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Deutsche Bildungstraditionen. Warum der Abschied vom gegliederten Schulsystem so weh tut  Ein sozial-historischer Erklärungsansatz Zugl.: Dortmund, Univ., Diss., 1997
2. Aufl.
Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Hans-Günther Rolff
Deutsche Bildungstraditionen. Warum der Abschied vom gegliederten Schulsystem so weh tut
Ein sozial-historischer Erklärungsansatz


Zugl.: Dortmund, Univ., Diss., 1997

2. Aufl.

Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Hans-Günther Rolff



Günter Dresselhaus

LIT
EAN: 9783825809843 (ISBN: 3-8258-0984-6)
512 Seiten, paperback, 15 x 21cm, 2008

EUR 59,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Das Buch gibt eine sozialhistorische Antwort auf die hochaktuelle Frage, warum allein im deutschen Sprach- und Kulturraum das gegliederte Schulsystem nach wie vor Bestand hat und warum ein Gesamtschulmodell mit deutschen Bildungstraditionen so wenig vereinbar scheint. Obwohl dieses Buch in weiten Teilen bereits vor mehr als zehn Jahren geschrieben wurde und 1997 als Dissertation erschien, ist es heute aktueller denn je.

Dr. phil. et Dr. paed. Günter Dresselhaus (Jg. 1949) ist Studiendirektor am Weiterbildungskolleg der Stadt Unna und Dozent für Schulmanagement und Konfliktberatung an der Universität Dortmund. Er war viele Jahre als Schulentwicklungsberater, Schulleitungsfortbildner und Leiter eines Forschungsprojektes bei der Bezirksregierung Arnsberg tätig.
Rezension
Warum hat im deutschen Sprach- und Kulturraum das gegliederte Schulsystem nach wie vor Bestand und warum scheint ein Gesamtschulmodell mit deutschen Bildungstraditionen so wenig vereinbar? Das ist die zentrale Fragestellung dieses Buchs, das bereits vor mehr als 10 Jahren als Dissertation erschienen ist, aber heute angesichts der neuen Debatte um die bundesrepublikanische Bildungspolitik aktueller denn je erscheint. Das deutsche Schulsystem ist wieder ins Gespräch gekommen. Im Zuge internationaler Vergleichsstudien, die ihm miserable Werte in unterschiedlichen Bereichen bescheinigen, gerät es insbesondere durch seine weitgehende Beibehaltung des gegliederten Systems unter wachsenden Veränderungsdruck. Ein tragfähiges Schulmodell, auf das sich die politischen Parteien in einigen Bundesländern in naher Zukunft einigen könnten, sieht der Autor in dem Konzept einer selbstständigen Sekundärschule, die von allen Schülerinnen eines Jahrgangs besucht wird.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Texte zur Theorie und Geschichte der Bildung
Herausgegeben von PD Dr. Karl-Franz Göstemeyer, Prof. Dr. Friedhelm Brüggen, Prof. Dr. Petra Korte

Bildungstheoretische wie bildungsgeschichtliche Fragestellungen haben in den vergangenen Jahren in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen (Erziehungswissenschaft, Geschichtswissenschaft, Philosophie, Sozialwissenschaften) wie auch in der breiteren öffentlichen Diskussion verstärktes Interesse gefunden. Die Reihe "Texte zur Theorie und Geschichte der Bildung" will fachspezifische wie interdisziplinäre Perspektivierungen des Bildungsproblems sowie aktuelle bildungstheoretische Neuentwicklungen und Kontroversen dokumentieren.
Inhaltsverzeichnis
EINLEITUNG 21

I. SCHULENTWICKLUNG NACH DEM ZWEITEN WELTKRIEG 31

1. Bilanz der Schulreform 31

1.1 Die Nachkriegszeit 34
1.2 Die 60er Jahre 35
1.3 Die 70er Jahre 36
1.4 Die kooperative Schule (1978) und das individuelle Elternrecht (1979) 38
1.5 Die 80er Jahre 39

2. Neuere schulstrukturelle Entwicklungen 42

2.1 Gesamtschule und dreigliedriges Schulsystem 43
2.1.1 Die Organisationsstrukrur der integrierten Gesamtschule 43
2.1.2 Das Entwicklungsdilemma der Sekundarstufe I 48
2.1.3 ISF-Umfrage zeigt Trendwende 55
2.2 Paradigmenwechsel in der Schulversorgung 56
2.2.1 Die aufgeklärte Gesamtschule 57
2.2.2 Organisationskonzept einer schulformbezogenen, teilintegrativen Sekundärschule 60
2.2.3 Errichtungsversuch einer Verbundschule in Telgte 62
2.2.4 Zur Leistungsfähigkeit von Verbundsystemen 65

