Richard Dawkins hat mit seinem Buch 'Der Gotteswahn' gewaltiges mediales Aufsehen erregt. Werden kontroverse Themen öffentlich diskutiert, hilft es dem Klarsichtigen und Kundigen allerdings wenig, wenn er seine Überzeugung äußert, die Auseinandersetzung damit lohne sich nicht. Er begegnet dann sofort dem Vorwurf, er sei intolerant, er wolle sich der Diskussion nicht stellen, seine Position belege, dass er keine Gegenargumente besitze und was dergleichen mehr ist.
Man muss also für ein Büchlein wie 'Der Atheismus-Wahn' dankbar sein, denn es listet die Gegenargumente explizit auf. Alister McGrath, anglikanischer Theologe, belegt sorgfältig, was eigentlich auf der Hand liegt: Dawkins mag ein hervorragender Evolutionsbiologe sein (die Verdienste seines Buches 'Das egoistische Gen' sind unbestritten), aber als Religionskritiker und bekennender Atheist ist er ein polemischer, wirrer und in Dingen der Religion hoffnungslos unkundiger Pamphletist. Was ihm im übrigen sogar eine Reihe seiner Mit-Atheisten bescheinigt, wie McGrath zeigt. So wollen sie ihren Standpunkt nicht vertreten sehen: Als genaue atheistische Entsprechung des religiösen Fundamentalismus und Eiferertums, die Dawkins zu bekämpfen behauptet.
McGrath konzentriert sich auf die wesentlichen Argumentationslinien von Dawkins und zeigt deren Haltlosigkeit. Auf eine Schritt-für-Schritt und Punkt-für-Punkt-Widerlegung verzichtet er zu Recht, denn ein Buch "...das eine solche Litanei von Richtigstellungen böte, wäre entsetzlich langweilig." (14) Fazit seiner Darlegungen: Dawkins verlässt sich auf Rhetorik, anstatt mit Argumenten und Belegen zu arbeiten. (Wie er das macht, kann man schön an der Videoaufzeichnung eines seiner Vorträge beobachten, die im Internet verfügbar ist: http://www.ted.com/index.php/talks/view/id/113)
McGrath belegt seine Ausführungen in den Anmerkungen sehr genau und hat auch eine Liste weiter führender Literatur beigefügt. Einerseits Manko, andererseits aber Anreiz, den eigenen Horizont zu erweitern: Viele der genannten Titel stehen nicht auf Deutsch zur Verfügung, da sie vor allem den Diskussionsstand im angloamerikanischen Horizont widerspiegeln.

M. Wörther, lehrerbibliothek.de

Alister McGrath weist eine ungewöhnliche Biographie auf. Als überzeugter Atheist studierte er Anfang der 70er-Jahre zunächst Chemie. Während seiner Promotion im Bereich der molekularen Biophysik beschäftigte er sich intensiv mit dem christlichen Glauben und begann parallel zu seinen naturwissenschaftlichen Studien mit dem Studium der Theologie. Heute ist McGrath anglikanischer Theologe und Professor für historische Theologie an der Universität Oxford, England.

Joanna Collicutt McGrath ist Dozentin für Religionspsychologie am Heythrop College in London.

Aus dem Vorwort:

"Richard Dawkins bietet schlicht das atheistische Pendant zu platter Höllenpredigt und ersetzt sorgfältiges empirisches Argumentieren durch aufgeladene Rhetorik und höchst selektive Tatsachenverdrehung ... Das Buch liefert selten mehr als eine Ansammlung gängiger Halbwahrheiten, die übertrieben dargestellt werden, um möglichst große Wirkung zu erzielen."
Alister McGrath

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