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Deutschland hat ausgelernt Wie Schulen an der Integrration scheitern und was wir tun können
Deutschland hat ausgelernt
Wie Schulen an der Integrration scheitern und was wir tun können




Anna Kroening

Piper Verlag GmbH
EAN: 9783492059220 (ISBN: 3-492-05922-8)
317 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, Oktober, 2018

EUR 20,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Welche Schulen wollen wir für unsere Kinder?



Hunderttausende Menschen aus Syrien, dem Irak und dem Iran, aus Afghanistan, Eritrea und Somalia, die eine andere Muttersprache sprechen, wollen in Deutschland leben, lernen und arbeiten. Viele von ihnen sind 25 Jahre alt oder jünger. Ihre Integration sollen vor allem unsere Schulen leisten. Doch wie soll und kann das gelingen, in einem System, dem Lehrer fehlen, das chronisch unterfinanziert und nicht einmal ansatzweise auf diese Aufgabe vorbereitet ist?

Die Situation ist alarmierend: Übergreifende, durchdachte Konzepte fehlen, die Datenlage ist undurchsichtig. Es ist darum höchste Zeit, nachhaltige Integrationsmodelle für die Schulen zu entwickeln. Dieses Buch will eine neue, zukunftsgerichtete Integrationsdebatte anstoßen, die zugleich Antworten darauf gibt, wie die Kinder in Deutschland in Zukunft leben und lernen können.
Rezension
Herausforderung Schule - ein Thema mit zahlreichen Facetten.
Anna Kröning widmet ihr vorliegendes Buch dem Thema Schule unter dem Aspekt der Integration jugendlicher Migranten. Der Untertitel verweist auf ein ernüchterndes Urteil: Schulen scheitern an dieser (Herkules-)Aufgabe.
Beachtet man, dass in den letzten Jahren die Schülerzahlen, entgegen früherer Prognosen der Kultusministerkonferenz, ansteigen, ist dies insbesondere auf in erster Linie auf zwei Fakten zurückzuführen: die Geburtenrate steigt und es kommen zunehmend mehr Kinder und Jugendliche in das System Schule, die ausländische Wurzeln haben. Im Buch wird Udo Beckmann (Vorsitzender des Verbandes für Bildung und Erziehung) wie folgt zitiert: "Wir haben so große Verantwortung. Schüler mit und ohne Handicap, die Integration von Flüchtlingen, das Lernen in einer digitalen Welt, und hinzu kommt, dass ausgebildete Kollegen noch Quereinsteiger mit ausbilden müssen." (S. 248).
Viele Probleme, die parallel bewältigt werden müssen - zu viele!
Inhaltlich greift die Autorin die verschiedenen Aspekte einzeln auf und widmet ihnen jeweils eigene Kapitel: betrachtet werden das System Schule, ebenso wie die hieran beteiligten Hauptakteure: Lehrer, Schüler, Eltern und nicht zuletzt Schulpolitiker. Ein und die selbe Angelegenheit, aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet und von daher mit unterschiedlichen Argumentationslinien "garniert". Klar, dass sich an der ein oder anderen Stelle Argumente wiederholen.
Abschließend werden, knapp aber präzise, zwölf Thesen für "bessere Schulen" aufgestellt - Vorschläge und Ideen für die praktische Umsetzung gedacht - bleibt zu hoffen, dass sie gehört werden!

Die Autorin greift das Thema "Integration von Menschen mit Migrationshintergrund" in die schulische Bildungslandschaft der Bundesrepublik auf. Auch an diesem, seit der Flüchtlingswelle 2015 latentem Thema, wird die Vielschichtigkeit des Systems "Schule" deutlich. In den föderalen Strukturen Deutschlands steht das Thema "Bildung" in der Hoheit der Bundesländer. Einheitliche Vorgehensweise und Handhabung: Fehlanzeige. Machen föderale Strukturen bei der Bewältigung der bevorstehenden Aufgaben im Bereich der schulischen Bildung Sinn, oder stellen sie vielmehr einen entscheidenden Hemmschuh für ein positives Vorankommen dar?
Ist das "Kooperationsverbot" (gerade jüngst aufgrund geplanter Bundesinvestitionen in den digitalen Ausbau der Schulen ein brandaktuelles Thema) noch bedarfsgerecht?
Die Antworten auf die zahlreichen Fragen werden Zeit benötigen, müssen aber angepackt werden, wenn die Bundesrepublik ein bildungspolitisches Fiasko verhindern will.
Die Debatte um den richtigen Weg zur Integration ist der Aufhänger für eine Diskussion relevanter "Knackpunkte" zu den Themen Schule und Bildung. Die Autorin wirft einen journalistischen Blick von außen auf ein schier unüberblickbares und alleine von daher problematisches Feld. Der Blick von außen tut gut - wenn es gelingt dass die "Insider" sich hiervon inspirieren lassen und längst überfällige Reformen angehen und der notwendige Diskurs im Sinne der Sache zügig stattfindet.

