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De_Thematisierung migrationsgesellschaftlicher Ordnungen Lehramtsstudium als Ort der Bedeutungsproduktion
De_Thematisierung migrationsgesellschaftlicher Ordnungen
Lehramtsstudium als Ort der Bedeutungsproduktion




Saphira Shure

Beltz Verlag , Juventa
EAN: 9783779964407 (ISBN: 3-7799-6440-6)
312 Seiten, paperback, 15 x 23cm, Mai, 2021

EUR 39,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Untersuchung fragt aus einer diskurs- und machttheoretischen Perspektive danach, wie, in welchen Zusammenhängen und mit welchen Effekten migrationsgesellschaftliche Ordnungen in der Lehrer/innenbildung hergestellt, verfestigt, irritiert oder auch verschoben werden. Mit der Fokussierung auf das Lehramtsstudium als diskursiv hergestellter Ort werden in der Arbeit Praktiken der De_Thematisierung als Praktiken der Bedeutungsproduktion modelliert und unter anderem in ihrem Zusammenhang zu übergeordneten Wissensbeständen sowie in ihrer Relevanz im Hinblick auf Wissensordnungen der Lehrer/innenbildung theoretisiert.

Saphira Shure (Dr.in phil.) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bielefeld in der Arbeitsgruppe „Migrationspädagogik und Rassismuskritik“. Ihre Lehr- und Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Rassismus- und Differenztheorie, Bildung in der Migrationsgesellschaft, Professionalisierung von Lehrer*innen sowie Macht- und Diskurstheorie.
Rezension
Lehrer/innen sind bedeutende Wissensvermittler, aber auch Bedeutungsprtoduzent/inn/en. Bedeutung ist niemals "objektiv" vorhanden sondern wird hergestellt, wird produziert. Diese Studie fragt im Kontext von Migrationspädagogik, Rassismuskritik und Lehrerbildung nach einer solchen Bedeutungsproduktion: Wie, in welchen Zusammenhängen und mit welchen Effekten werden migrationsgesellschaftliche Ordnungen in der Lehrer/innenbildung hergestellt, verfestigt, irritiert oder auch verschoben? Oder anders formuliert: Welche Rolle spielt die Lehrerbildung in und für die Migrationsgesellschaft? Welches migrationsgesellschaftliche Wissen wird an Orten der Lehrerbildung und dem Bemühen um nachhaltige Optimierung der Lehrerbildung in welcher Weise aufgerufen, ausgedrückt, wiederholt und hergestellt, mit welcher Relevanz und mit welcher komplexität? Innerhalb der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ wird beispielsweise der inklusive Umgang mit Heterogenität als Querschnittsthema verstanden, welches Curricula, Methoden und Lehr-/Lern-arrangements der Lehrerbildung aller Lehramtsstudiengänge betrachtet. Auch Migration wird weitgehend unter dem Stichwort „Umgang mit Heterogenität“ subsumiert. In dieser Untersuchung hingegen wird ein Verständnis von Migration zugrunde gelegt, durch welches nicht die Anwesenheit der Anderen, eine Bildung für die Anderen oder der Umgang mit diesen Anderen zum Thema gemacht wird, sondern durch das die Eingebundenheit von Bildung, Bildungsinstitutionen und den pädagogisch Handelnden in gesellschaftliche Verhältnisse fokussiert wird, in denen alle Menschen migrationsge-sellschaftlich positioniert sind. Mit diesem Verständnis wird unter anderem deutlich, dass die Migrationsgesellschaft als grundlegend und bedeutsam erachtet werden muss, wenn wir uns mit der Professionalisierung von Lehrer/innen beschäftigen. Lehrerbildung ist immer eine Lehrerbildung in der Migrationsgesellschaft.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
Macht | Diskurs | Migrationsgesellschaft | Wissen | Wissensordnung | Lehrerbildung | Erziehungswissenschaft
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 9

Kapitel 1: Ausgangspunkte der Untersuchung 17

1.1 Anmerkungen zur Perspektive Migrationsgesellschaft 18
1.1.1 Verortung im Bereich kritischer erziehungswissenschaftlicher Migrationsforschung 24
1.1.2 Zur Bedeutung des Kritikbegriffs 28
1.2 Forschung zu Lehrer:innenbildung in der Migrationsgesellschaft 35
1.2.1 Wissensordnungen der Lehrer:innenbildung in der Migrationsgesellschaft 44
1.2.2 Lehramtsstudium als diskursiv hergestellter Ort 47
1.3 Diskurs- und machttheoretische Perspektiven 50
1.3.1 Eine Analyse von Machtverhältnissen – