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Der erste Brief an Timotheus
Der erste Brief an Timotheus




Jürgen Roloff

Neukirchener Verlagshaus , Benziger
EAN: 9783788712822 (ISBN: 3-7887-1282-1)
395 Seiten, kartoniert, 16 x 24cm, 1988

EUR 49,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Evangelisch-Katholischer Kommentar zum Neuen Testament herausgegeben von Josef Blank, Rudolf Schnackenburg, Eduard Schweizer und Ulrich Wilckens



Die Auslegung der Pastoralbriefe stand in der Vergangenheit ganz im Banne der Verfasserfrage. Versuchten die Verteidiger paulinischer Herkunft die Übereinstimmung aller Aussagen mit den anerkannt echten Paulusbriefen nachzuweisen, so wollten die Bestreiter die Distanz zu Paulus möglichst augenfällig herausstellen. Darüber kam jedoch auf beiden Seiten das Verständnis der Pastoralbriefe als eigenständiger Dokumente weithin zu kurz. Inzwischen darf jedoch der Nachweis der nichtpaulinischen Verfasserschaft als gesichert gelten.

Die hier vorliegende erste große wissenschaftliche Auslegung des ersten Timotheus-briefes in deutscher Sprache seit mehr als zwei Jahrzehnten setzt diese Forschungssituation voraus. Sie versteht die Pastoralbriefe als ein Schriftencorpus der dritten christlichen Generation, das Paulus in einer veränderten Situation neu zum Sprechen bringen und ihn so der Kirche als verbindlichen apostolischen Lehrer erhalten will. Dabei wird deutlich, daß diese Briefe ein wichtiges Stück der frühen Wirkungsgeschichte der paulinischen Theologie sind, durch das die spätere kirchliche Paulusrezeption weitgehend geprägt wurde. Die ausführlichen traditionsgeschichtlichen Analysen weisen detailliert nach, welche paulinischen Texte und Themen der Verfasser - ein Mitglied der kleinasiatischen Paulusschule um die Wende vom 1. zum 2. Jahrhundert - aufgenommen und in welcher Richtung er neue interpretatorische Akzente gesetzt hat.

Damit gewinnt derersteTimotheusbrief eine überraschende Aktualität. Erwill von der paulinischen Tradition her Antworten auf Fragen geben, die die Kirche seither immer wieder beschäftigt haben und die für uns heute besonders brennend geworden sind: Wie kann die Kirche in veränderten Situationen die Identität mit ihrem apostolischen Ursprung wahren? Wie soll sie ihren Auftrag gegenüber einer nichtchristlichen Gesellschaft und deren Lebensformen bestimmen?

Besonders eindringlich behandelt J. Roloff die Probleme des Amtsverständnisses und der Ordination. Er will damit einen Beitrag zu einem der kritischsten Punkte der gegenwärtigen ökumenischen Diskussion leisten.



Jürgen Roloff

Geboren 1930 in Oppeln/Oberschlesien, 1958-1961 Assistent in der Theologischen Abteilung des Lutherischen Weltbundes in Genf. 1967-1973 Dozent für Neues Testament am Fachbereich evangelische Theologie der Universität Hamburg. Seit 1973 Professor für Neues Testament an der Theologischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
Rezension
Die Kommentierung der Pastoralbriefe (1 Tim, 2 Tim, Titus) zielt heute nicht mehr auf die Frage ihrer Verfasserschaft; Paulus ist nicht der Verfasser – weshalb diese Briefe in der EKK-Reihe keinen blauen, sondern einen grünen Einband erhalten … Die Kommentierung zielt wieder mehr auf die Inhalte und den theologischen Eigenwert ab: Die im 18. Jhdt aufgekommene Bezeichnung Pastoral-, d.h. Hirtenbriefe erscheint sinnvoll, weil es wesentlich um gemeindeleitende Ämter geht (Episkopen und Diakone), die Träger und Bewahrer der apostolischen Tradition sein sollen., und es geht um die Identität der Kirche, die diese Tradition als Institution bewahren soll. – Dieser umfassende EKK-Band geht insbesondere auf die Frage nach dem Amtsverständnis ein – und nimmt damit eine Fragestellung auf, die auch heute noch wesentlich kirchentrennend erscheint und in einem evangelisch-katholischen Kommentar natürlich besonders im Mittelpunkt stehen muß!

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7

Abkürzungen und Literatur 11

Einführung. 19

I. Die Adressaten 21
II. Der pseudonyme Charakter der Briefe 23
III. Quellen und Traditionen 39
IV. Entstehungsverhältnisse und Datierung 41
V. Textgeschichte und Kanonisierung 46
VI. Gliederung und Aufbau des 1 Tim 48

Kommentar 51

A. Briefeingang (1,1-20) 53
I. Briefkopf [Präskript] (1,1-2) 53
II. Die Erneuerung des Auftrags an Timotheus (1,3-11) 59
III. Die Beauftragung des Paulus mit dem Evangelium (1,12-17) 83
IV. Die Verpflichtung des Timotheus auf seinen Auftrag (1,18-20) .... 99

B. Weisungen für das Leben der Gemeinde (2,1-3,16) 107
I. Das Gebet für alle Menschen (2,1-7) 107
II. Das Verhalten von Männern und Frauen im Gottesdienst (2,8-15) . . 125
III. Die Voraussetzungen für das Bischofsamt und Diakonenamt (3,1-13) 148
IV. Grund und Ziel der apostolischen Weisung (3,14-16) 189

C. Weisungen für die Amtsführung des Timotheus (4,1-6,2). 217
I. Die Bekämpfung der Irrlehrer (4,1-11). 217
1. Die Irrlehrer (4,1-5) 217
2. Die Bewährung des guten Dieners Jesu Christi in Lehre und Lebensführung (4,6-11). 239
II. Anordnungen für die Gemeindeleitung (4,12-6,2) 249
1. Über Verhalten und Aufgaben des Gemeindeleiters (4,12-5,2). . . 249
2. Anordnungen für den gemeindlichen Witwenstand (5,3-16) . . . . 282
3. Anordnungen für die Ältesten (5,17-25). 304
4. Weisung über die Standespflichten christlicher Sklaven (6,1-2) . . 318

D. Mahnung zur Treue zum empfangenen Auf trag (6,3-21) 326
I. Gewinnsucht als falsche Motivation der Irrlehrer (6,3-10) 328
II. Das Ordinationsbekenntnis als tragende Motivation für den Auftrag (6,11-16) 340
III. Mahnung an die Reichen der Gemeinde (6,17-19) 365
IV. Schluß: Zusammenfassende Mahnung und Gruß (6,20-21). 370

Ausblick. 376

I. Die Pastoralbriefe und Paulus 376
II. Die Öffnung der Kirche auf die Gesellschaft hin. 382
III. Wirkungsgeschichte 385
IV. Hermeneutische Aspekte 387

Exkurse

Die gemeindeleitenden Ämter (Bischöfe, Älteste, Diakone) 169
Das Kirchenverständnis der Pastoralbriefe 211
Die Gegner 228
Die Ordination. 263
Zur Christologie. 358

Sachregister 391
Bibelstellenregister 393