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Die Deutschen und ihre Migranten
Ergebnisse der europäischen Identitätsstudie
Ulrich Schmidt-Denter
Juventa Verlag
EAN: 9783779922483 (ISBN: 3-7799-2248-7)
390 Seiten, paperback, 15 x 23cm, 2011
EUR 34,95 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Welche Besonderheiten zeigen sich in der Identität von Jugendlichen und ihren Eltern in Deutschland im Vergleich zu den europäischen Nachbarländern? Mit dieser Fragestellung beschäftigt sich das in diesem Buch dargestellte Forschungsprojekt. Die theoretische Basis bildet ein Strukturmodell der personalen und sozialen Identität, das auf dem Kenntnisstand der psychologischen Identitätsforschung aufbaut. Mit einem daraus abgeleiteten Erhebungsinstrument wurden insgesamt 6122 Probanden/innen (ohne und mit Migrationshintergrund) in 10 Ländern (Deutschland und alle angrenzenden Staaten) untersucht. Es konnten kulturspezifische Gemeinsamkeiten und Unterschiede sowie Alters-, Geschlechts- und Generationseffekte ermittelt werden. Die empirisch nachgewiesenen Spezifika in Deutschland betrafen vor allem die Beziehung zum eigenen Land (nationale Identität). Darum wurde die Untersuchung zu diesem Aspekt durch vertiefende qualitative Interviews ergänzt. Die Äußerungen der Jugendlichen verwiesen auf Einflüsse durch die »Holocaust Education«, die näher betrachtet wurden. Als Schlussfolgerung aus den Forschungsdaten konnte eine Sozialisationsthese zur Identitätsentwicklung begründet werden, die salutogenetische Gesichtspunkte in Bezug auf die heranwachsende Generation einschließt.
Rezension
Das in diesem Band dokumentierte Langzeit-Forschungsprojekt stellt eine kulturvergleichende Untersuchung auf europäischer Ebene dar mit dem Ziel, angesichts der Internationalisierungs- und Globalisierungstendenzen nach der Homogenität der Bevölkerung und ihrer sozialen Identität zu fragen. Dabei treten nationale Spezifika in Deutschland hervor, die u.a. in einem belasteten Verhältnis der Deutschen zum eigenen Land gründen im Kontext von Erinnerungskultur und Geschichtserziehung (Holocaust Education). Das gezielte Induzieren von Betroffenheit und die oft geforderte Opfer-Identifikation hinterlassen ihre Spuren. Es besteht insofern Forschungsbedarf über die "Nebenwirkungen" von Holocaust Education (vgl. Kap. 11.5).
Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Es wurden erstmals Jugendliche und ihre Eltern aus Deutschland und allen angrenzenden Nachbarstaaten hinsichtlich ihrer personalen und sozialen Identität untersucht. Es zeigen sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Vergleich zwischen den europäischen Ländern sowie zwischen Autochthonen und Zuwanderern. Besonders auffällig sind einige deutsche Besonderheiten, die eingehender analysiert werden.
Der Autor:
Prof. Dr. Ulrich Schmidt-Denter, Universität Köln
Inhaltsverzeichnis
Einleitung: Wozu ein 10-Jahres-„Mammutprojekt"? 9
1. Das Thema des Forschungsprojekts: Identität 13
1.1 Personale Identität 13
1.1.1 Identitätsproblematik nach Erikson 13
1.1.2 Identitätsstatus-Modell von Marcia 15
1.1.3 Patchwork-Identität 17
1.1.4 Theorie der Identitätsstile von Berzonsky 18
1.1.5 Narrative Konstruktion von Identität 20
1.2 Soziale Identität 21
1.3 Beziehungen zwischen personaler und sozialer Identität 23
1.3.1 Kohärenzmodell 23
1.3.2 Kompensationsmodell 26
1.3.3 Empirische Studien 26
2. Untersuchungsansatz: Konzepte und Operationalisierungen 30
2.1 Theoretischer Rahmen 30
2.2 Strukturmodell der personalen und sozialen Identität 36
2.3 Fragebogen 37
2.3.1 Personale Identität 37
2.3.2 Soziale Identität 41
2.3.3 Familiäre Sozialisation 42
2.3.4 Soziodemografische Angaben 43
3. Untersuchungsdurchführung 44
3.1 Voruntersuchungen 44
3.2 Hauptuntersuchungen 44
4. Kulturvergleich: Homogenität oder Diversität in Europa? 49
4.1 Portrait der Teilnahmeländer unter identitätsrelevanten Gesichtspunkten 49
4.1.1 Deutschland 49
4.1.2 Dänemark 72
