cassirers Zur Bedeutung des Mythos in der Auseinandersetzung mit der Kantischen Erkenntnistheorie und in der Sphäre der modernen Politik
Die Mythosphilosophie Ernst Cassirers
Zur Bedeutung des Mythos in der Auseinandersetzung mit der Kantischen Erkenntnistheorie und in der Sphäre der modernen Politik




Esther Oluffa Pedersen

Königshausen & Neumann Verlag
EAN: 9783826039829 (ISBN: 3-8260-3982-3)
248 Seiten, paperback, 16 x 24cm, 2009

EUR 29,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Cassirers Auseinandersetzung mit dem Mythos in den zwanziger Jahren erschloss eine grundlegende Erweiterung und Neuorientierung der Erkenntnistheorie. Durch die Analyse des Mythos als einer der Wissenschaft, der Sprache und der Kunst beigeordnete Wirklichkeitserschließung bahnte Cassirer den Weg von einer Kantischen Kritik der Vernunft zur Kritik der Kultur. In den vierziger Jahren vertiefte und bereicherte er seine Mythosphilosophie durch eine erneute Auseinandersetzung mit den anthropologischen Quellen. Hieraus entfaltete Cassirer den Begriff des modernen politischen Mythos zur Beschreibung der politischen Technik des Nationalsozialismus. Die Kulturphilosophie Cassirers zeichnet sich aus durch die Betonung der Vielheit der Perspektiven zur Weltgestaltung und dem Weltverstehen. Gerade der Mythos stellt den vielleicht wichtigsten Prüfstein dieser neuschöpfenden und pluralen Theorie der Erkenntnis und des Lebens dar.

Die Autorin Esther Oluffa Pedersen (geboren 1975) ist Absolventin und Doktorin der Philosophie der Universität Kopenhagen, Dänemark. Heute ist sie am Institut für Philosophie und Ideengeschichte an die Universität Aarhus, Dänemark angestellt.
Rezension
Nach Ernst Cassirer ist der Mensch ist nicht nur durch Erkenntnis (Vernunft) geprägt, sondern auch durch Erleben (Mythos, Symbol, Religion, Kunst). Das hat er in seinem dreibändigen philosophischen Hauptwerk "Philosophie der symbolischen Formen" vor allem im Zweiten Teil: "Das mythische Denken" herausgearbeitet. Der Kultur-Philosoph Ernst Cassirer (1874-1945), der von 1919-33 Professor in Hamburg war und dann zunächst nach Oxford emigrierte, später nach Göteborg und seit 1941 in die USA (Yale University und Columbia University in New York), hat in den vergangenen 40 Jahren eine Art Renaissance bzw. erst die eigentliche Entdeckung erlebt. Seine Beschreibung des Menschen als Symbol verwendendes Tier und der symbolischen Formen hat z.Zt. Konjunktur, - nicht nur im Kontext einer religionspädagogischen Symboldidaktik; Symbol und Mythos wurden überhaupt wiederentdeckt. Im Gegensatz zur üblichen Ansicht in der Philosophie von der objektiven Nichtigkeit und Irrelevanz mythischen Denkens für die Philosophie kommt dem Mythos nach Ernst Cassirer eine besondere Bedeutung zu als Denkform, als Anschauungsform und als Lebensform. Gleichwohl ist sich auch Cassirer der Dialektik des mythischen Denkens bewußt.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 11
Texthinweise 14

Erster Teil — Die Philosophie der symbolischen Formen und der Kantische Einfluss 15

Kapitel 1 — Auseinandersetzungen mit der Kritik der reinen Vernunft 19

1. Die Diagnostik der Metaphysik — synchrone und diachrone Analyse 20

2. Die Fackel der Vernunftkritik — Spuren einer Thematik der Philosophie der symbolischen Formen in Cassirers Deutung der Kritik der reinen Vernunft von 1918 24
Verdoppelungen der Fragestellung 26
Die Funktionen der Einheit in den Urteilen 27
Das naturwissenschaftliche Paradigma — Cassirers Neukantianismus 29
Die Pluralität der kritischen Philosophie — eine alternative Lesart 31
Dualismus oder Monismus 34
Cassirer und Kant 35
Cassirer und Heidegger 40
Cassirer und Kant — erneut bedacht 41