3. Grenzen kommunaler Schulverwaltung 66

3.1 Fallstudie: Errichtungsversuch einer integrierten Gesamtschule:
Anatomie einer verpaßten Chance. Das Beispiel Holzwickede 66
3.1.1 Sozio-kulturelle Voraussetzungen der Gemeinde 67
3.1.2 Am Anfang steht ein Bürgerantrag 69
3.1.3 Die Haltung der Sozialdemokraten 71
3.1.4 Die ersten Leserbriefe 72
3.1.5 Die erste Podiumsdiskussion 75
3.1.6 Elternbet'nigung und ihre Bewertung77
3.1.7 Die GGG verweist auf Saarbeck 80
3.1.8 SPD beschließt Anmcldcvcrfahren 81
3.1.9 Verschärfung der Auseinandersetzung am Rande von Absurdität und Paradoxie 82
3.1.10 Ein Neuanfang im Jahre 1992 92
3.1.11 Gemeinderat votiert für ein Gymnasium 95
3.2 Die Rolle der Eltern in der Schulpolitik 101
3.2.1 Die Errichtung einer Gesamtschule in Marienheide 101
3.2.2 Die Haltung der SPD 107
3.2.3 Die Argumentation konservativer Eltern- und Lehrervertretungen 108
3.2.4 Das Elternrecht in der Geschichte der deutschen Schulpolitik 117
3.2.5 Volksabstimmungen im Streit der Argumente - Hier: das individuelle Elternrecht 119
3.3 Neue Konzepte kommunaler Schulverwaltung 124
3.3.1 Grenzen wissenschaftlicher Beratung 124
3.3.2 Von der Makro- zur Mikro-Politik und wieder zurück 127
3.3.3 Autonomisierung von Schule - Neue Funktionen und Perspektiven der Schulaufsicht 129
3.3.4 Reformen der Schulaufsicht in Europa 132
3.3.5 Überlegungen zur Neuordnung der Schulaufsicht in Deutschland 145
3.3.6 Neuere Vorschläge zur Reorganisation der staatlichen
Schulaufsicht in NRW-Kienbaum-Gutachten II 150
3.3.7 Neues Schulrecht als Voraussetzung für mehr Selbständigkeit 160
3.3.8 Schlußbemerkungen und Ausblick 162

4. Das deutsche Schulwesen im internationalen Vergleich -Schulreformen in anderen Ländern 170

4.1 Schulpolitik in der DDR 171
4.1.1 Die Schulpolitik der Sowjetischen Besatzungszone 171
4.1.2 Politisierung der Schule - Erziehung zum Sozialismus 172
4.1.3 Die Arbeiter- und Bauernfakultäten (ABF)174
4.1.4 Zentralisierung der Schulpolitik und Einheitsschule 175
4.1.5 Verbindung von beruflicher und allgemeiner Bildung 177
4.1.6 Lehrerausbildung und Erziehung 178
4.1.7 Schlußüberlegungen und Fazit 183
4.2 Schulpolitik in den USA 187
4.2.1 Kulturhistorischer Hintergrund 187
4.2.2 Die Ausgestaltung des Schulwesens 190
4.2.3 Kompetenzverteilung im Bildungsbereich 193
4.2.4 Der Aufbau der High School 195
4.2.5 Öffentliche und private Schulen 198
4.2.6 Qualität der Ausbildung und Gleichheit der Chancen 201
4.2.7 Fazit 203
4.3 Schulpolitik in England 207
4.3.1 Die englische "Comprehensive School" - Organisationsformen 207
4.3.2 Die englischen Community Colleges 210
4.3.3 Der britische "Educational Reform Act" von 1988 - Staatlich verordnete Marktwirtschaft? 210
4.4 Schulpolitik in Frankreich 216
4.4.1 Reformen des französischen Schulsystems 217
4.4.2 Chancengleichheit in der Schule, Zweiklassengesellschaft an der Universität 219
4.4.3 Fazit 223
4.5 Traditionen behindern Reformen 225

5. Gleichheit und Leistung 231

5.1 Bildungsökonomische Konflikte 231
5.1.1 Bildungsökonomische Ansätze 233
5.1.2 Chancengleichheit versus Qualitätssicherung 237
5.2 Massenbildung statt Elitebildung 242
5.2.1 Akademikerschwemme und Facharbeitermangel? 242
5.2.2 Die Selektion wird aufgeschoben und verschärft 244
5.2.3 Prognosen - Was ist realistisch? 245
5.2.4 Die Verwertung von Schulabschlüssen 247
5.2.5 Abitur verliert an Wert 250
5.3 Das Problem der Gleichheit 254
5.3.1 Gesamtschule und Leistungsdenken 254
5.3.2 Gefährdet die Gesamtschule die soziale und politische Gesundheit? 258
5.3.3 Differenzierung und Integration 264
5.3.4 Leistung in sozialer Verantwortung 268
5.3.5 Von der sozialen Vererbung zur Meritokratisierang 271
5.3.6 Vom Prinzip der Gleichheit zur Meritokratisierang 276
5.3.7 Ungleichheit, die gleichmacht 278
5.3.8 Fortschritt über Fehlschritte: Karl Poppers "Kritischer Rationalismus" 285

