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Die Bibel
EIne Biographie
Martin Urban
Kiepenheuer und Witsch
EAN: 9783869710068 (ISBN: 3-86971-006-3)
384 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 22cm, 2009
EUR 22,95 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Martin Urban, geboren 1936 in Berlin, stammt aus einer Theologenfamilie. An der Freien Universität Berlin studierte er Physik, Chemie und Mathematik und arbeitete anschließend als Diplom-Physiker auf dem Gebiet der Plasmaphysik. Er begründete 1968 das Wissenschaftsressort der Süddeutschen Zeitung und leitete es über dreißig Jahre. Zudem beteiligte sich Martin Urban an zahlreichen Publikationen als Autor oder Herausgeber. Seine Sachbücher über Denken und Glauben begründen ihren Erfolg vor allem darin, dass »es Urban virtuos versteht, neueste Erkenntnisse aus einer Vielzahl wissenschaftlicher Disziplinen miteinander zu verknüpfen und sie in Form von Geschichten einem großen Publikum zu vermitteln« (FAZ), durch seine Texte der »kurzweiligen und ernsthaften Art« (Die Welt). Martin Urban lebt und schreibt in Gauting bei München.
Bücher: Wie die Welt im Kopf entsteht. Von der Kunst, sich eine Illusion zu machen (2002), Wie der Mensch sich orientiert (2004), Warum der Mensch glaubt. Von der Suche nach dem Sinn (2005, Wissenschaftsbuch des Jahres), Wer leichter glaubt, wird schwerer klug (2007).
Rezension
Urbans Buch ist ein Versuch, auf leicht verständliche Weise in die Entstehungsgeschichte der Bibel einzuführen. Sein Renommee als Wissenschaftsjournalist und langjähriger Leiter der Wissenschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung lässt erwarten, dass man ein fundiertes, gut lesbares, vielleicht auch unterhaltsames Buch vor sich liegen hat. Diese Erwartung wird leider enttäuscht. Ungeachtet der zweifellos vorhandenen Sachkenntnis und verschiedentlich erhellender Passagen über einzelne Bücher der Bibel stellt diese 'Biographie' an vielen Stellen ein Konglomerat theologischen und naturwissenschaftlichen Wissens dar, das durch merkwürdige Querverbindungen, Pseudo-Aktualisierungen und wertende Stellungnahmen des Autors immer wieder Kopfschütteln hervorruft.
Pars pro toto sei hier ein Abschnitt über das Buch Hiob unter der Überschrift 'Die Suche nach dem Sinn des Bösen' betrachtet. Drei Zitate (vergleichbare Seltsamkeiten lassen sich in allen Teilen des Buches finden) sollen verdeutlichen, was gemeint ist:
Zitat 1: "Gibt es andere, gar bessere, Antworten als die der Bibel (sowie freilich auch anderer Religionen wie etwa des Buddhismus) auf die Frage nach dem Sinn des Leidens? Als Ergebnis der Evolutionsforschung wissen wir heute, dass die ersten Lebewesen friedlich miteinander auskamen. Algen und Bakterien pflegten einen symbiotischen Umgang; ein Geben und Nehmen zum gegenseitigen Nutzen." (126)
Zitat 2: "Erst als die Ahnen der Menschen begannen, Fleisch zu verzehren, konnte sich ihr Gehirn so weit entwickeln, dass sie reflektieren und damit wissen können, was sie tun. Sie können gar nicht anders, als - auch - 'böse' zu sein."
Zitat 3: "Die Gehirnforscher erklären uns, was die Verfasser der Bibel intuitiv längst wussten: Das Bewusstsein bestimmt nur zum Geringsten den Weg, den wir gehen, weil unbewusste Antriebe entscheidend sind."
Ist nun die Bibel (das Buch Hiob?) die beste Antwort? Ist es der Buddhismus? In welchem Sinne? Wie verhält er sich zur Position des Buchs Hiob? Was haben die 'friedfertigen' Algen und Bakterien mit den Menschen zu tun? Gibt es das Buch Hiob, weil wir uns vom Bakterienstatus wegentwickelt haben? Sollten wir Vegetarier geblieben sein, um der Gewalt und dem Bösen zu entgehen? Wenn wir das Reflektieren gelernt haben, sollte das dann heißten, dass wir gar nicht anders können, als böse zu sein, und nicht gerade das Gegenteil? Und handelt das Buch Hiob davon, dass unbewusste Antriebe für unser Leben entscheidend sind?
