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Der Elefant des Papstes
Aus dem Englischen von Klaus Kochmann
(Orig.: The Pope‘s Elephant, Carcanet Press, Manchester 1997)
Silvio A. Bedini
Klett-Cotta
EAN: 9783608940251 (ISBN: 3-608-94025-1)
336 Seiten, hardcover, 16 x 23cm, 2006, Vorsatzkarte, ca. 60 sw-Abb., Lesebändchen
EUR 29,50 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Rom zur Zeit der Medid und der Hochrenaissance
Rom 1514 - Höhepunkt der italienischen Renaissance. Die alte Konkurrentin Konstantinopel, schon vor Jahrzehnten von den Türken erobert, kann Rom nicht mehr schaden. Architekten, Künstler und Handwerker, unter ihnen Bramante, Michelangelo und Raffael, buhlen um die Aufträge von Klerus und Aristokratie. Originell ist Bedinis Perspektive: Auf der Grundlage literarischer und kunstgeschichtlicher Quellen spiegelt er die Epoche in den Reaktionen der Zeitgenossen auf ein exotisches Tier, einen jungen indischen Elefanten, Geschenk des portugiesischen Königs an Papst Leo X. Zugleich läßt der Autor Lebensformen, Machtpolitik und Mentalität im Italien jener Zeit Wiederaufleben.
Das vergnügungssüchtige Kirchenoberhaupt, Sohn von Lorenzo de’ Medici, »dem Prächtigen«, unterhält eine Menagerie mit Vögeln und wilden Tieren, unter ihnen sein Liebling Hanno, ein junger weißer indischer Elefant. Dieser ist als Geschenk des portugiesischen Königs nach Rom gebracht worden. Hanno kann auf Kommando niederknien, tanzen, trompeten und sogar weinen. Er wird nicht nur Liebling des Papstes und des Volkes, sondern auch der Star auf Prozessionen und Festen sowie Gegenstand vieler Bilder und Skulpturen.
Im Land der beginnenden Reformation wird der Elefant zum Symbol für die Weltlichkeit, für Exzesse und Frivolitäten; im Italien jener Epoche steht er für den Beginn eines Goldenen Zeitalters, für Pracht und politische Macht.
Silvio A. Bedini ist emeritierter Professor der Geschichtswissenschaften an der Smithsonian Institution in Washington, D. C. Er war viele Jahre lang stellvertretender Direktor des National Museum of History and Technology (heute National Museum of American History), anschließend Chefbibliothekar der Abteilung für seltene Bücher an der Smithsonian Institution.
Rezension
Jeder Rom-Besucher kennt ihn: den kleinsten Obelisken Roms, von Gian Lorenzo Bernini auf den Rücken eines Elefanten gestellt, gleich neben dem Pantheon vor der heutigen Kirche S. Maria sopra Minerva ... Der Autor dieses fesselnden Buchs zeigt exemplarisch am "Elefant des Papstes" die Zeit- und Kulturgeschichte der Renaissance-Päpste auf, allen voran Leo X.. Der deutsche Reformator Martin Luther kritisiert die Zeit der Medici und das Rom der Hochrenaissance wie folgt: »Die römische Kirche, einstmals die heiligste aller Kirchen, ist die verruchteste aller Räuberhöhlen, das lasterhafteste aller Bordelle und das Königreich der Sünde, des Todes und der Hölle geworden.« Im Land der beginnenden Reformation wird der Elefant zum Symbol für die Weltlichkeit, für Exzesse und Frivolitäten der papistischen Kirche. Rom zur Zeit der Medici und der Hochrenaissance machen aber erst Romzu dem, was es heute ist: Architekten, Künstler und Handwerker, unter ihnen Bramante, Michelangelo und Raffael, buhlen um die Aufträge von Klerus und Aristokratie, die lange vernachlässigte Stadt weiter aufbauen und schmücken zu dürfen.
Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Rom zur Zeit der Medici und der Hochrenaissance
Rom im Jahr 1514: Der Hof von Papst Leo X. ist brodelnder Mittelpunkt der Hochrenaissance. Er bildet das Zentrum aller Machtgelüste, aber auch der Architekten und Künstler wie Michelangelo, Bramante und Raffael, und die Stadt steht im Zenit ihres Ruhms.
Sinnbild aller frivolen weltlichen Freuden ist der weiße Elefant des Papstes, ein Geschenk des Königs von Portugal. Kraftvoll und lebendig entwirft der Autor ein Panorama Roms zur Zeit der Medici.