4.1.3 Niederlande 77
4.1.4 Belgien 89
4.1.5 Luxemburg 93
4.1.6 Frankreich 99
4.1.7 Schweiz 112
4.1.8 Österreich 118
4.1.9 Tschechische Republik 126
4.1.10 Polen 132
4.2 Projektergebnisse zu den Ländervergleichen 142
4.2.1 Jugendliche 143
4.2.2 Eltern 158
4.2.3 Deutschland im europäischen Kontext 168
5. Alters- und Geschlechtseffekte 176
5.1 Literaturbefunde 176
5.1.1 Personale Identität 176
5.1.2 Soziale Identität 184
5.2 Projektergebnisse 186
5.2.1 Personale Identität 186
5.2.2 Soziale Identität 190
6. Der Zwei-Generationen-Ansatz: Vergleiche zwischen Jugendlichen und Eltern 194
6.1 Literaturbefunde zu Transmissionseffekten 194
6.1.1 Intergenerationale Übereinstimmung 194
6.1.2 Intergenerationale Diversität 196
6.1.3 Intergenerationale Übereinstimmung: Subgruppen l97
6.1.4 Intergenerationale Übereinstimmung: Migranten 198
6.1.5 Intergenerationale Diversität: Migranten 199
6.1.6 Zur Generationskluft-These im zeitlichen Vergleich 199
6.2 Projektbefunde 201
6.2.1 Gemischte Eltern-Kind-Dyaden 201
6.2.2 Intergenerationale familiäre Subgruppen 208
6.2.3 Generationskluft-These 209
7. Jugendliche und Eltern mit Migrationshintergrund 211
7.1 Ländervergleiche mit den Migranten- Stichproben 211
7.1.1 Jugendliche 211
7.1.2 Eltern 217
7.2 Vergleiche zwischen Autochthonen und Migranten 219
7.2.1 Jugendliche 219
7.2.2 Eltern 221
7.3 Vergleich von Eltern-Jugendlichen-Dyaden mit Migrationshintergrund 222
8. Im Fokus: Nationale Identität 224
8.1 Literaturbefunde 224
8.1.1 Definitionen 224
8.1.2 Formen und Klassifikationen nationaler Identität 225
8.1.3 Ingroup-Outgroup-Differenzierung 239
8.1.4 Das Problem der negativen Reziprozität 243
8.2 Projektbefunde zur nationalen Identität 245
8.2.1 Multiple soziale Identifikation: Korrelative Zusammenhänge 245
8.2.2 Bereiche des Nationalstolzes im interkulturellen Vergleich 248
8.2.3 „Nationalismus" und „Patriotismus" in Deutschland und Europa: Das 2-Faktoren-Modell im empirischen Test 255
8.2.4 Typen sozialer Identität: ein clusteranalytischer Ansatz 260
9. Interviewstudie: Qualitative Vertiefungen zur nationalen Identität 277
9.1 Fragestellungen und Untersuchungsanlage 277
9.2 Erhebungsinstrument 279
9.3 Ergebnisse und Diskussion 283
9.3.1 Replikation der Identitätstypen 283
9.3.2 Zeitvergleich: Epochaler Identitätswandel? 283
9.3.3 Erlebnisformen nationaler Identität bei Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund 287
10. Personale und soziale Identität 301
10.1 Kohärenz vs. Kompensation 301
10.1.1 Korrelationen zwischen personaler und sozialer Identität 301
10.1.2 Korrelationen innerhalb der sozialen Identität 305
10.2 Effekte psychischer Sensibilisierung: Strukturgleichungsmodelle 305
10.3 Externe Validierung des Modells: Untersuchungen mit Studierenden der Psychologie 307
11. Holocaust Education: Ursache von Identitätsproblemen? 310
11.1 Lehrplananalyse: Was soll erreicht werden? 310
11.2 Empirische Studien und Erfahrungsberichte: Was wird bewirkt? 312
11.3 Ergebnisse einer Gruppendiskussion 316
11.4 Holocaust Education als Integrationshindernis? 319
11.5 Forschungsbedarf über die „Nebenwirkungen" 321
12.Zusammenfassende Schlussfolgerungen 323
12.1 Europa im Spiegel psychologischer Selbstbeschreibungen 323
12.2 Jugendliche und ihre Eltern im europäischen Kontext 328
12.2.1 Alters- und Geschlechtseffekte 328
12.2.2 Der Zwei-Generationen-Vergleich:
Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Eltern und Kindern 331
12.3 Migranten in Europa 333
12.4 Grundfragen der Identitätsforschung 337
12.4.1 Identität und psychische Gesundheit: der salutogenetische Aspekt 337
12.4.2 Das Problem der negativen Reziprozität 338
12.4.3 Die Nationalismus-Patriotismus-Debatte 339
12.5 Deutsche Identität: Die Sozialisationsthese 341
13. Fazit: Top 10 - die wichtigsten Fragen, auf die das Projekt Antworten geben kann 355
Literaturverzeichnis 358
Anhang: Verzeichnis der Forschungsberichte 388
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