Zu seinem 250. Geburtstag wird Alexander von Humboldt (1769-1859) mit zahlreichen Veranstaltungen und mit einigen Büchern gewürdigt. Aber wer war der Bruder Wilhelm von Humboldts (1767-1835) eigentlich? Alexander von Humboldt gilt zu Recht als modernes Universalgenie: Umweltschützer, Geograph, Geologe, Vulkanologe, Klimatologe, Astronom, Botaniker, Zoologe, Anatom, Historiker, Naturphilosoph, Ethnologe, Schriftsteller, Zeichner, Bergsteiger, demokratisch und kosmopolitisch gesinnter Weltreisender und Völkerverständiger. Berühmtheit erlangte er zu Lebzeiten durch seine Reisen, insbesondere durch seinen ersten großen Forschungsaufenthalt von 1799-1804 in den amerikanischen Tropen, der für seinen weiteren Lebensweg prägend war.
Als 29jähriger brach er zusammen mit seinem Begleiter Aimé Bonpland am 5.6.1799 von La Coruña mit der Korvette Pizarro nach Teneriffa auf, wo sie den 3718 Meter hohen Pico del Teide bestiegen. Von dort segelten sie bis nach Cumanà, gönnten sich auf dem Orinoco und dem Rio Negro eine 75-tägige Flussfahrt. Danach ging es mit Schiff weiter zu einem dreimonatigen Aufenthalt auf Kuba, über Trinidad landeten sie wieder in Südamerika, wo sie durch das heutige Kolumbien, Ecuador und Peru streiften. Dabei versuchten sie auch den 6267 Meter hohen, schneebedeckten Chimborazo zu besteigen; sie schafften immerhin mehr als 5500 Meter. Nach einem längeren Aufenthalt in Mexiko-Stadt fuhren sie von Havanna mit einem Frachter nach Philadelphia und Washington, wo es zu einem Treffen mit dem amerikanischen Präsidenten Thomas Jefferson kam. Mit der Fregatte La Favorite kehrten Humboldt und Bonpland am 1.8.1804 nach Europa, genauer nach Bordeaux zurück.
Diese mehrjährige Reise Humboldts steht im Mittelpunkt des Buches „Die Abenteuer des Alexander von Humboldt“ von Andrea Wulf (*1972). Die Historikerin und Humboldt-Expertin veröffentlichte 2016 im C. Bertelsmann Verlag ihre vielfach international preisgekrönte Biographie „Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“, die in 21 Sprachen übersetzt wurde. Ähnliches könnte mit ihrem neuen Werk, der ebenfalls bei C. Bertelsmann erschienenen Graphic Novel, zu der Südamerikareise Humboldts, passieren. Die Statements Humboldts und seine Dialoge basieren überwiegend auf sehr gut ausgewählten Originalzitaten aus seinen Aufzeichnungen (Tagebüchern, Notizen, Skizzen, Briefen).
Die Bildergeschichte ist von der New Yorker Grafikern Lillian Melcher meisterhaft illustriert. Ihre Zeichnungen sind gekonnt mit Skizzen, Karten und Pflanzenproben Humboldts sowie zeitgenössischen Gemälden und aktuellen Fotos collagiert. Die grafische Gestaltung der Seiten, eine Koproduktion von Wulf und Melcher, zeugt von Orientierung an absoluter historischer Präzision, von großer Liebe zum Detail und von Freude an kreativer Transformation. Dass manche Seiten auf den ersten Blick etwas überladen wirken, kann wohl als bewusster Ausdruck von Humboldtian Writing und Science, genauer seines Programms „Vernetzungswissenschaft“(Ette), gedeutet werden. Die Graphic Novel lädt Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik, Geographie, Geschichte oder Biologie dazu ein, Alexander von Humboldts Leben und Werk im Fachunterricht oder in fächerübergreifenden Projekten angemessen zu würdigen.
Fazit: „Die Abenteuer des Alexander von Humboldt“, verfasst von Andrea Wulf und illustriert von Lillian Melcher, nimmt den Leser auf kognitiv anregende und zugleich sehr unterhaltsame Weise mit auf der faszinierenden Forschungsreise Humboldts. Der Bestsellerautorin ist zusammen mit der Grafikerin ein bibliophiles Meisterwerk gelungen, das ein sinnliches Leseerlebnis bietet und das sich bestens als Einführung in das Leben und den „Kosmos“ Humboldts eignet. Daher ist das neue, schöne Buch von Andrea Wulf für jeden Humboldt-Interessierten ein Muss.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de

Das außergewöhnlichste Buch zum Humboldt-Jahr von der Bestsellerautorin

Zum 250. Geburtstag des größten deutschen Naturforschers am 14. September 2019 legt die preisgekrönte Humboldtexpertin Andrea Wulf ein farbenprächtiges, opulent illustriertes Buch über Humboldts berühmte Südamerikaexpedition vor. Angeregt von seinen Tagebüchern, Kupferstichen, Skizzen, Landkarten und präparierten Pflanzen erzählt sie die Geschichte seiner Reise aus einer völlig neuen Perspektive: anhand Humboldts eigener Tagebuchaufzeichnungen, die erst vor kurzem zugänglich gemacht wurden. Die expressiven Zeichnungen der New Yorker Illustratorin Lillian Melcher fangen Szenen der Expedition ein, etwa die waghalsige Fahrt auf dem Orinoko oder die spektakuläre Besteigung des Chimborazo. »Die Abenteuer des Alexander von Humboldt« berichten von Mühsal, Gefahren, Begeisterung und Entdeckungen, aber auch von Humboldts Begegnungen mit der indigenen Bevölkerung Südamerikas und seinen Warnungen vor dem vom Menschen verursachten Klimawandel. Wissenschaft trifft Abenteuer: Jede Seite in diesem ganz besonderen Buch zum Humboldt-Jubiläumsjahr ist eine sinnliche Entdeckungsreise.

»›Die Abenteuer des Alexander von Humboldt‹ ist eine Augenweide und eine Fundgrube für jeden, der sich ein Fünkchen Neugier bewahrt hat.«
Denis Scheck in ARD »druckfrisch« (17. März 2019)