Dietmar Langusch, Lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Deutschland hat ausgelernt — Inhalt
Welche Schule wollen wir für unsere Kinder?
Ein Großteil der Flüchtlinge, die seit 2015 nach Deutschland kamen, ist 25 Jahre alt oder sogar jünger. Für ihre Integration ist ausgerechnet ein System zuständig, das kurz vor dem Kollaps steht: das deutsche Bildungssystem. Menschen mit einer schweren Vergangenheit, die erst einmal die deutsche Sprache lernen müssen, treffen auf marode, unterfinanzierte Schulen. Diese fatale Mischung droht, eine Generation der Perspektivlosen hervorzubringen. Das Buch erzählt von Lehrern, die in Klassenzimmern kämpfen, von Schulen, die sich von der Politik im Stich gelassen fühlen, und von Schülern, die in den Strukturen verloren gehen. Es zeigt aber auch neue Bildungskonzepte und Unterrichtsmodelle, die Hoffnung machen, dass die wichtigste Aufgabe in diesem Land bewältigt werden kann: allen Kindern in einem gut ausgestatteten Bildungssystem die bestmögliche Zukunft zu ermöglichen.

Über Anna Kröning
Anna Kröning studierte Neuere und Neueste Geschichte, Politik und Soziologie in Düsseldorf und Berlin. Nach journalistischen Stationen bei der dpa, "Tagesspiegel" und "Rhein-Zeitung" arbeitet sie seit 2011 als Redakteurin für „Die Welt/Welt am Sonntag“ und schreibt über Bildung, Migration und Gesellschaftsthemen. Für ihre Serie über türkisches Leben in Mainz erhielt sie 2009 den Mainzer Journalistenpreis.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 9
1 Überrumpelt und kreativ – die Schulen 20
Deutsch lernen – aber wie? 24
Deutschlernklassen als Vorbereitung 35
Die kompetenten Brennpunktschulen 47
Plötzlich Regelunterricht 56
Wenn der Deutschunterricht ausfällt 69
Schulen ohne Deutsche 75
Sprache als Schlüssel 80
»Ein Gewinn für die ganze Schülerschaft« 92

2 Ausgemergelt und vernachlässigt – das Schulsystem 95
Der systematische Mangel 96
»Problemfall« Migrationshintergrund 107

3 Fachpraxis und Fachchinesisch – die Berufsschulen 119
Vorbereitung auf die Ausbildung 126
Sprachschock in der Berufsschule 138
Berufsschulen und Ausbildungssystem reformieren 144

4 Engagiert und verzweifelt – die Lehrer 153
Unterrichten in Deutschlernklassen 156
Unterrichten im Regelsystem 164
Der Lehrerberuf 170
Seiteneinsteiger und Deutsch als Zweitsprache 172
Unterschiedliche Bezahlung 173
Migranten vor der Klasse 175
Helfer an den Schulen 177

5 Fremd und orientierungslos – die Schüler 182
Herkunft und Schulsystem 187
Trauma und Vergangenheit 194
Alter und Bleibeperspektiven 198
Alltag und Rassismus 204
Religion, Rollenverständnis und Demokratie 212

6 Aufgeschlossen, aber unzufrieden – die Eltern 228
Offene Ablehnung 233
Die Eltern der Flüchtlinge 238

7 Föderalistisch und disparat – die Schulpolitik 240
Marode Schulen 249
Integration im Bildungsföderalismus 253
Deutschland – ein Einwandererland? 265

8 Zwölf Punkte für bessere Schulen 274
Anmerkungen 277
Literatur 312