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Die Geschichte des weisen Nathan Die Ringparabel neu erzählt
Die Geschichte des weisen Nathan
Die Ringparabel neu erzählt




Max Bolliger

Herder Verlag
EAN: 9783451283987 (ISBN: 3-451-28398-0)
21 Seiten, hardcover, 20 x 24cm, April, 2004

EUR 11,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Ein Vater, der seine drei Söhne gleichermaßen liebt, hat nur einen einzigen Ring zu vererben. Er lässt zwei Kopien anfertigen, sodass nun jeder in dem Glauben leben kann, er habe den echten.

Diese Geschichte vermittelt im Streit der Religionen seit Jahrhunderten die Einsicht: Nicht in Gewalt, sondern im friedlichen Miteinander zeigt sich die Wahrheit.

Max Bolliger erzählt die Geschichte für Kinder neu und verleiht dem klassischen Stoff eine eigene Note: Es ist der Ring der Nächstenliebe, und wer den echten hat, dem wird sie leichter fallen als den anderen...

Die klare Erzählweise Max Bolligers und die verzaubernden Illustrationen von Michaela Sangl führen Leser und Betrachter in eine märchenhafte Welt. Wenn wir es wollen, muss diese Geschichte kein Märchen bleiben.
Rezension
Max Bolliger wählte als Vorlage für seine Nacherzählung der „Ringparabel” die dritte Novelle des ersten Tages aus Boccaccios ›Decamerone‹, die ja auch Lessings Drama zugrunde liegt.
Die Pointe hat er allerdings ein wenig abgeändert: Bei Boccaccio ist es so, dass am Ende unentschieden bleiben muss, wer das rechtmäßige Erbe, also die „wahre” Religion besitzt.
Die besondere Macht des Rings, „die geheime Kraft, vor Gott und Menschen angenehm zu machen”, hat Lessing in die Geschichte eingeführt. Dadurch erhält sie ihre „didaktische” Ausrichtung: Der Richter (der bei Boccaccio gar nicht vorkommt) mahnt die Söhne, der Liebe des Vaters nachzueifern, „mit Sanftmut, mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun, mit innigster Ergebenheit in Gott” um die Wette zu streben und so zu versuchen, die Echtheit ihres jeweiligen Rings zu beweisen. Ob es überhaupt (noch) einen echten Ring gibt, bleibt offen.
Bei Bolliger nun verleiht der Ring „die Gabe, seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst”. Einen Richterspruch gibt es nicht. Und so schließen die Söhne „nach langem Nachdenken und im festen Glauben, dass der Vater sie alle gleich geliebt und auserwählt hatte, [...] Frieden und bemühen sich fortan, jeder auf seine Art, ihre Nächsten zu lieben wie sich selbst – dem Vater zum Wohlgefallen.”
So nimmt Bolliger der Geschichte ihre Spitze, nämlich dass es eine „wahre” Religion gibt, sie sich nur noch nicht erwiesen hat („– und so streiten sie noch heute”). Die Betonung liegt – wie in der Vorlage – auf der Mahnung zur Toleranz. Die Gabe wird zur Aufgabe, wie Bolliger in seinem Nachwort schreibt, „nämlich den Nächsten zu lieben wie sich selbst. Das ist ein Gedanke, den wir in allen Religionen finden.”
Die Sprache ist sehr kindgerecht, die Illustrationen auch, für meinen Geschmack fast zu kitschig-naiv. Das Buch dürfte sich zum Vorlesen bereits für Kinder im Vorschulalter eignen.

Andreas Müller, lehrerbibliothek.de