»... Bedinis Darstellung ist die erste, welche die zahlreichen, vor allem aus der Kunstgeschichte bekannten Hinweise auf den Elefant zusammenträgt ...«
Caroline Schnyder (NZZ, 30.8.2006)
Rom zur Zeit der Medici und der Hochrenaissance
Rom im Jahr 1514: Der Hof von Papst Leo X. ist brodelnder Mittelpunkt der Hochrenaissance. Er bildet das Zentrum aller Machtgelüste, aber auch der Architekten und Künstler wie Michelangelo, Bramante und Raffael, und die Stadt steht im Zenit ihres Ruhms.
Sinnbild aller frivolen weltlichen Freuden ist der weiße Elefant des Papstes, ein Geschenk des Königs von Portugal. Kraftvoll und lebendig entwirft der Autor ein Panorama Roms zur Zeit der Medici.
»... Bedinis Darstellung ist die erste, welche die zahlreichen, vor allem aus der Kunstgeschichte bekannten Hinweise auf den Elefant zusammenträgt ...«
Caroline Schnyder (NZZ, 30.8.2006)
Das vergnügungssüchtige Kirchenoberhaupt, Sohn von Lorenzo de’ Medici, »dem Prächtigen«, unterhält eine Menagerie mit Vögeln und wilden Tieren, unter ihnen sein Liebling Hanno, ein junger weißer indischer Elefant. Dieser ist als Geschenk des portugiesischen Königs nach Rom gebracht worden. Hanno kann auf Kommando niederknien, tanzen, trompeten und sogar weinen. Er wird nicht nur Liebling des Papstes und des Volkes, sondern auch der Star auf Prozessionen und Festen sowie Gegenstand vieler Bilder und Skulpturen.
Im Land der beginnenden Reformation wird der Elefant zum Symbol für die Weltlichkeit, für Exzesse und Frivolitäten; im Italien jener Epoche steht er für den Beginn eines Goldenen Zeitalters, für Pracht und politische Macht.
Auf der Grundlage literarischer und kunstgeschichtlicher Quellen erzählt der Autor die außergewöhnliche Geschichte des Papstes Leo X. und seines Elefanten. Zugleich läßt der Autor Lebensformen, Machtpolitik und Mentalität im Italien jener Zeit wiederaufleben.
»Die römische Kirche, einstmals die heiligste aller Kirchen, ist die verruchteste aller Räuberhöhlen, das lasterhafteste aller Bordelle und das Königreich der Sünde, des Todes und der Hölle geworden.«
Martin Luther
»... In seinem ... Buch über den Elefanten des Papstes erzählt Silvio A. Bedini, warum und wie Hanno nach Italien gekommen ist und welche Spuren er dort hinterlassen hat. Bedinis Darstellung ist die erste, welche die zahlreichen, vor allem aus der Kunstgeschichte bekannten Hinweise auf den Elefant zusammenträgt ...«
Caroline Schnyder (Neue Zürcher Zeitung, 30.8.2006)
Inhaltsverzeichnis
VORWORT
DAS GOLDENE ZEITALTER
DIE STRASSE NACH ROM
DIE ROSE UND DAS SCHWERT
DER ELEFANT ALS DIPLOMAT
DAS UNSELIGE RHINOZEROS
DAS RAD DES WANDELS
ERINNERUNGEN UND REFLEXIONEN
DER RAUB DER ZEIT
ANMERKUNGEN
BIBLIOGRAPHIE
DANKSAGUNG
BILDNACHWEIS
REGISTER
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LESEPROBE
KAPITEL 1: Das Goldene Zeitalter
»Hier dürfen wir bei Leo X. stehenbleiben, unter welchem der Genuß des Altertums sich mit allen andern Genüssen zu jenem wundersamen Eindruck verflocht, welcher dem Leben in Rom seine Weihe gab. Der Vatikan tönte von Gesang und Saitenspiel; wie ein Gebot zur Lebensfreude gingen diese Klänge über Rom hin, wenn auch Leo damit für sich kaum eben erreichte, daß sich Sorgen und Schmerzen verscheuchen ließen, und wenn auch seine bewußte Rechnung, durch Heiterkeit das Dasein zu verlängern, mit seinem frühen Tode fehlschlug.«
Jacob Burckhardt, Die Kultur der Renaissance in Italien
»Gaudium magnum nuntio vobis!« Das verkündete Kardinaldiakon Alessandro Kardinal Farnese, nachdem er das Siegel des Fensters aufgebrochen hatte, von dem aus man den Petersplatz überblicken konnte. Er hatte sein Kruzifix nach draußen gehalten, um die Aufmerksamkeit des Volks unten auf dem Platz auf sich zu ziehen. »Ich bringe Euch eine sehr frohe Botschaft! Wir haben einen neuen Papst, den hochverehrten Giovanni de’ Medici, Gebieter und Kardinaldiakon von Santa Maria in Dominica, und sein Name lautet nunmehr Leo X.!«