Und so weiter. Leider kann man interessierten Lesern nur empfehlen, sich hinsichtlich einer Biographie der Bibel an die einschlägige bibelkundliche Fachliteratur zu halten. Die mag trockener sein, deutlich mehr Mühe machen und sich gewagter Querverbindungen zu Neurowissenschaft, Psychologie und Evolutionstheorie enthalten, aber deren Aussagen haben dann auch Hand und Fuß. Und was Herr Urban zur Fachliteratur meint ("Die Autoren theologischer Fachbücher unterscheiden sich von denen naturwissenschaftlicher Fachbücher darin, dass zwischen ersteren sehr häufig sehr unterschiedliche Meinungen bestehen.") spricht ja auch für die Theologen. Und ansonsten: Als ob es in der Naturwissenschaft keine unterschiedlichen Lehrmeinungen gäbe!
Matthias Wörther, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Heilige Schrift ist nicht vom Himmel gefallen!
Die Bibel muss heute anders verstanden werden, als dies über 2000 Jahre lang der Fall war.
Die Bibel ist das wirkmächtigste Buch der Weltgeschichte. Wie jedes Geschöpf hat sie eine Biographie: eine Familiengeschichte mit Eltern (Gott-Vater und dem Heiligen Geist) und Ahnen (den Göttern und Göttinnen des Alten Orients), eine Entwicklungsgeschichte, eine Geschichte von Deutungen, Wirkungen und Nebenwirkungen - die wiederum jeweils ihre eigene Geschichte haben. Wer ohne zusätzliche Informationen die Bibel liest, kann dies nicht erkennen.
Am Schluss eines Gottesdienstes etwa spricht der Pfarrer üblicherweise die Worte: »Der Herr segne dich und behüte dich, der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir ...« So steht es im Vierten Buch Mose. Der Gott mit dem leuchtenden Antlitz ist der altägyptische Sonnengott. Im Laufe einer langen Geschichte hat der biblische HERR Gott viele andere Gottheiten integriert. Der Bibelleser kann nicht erkennen, das die vielen Götter des Orients in dem einen Gott der Juden, Christen und Muslime aufgingen, der allerdings immer noch voller Widersprüche ist. Auch die Geschichten um Moses, Noah oder die Königin von Saba haben einen historischen Hintergrund. Die Berichte und Deutungen des Lebens von Jesus durch die Evangelisten und Apostel sind ohne die Kenntnis der Bücher des Alten Testaments, der Bibel von Jesus und seinen Jüngern, nicht zu verstehen.
Heute wissen wir: Der Auszug der Kinder Israels aus Ägypten fand ebenso wenig statt wie die Eroberung des Gelobten Landes. Mancher biblische Prophet ist eine Erfindung der alten jüdischen Theologen. Die Zehn Gebote sind ein Konstrukt. Die Psalmen Davids stammen nicht von David, die Sprüche Salomos nicht von Salomo. Jesus war kein Christ, Petrus war nicht katholisch und schon gar nicht der erste Papst, und er hat auch keine Briefe hinterlassen. Nur sieben von 13 Paulus-Briefen gelten als echt.
Vieles, was in der Bibel steht, darf man nicht wörtlich nehmen. Die Kirchen beider Konfessionen sind jedoch, freundlich gesagt, noch nicht so weit, aus den Erkenntnissen der Wissenschaft Konsequenzen zu ziehen. Denn damit würden sich die zu Dogmen erstarrten Bilder relativieren. Das macht manchem Frommen Angst. Das aber gäbe auch eine Chance, aus den verstaubten heiligen Räumen herauszukommen und sich in größerer Freiheit an der Auseinandersetzung über Gott und die Welt zu beteiligen. Dass die Kirchen diese aufregenden, hochspannenden Erkenntnisse der verschiedensten Wissenschaftsbereiche nicht aufnehmen, nicht einmal die ihrer eigenen Theologen, ist Martin Urban ein Dorn im Auge. Mit Hilfe der historisch-kritischen theologischen Forschung, der modernen Sprach- und Textwissenschaften, der Archäologie, der Geschichtswissenschaften sowie insbesondere auch der Erkenntnisse der Naturwissenschaften, erzählt er die Biographie der Bibel und zeigt, dass sie heute anders verstanden werden muss, als dies über zweitausend Jahre lang der Fall war.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort ... 13
Einleitung ... 15
I Die Vorgeschichte ... 19
II Das Alte Testament ... 29
III Jesus und das Neue Testament ... 191
IV Die Geburt der Bibel ... 261
V Die Bibel in ihren jungen Jahren ... 279
VI Zeit der Differenzierungen ... 305
VII Die Bibel und ihre Leser ... 325
Anhang ... 359
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