3. Cassirers wiederholtes Ringen mit der Kritik der reinen Vernunft in der Philosophie der symbolischen Formen 43
Mythos, Sprache, Erkenntnis — drei Funktionen des Geistes 45
Systematik des Geistes 49
Konflikte der Kultur 52
Die Sinnlichkeit der symbolischen Formen 54
Das Verhältnis zwischen Zeichen und Bewusstsein 56
Die Spannung zwischen Erfahrung und Erkenntnis 58

Kapitel 2 — Die theoretischen Denkanstöße aus der Kritik der Urteilskraft zur Grundlegung einer Kritik der Kultur 63

Gangbare Wege der Philosophie — Krisis und Ur-Teilung 64

1. Der Gefühlsboden der Welterschließung 68
Die Technik der Natur 70
Eine Historisierung der Naturerkenntnis 74
Das Gefühl der Lust als Grund a priori für die Fasslichkeit der Natur 77
Die Einbeziehung des Gefühls in den Kreis des apriorisch Bestimmbaren 80
Mythos und Gefühlsleben als Basis der Kultur 82

2. Symbol, Bild, Schema 83
Das doppelte Geschäft der Urteilskraft 84
Hypotypose, eine Versinnlichung der Vernunft 86
Symbolische Erkenntnis 88
Cassirers Inversion der Kantischen Philosophie 90
Ansatzpunkt in der Sinnlichkeit 92
Polarisierung des Erfahrungsbegriffs 94

3. Teleologie, Metaphysik und Kritik 96
Zweckmäßigkeit und die Setzung eines göttlichen Intellekts 97
Cassirers zwei Interpretationsstrategien 98
Intellectus ectypus und intellectus archetypus 101
Immanente Unendlichkeit der menschlichen Endlichkeit 104
Goethe, Unendlichkeit und Urphänomen 105

Kapitel 3 — Symbolische Formen, Repräsentationen der Welt 110

Characteristica generalis 110

1. Die Funktion des Symbols 115
Drei Richtungen der Erfahrung 118

2. Relationalität zwischen Individuum und Geist 123
Intellektualismus 127
Die Kantische Formel: Synthesis 128
Doppelcharakteristik des Ausdrucks, der Darstellung und der Bedeutung 130
Problem des Intellektualismus Cassirers 135
Die Rationalisierungsannahme der Philosophie der symbolischen Formen 137

3. Symbolische Formen, Zeichen und Zeichengebung 140
Die symbolischen Formen und die Zeichengebung 142
Unmittelbarkeit und Distanzierung in der Zeichengebung 144
Abschließende Bemerkung 151

Zweiter Teil — Die Verästelungen der Mythosphilosophie Ernst Cassirers 153

Kapitel 1 — Der Mythos, seine Bedeutung und Leistungen 157

1. Mythos als Mutterboden der Kultur 160
Kulturelle Evolution 164
Die Logik der Götternamen — eine Theorie der Urprädikation 170
Augenblicksgötter, Sondergötter und persönliche Götter 172
Sondergötter — die Ausbildung der Klassifikation durch das tätige Tun 179
Lebensgefühl, Sozialität und Praxis des mythischen Denkens 182

2. Der Aufbau der mythischen Lebenswelt 192
Der Grundgegensatz zwischen Heiligem und Profanem 195
Das konkrete Denken — die mythische Zeichensetzung 201

Kapitel 2 — Der politische Mythos 206

1. Einsatz des Mythos — eine Reaktion auf Gefahr 213
2. Der Mythos des Staates 219
Der politische Erfahrungsraum 224
Die Pendelschläge der Kultur 230
Mythos als eine mentale Waffe des Politischen 231
3. Die Mythosphilosophie Cassirers im Ausblick 236

Literaturverzeichnis 241