Diese Nachricht wurde von der erregten Menge, die sich seit Tagen unten auf der Piazza zusammengefunden hatte, mit großem Beifall begrüßt. Zwischen wilden Schreien und begeisterten Rufen liefen Kuriere, die auf die Meldung gewartet hatten, zu ihren Pferden, um die Neuigkeit in die Staaten Italiens und den Rest der Welt hinauszutragen. Sogleich begannen zur Feier des Ereignisses die Glocken zu läuten, erst die eine, dann eine weitere und noch eine, sie vereinten sich schließlich zu einem großen Chor, dessen Schall die gesamte Stadt einhüllte. All das hörte man durch die grollenden Kanonenschüsse von der Engelsburg hindurch, und das Chaos der Töne überlagerte die Rufe der Bevölkerung. Mit »Palle! Palle!« hieß sie die erfolgreiche Wahl eines neuen Papstes willkommen, ein Ereignis, das sorgenvoll erwartet worden war. (1)
Papst Julius II., Leos Vorgänger, hatte streng, aber untadelig regiert und sich häufig persönlich aufs Schlachtfeld begeben, um kirchliche Territorien zu sichern oder wiederzuerlangen. Als großzügiger Förderer der Künste hatte er so bedeutende Meister wie Michelangelo, Donato Agnolo, genannt Bramante, und den jungen Schützling des letztgenannten, Raffael aus Urbino, in den Vatikan gerufen, damit sie gemeinsam bei der Ausschmückung des päpstlichen Palastes mitwirken konnten. Julius hatte auch damit begonnen, die Antikensammlung des Vatikan aufzubauen, und er hatte Respekt für die Literatur unter Beweis gestellt, wenn er auch auf diesem Gebiet kein Kenner war. Unglücklicherweise ging der von ihm eingeleitete Versuch einer Kirchenreform mit seinem unerwarteten Tod im Jahr 1513 zu Ende. Das Ende seines Pontifikats und die bevorstehende Wahl eines Nachfolgers lieferten an den europäischen Höfen Anlaß für ein beträchtliches Maß an Sorge und Unruhe. Die Neuwahl des Papstes würde wesentliche Auswirkungen auf das gesamte politische Gefüge Europas haben.
Im letzten Jahr seines Pontifikats hatte Julius II. ein großes Bündnis abgeschlossen, die Heilige Liga mit Spanien, England und der Republik Venedig. Nach ihrem Sieg bei Ravenna hatten sich die Franzosen angesichts der Tatsache, daß sie den vereinigten Streitkräften der Schweizer, der Venezianer, der Spanier und dem Heer des Herzogs von Urbino gegenüberstanden, aus Italien zurückgezogen. Schließlich erkannte Kaiser Maximilian I. das Lateranenkonzil an, so daß zum Zeitpunkt des Todes des Papstes ein labiler Friede in Europa herrschte. Würde Leo ebenso kampflustig sein, wie Julius es gewesen war, würde er mit der Abschaffung des traditionellen Ämterschachers einverstanden sein, die Julius bereits eingeleitet hatte? Würde er die Künste genauso eifrig fördern, wie sein verstorbener Vorgänger dies getan hatte? All diese Fragen warteten auf Antworten, die jene Wahl liefern würde, die nun stattfinden sollte. (2) Als am 4. März das Zeremoniell zur Wahl eines Nachfolgers des verstorbenen Papstes begann, versammelten sich die 25 teilnehmenden Kardinäle zu einer Messe in der Andreaskapelle, weil der Petersdom damals im Umbau war. Unmittelbar danach zogen sie sich ins Konklave zurück, wo sie in Abgeschlossenheit zu bleiben hatten, bis ein Kandidat gewählt worden war. Während die Tage vergingen, wurden die Aussprachen immer heftiger, denn es gab viele Kandidaten, und das Konklave mußte so lange fortgesetzt werden, bis ein Kandidat mindestens ein Drittel der Stimmen auf sich vereinigt hatte. Zunächst wurde der Name des jungen Giovanni de’ Medici kaum erwähnt. Die schismatischen Kardinäle, die von Papst Julius abgesetzt worden waren, durften an der Abstimmung nicht teilnehmen, und die jüngeren Kardinäle traten für einen liberalen Kandidaten ein, so daß es bei der Wahl keinen offensichtlichen Favoriten gab. Schließlich waren am 11. März die Würfel gefallen. Kardinal de’ Medici, ein höherer Diakon, wenn auch der jüngste Kardinal, der jemals Mitglied des Kardinalskollegiums geworden war, wurde dazu bestimmt, die schriftlich abgegebenen Stimmzettel, die aus der Urne genommen wurden, auszuzählen. In aller Bescheidenheit gab er seine eigene Wahl bekannt, denn er hatte die notwendige Anzahl von Stimmen erhalten, und er erklärte, nun werde er den Namen Leo X. annehmen, wenn die Kardinäle damit einverstanden seien.