II. DER SONDERWEG DER DEUTSCHEN SCHULENTWICKLUNG VOR DEM HINTERGRUND DEUTSCHER GESCHICHTE 289

1. Sozio-kulturelle Entwicklungen 299

1.1 Das Entstehen eines "Volks"-Bewußtseins 299
1.1.1 Die Franken werden ein Volk 299
1.1.2 Der Begriff "deutsch" 300
1.1.3 Dualismus zwischen zentraler Autorität und fürstlicher Macht 302
1.1.4 Die Reformation 304
1.1.5 Dreißigjähriger Krieg und deutscher Partikularismus 306
1.1.6 Zunehmende Bürokratisierung 308
1.2 Grundrichtungen philosophischen Denkens 311
1.2.1 Humanismus und Renaissance 311
1.2.2 Der Rationalismus 312
1.2.3 Die Aufklärung 312
1.3 Beginn eines neuen Zeitalters 315
1.3.1 Die Französische Revolution 315
1.3.2 Auswirkungen der Französischen Revolution in Deutschland 319
1.3.3 Condorcet: Bildung als Menschenrecht 322
1.3.4 Schule als Instrument der Gegenaufklärung 326
1.3.5 Freiheit und Gleichheit als Gegensatz 327
1.3.6 Die Lehre Calvins als Rechtfertigung sozialer Ungleichheit 328
1.4 Zwischen Revolution und Reaktion330
1.4.1 Deutschland wird neu geordnet 330
1.4.2 Reformen in Preußen 331
1.4.3 Wilhelm von Humboldt 333
1.4.4 Die deutsche Revolution von 1848 340
1.4.5 Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV 342
1.4.6 Herrschaft und Knechtschaft, ein deutsches Phänomen 345
1.4.7 Die industrielle Revolution in Deutschland 347
1.4.8 Parteien und Vereine 343
1.5 Das Streben nach Einheit 349
1.5.1 Bismarcks Reichsgründung mit "Eisen und Blut" 349
1.5.2 Der Hurrapatriotismus nach 1871 353
1.5.3 Das Bismarck-Reich 356
1.5.4 Die Kaiserzeit (l890- 1914) 359
1.5.5 Das deutsche Bürgertum 361
1.5.6 Die vaterlandslosen Gesellen366
1.5.7 Zur Rechts-Links-Problematik in Deutschland 369
1.5.8 Erziehung zum Krieg 371
1.6 Die deutsche Demokratie 373
1.6.1 Die Revolution von 1918 373
1.6.2 Die Weimarer Republik 378
1.6.3 Schulreformen in der Weimarer Republik 379
1.6.4 Die Idee einer gemeinsamen Schule für alle Kinder 384
1.6.5 Die Dolchstoßlegende 387
1.6.6 Erziehung zur Demokratie (Re-education) 388
1.6.7 Fritz Fischers Werk: "Griff nach der Weltmacht" 396
1.7 Der deutsche Faschismus 401
1.7.1 Die soziale Funktion faschistischer Herrschaftssysteme 401
1.7.2 Das Reichskonkordat im Jahre 1933403
1.7.3 Der deutsche Sonderweg408
1.7.4 Der Opferbegriff in der deutschen Geschichte 412
1.8 Resümee 416

2. Religiös-kirchliche Entwicklungen 424

2.1 Der Protestantismus 425
2.1.1 Die Reformation 425
2.1.2 Gegenreformation und Dreißigjähriger Krieg 427
2.1.3 Protestantische Ethik und Geist des Kapitalismus 428
2.1.4 Der deutsche Protestantismus bis 1918 437
2.2 Die Stellung der Kirchen seit dem Ersten Weltkrieg 443
2.2.1 Das Recht auf freie Religionsausübung - Kirche als Körperschaft des öffentlichen Rechts 443
2.2.2 Vertragliche Vereinbarungen zwischen Staat und Kirche 445
2.3 Kirche und Menschenrechte - Christen und Revolution 447
2.3.1 Zur Verwirklichung der Menschenrechte in den Kirchen 447
2.3.2 Die Gründung der christlichen Parteien nach 1945 454
2.3.3 Ist die Bundesrepublik Deutschland ein Ständestaat? 456
2.3.4 Zur Trennung von Thron und Altar in Deutschland 458
2.4 Warum die Kirche trotz Aufklärung fortbesteht 463
2.4.1 Religion, ein Scheinmedikament? 464
2.4.2 Das Verhältnis zur Wirklichkeit entscheidet 466
2.4.3 Religion als Hüterin der Menschenrechte 467

3. Zusammenfassung und Ausblick 469

LITERATUR: 489