Giovanni de’ Medici wurde teilweise deshalb von seinen Amtsbrüdern gewählt, weil er allem Anschein nach in einem so deutlichen Kontrast zu seinem kürzlich verstorbenen Vorgänger stand. Er war ein Ästhet, ein Epikureer und ein Gelehrter, er repräsentierte den Höhepunkt der humanistischen Kultur der Stadt Florenz. Der zweite Sohn von Lorenzo il Magnifico, geboren im Dezember 1475, war Schüler so bedeutender Humanisten wie Angelo Poliziano, Marsilio Ficino und Bernardo da Bibbiena gewesen. Sein Vater hatte ihn für eine kirchliche Laufbahn bestimmt, und Giovanni erhielt im Alter von sechs Jahren die Tonsur. Er wurde mit sieben Jahren Erzbischof und war noch nicht ganz 13 Jahre alt, als man ihn zum Kardinal machte.
Zwei Jahre später war die Familie Medici während der politischen Unruhen in Florenz aus der Stadt verwiesen worden. Da der junge Kardinal ein Gegner der Politik von Papst Alexander VI. war, verließ er Rom und unternahm ausgedehnte Reisen durch Deutschland, die Niederlande und Frankreich, bevor er im Jahr 1500 in die Ewige Stadt zurückkehrte. Der neugewählte Papst Julius II. schätzte den Medici-Kardinal sehr und schickte ihn als seinen Abgesandten nach Bologna. Als die spanischen und die päpstlichen Streitkräfte Rückschläge erlitten, wurde er dort von den Franzosen gefangengenommen und als Gefangener nach Mailand gebracht. Es gelang ihm, nach Bologna zu fliehen, und er kehrte nach Florenz zurück, als seine Familie in dieser Stadt wieder die Macht erlangte. Nach dem Tod seines älteren Bruders Piero wurde der junge Kardinal Giovanni zum Herrscher der Toskana.
Nachdem er vom Ableben Julius’ II. erfahren hatte, reiste der Kardinal aus dem Hause Medici eilends nach Rom zurück, um am Konklave zur Wahl eines Nachfolgers teilzunehmen. Am 6. März kam er nach einer anstrengenden Reise in Rom an. Auf der Reise hatte er sehr stark unter Magengeschwüren und einer Analfistel gelitten. Er war zu spät eingetroffen, um an den Eröffnungsfeierlichkeiten des Konklave, einschließlich des am Beginn stehenden feierlichen Gottesdienstes, teilzunehmen. Wegen seiner Krankheit gestattete man ihm eine ungewöhnliche Ausnahme und wies ihm eine besondere Zelle in der Andreaskapelle zu. Es wurde ihm zugestanden, während des Konklaves seinen Leibdiener und seinen Arzt bei sich zu haben.
Die Nachrichten von der Wahl des Papstes Leo wurden in seiner Heimatstadt ebenso wie in Rom mit sehr viel Begeisterung begrüßt. In der Ewigen Stadt dauerten die Feiern vier Tage, während derer die Glocken unaufhörlich läuteten und die Kanonen ständig dröhnten. Des Nachts erleuchteten große Freudenfeuer die Stadt. Und die Rufe »Palle«, »Palle«, die in Rom erklangen, fanden Widerhall in Florenz. Die Teilnehmer an der Prozession der Allerheiligsten Jungfrau, die von Impruneta in die Stadt führte, wurden mit Speisen willkommen geheißen, die an den Stufen vor dem Medici-Palast ausgegeben wurden, der Wein . oß aus vergoldeten Fässern auf dem Balkon des Palazzo Vecchio.
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Anmerkungen
1 »Gaudium magnum nuntio vobis. Papam habemus reverendissimum dominum Johannem de Medicis, Diaconum Cardinalem Sanctae Mariae in Domnica, qui vocatur Leo Decimus!« Roscoe (3), Bd. I, S. 295 – 299, Anm. 212; Pastor, S. 17 f., 25 – 29; Chamberlain (1), S. 209 – 213. »Palle« ist das italienische Wort für »Kugeln«. Es bezieht sich hier auf die sieben »Kugeln im Wappen der Medici«. Pastor, S. 17.
2 Brosch, passim; Partner, S. 3 – 23; Roscoe (3), Bd. I, S. 267 f., 289 – 293; Pastor, S. 29 – 35, S. 425.
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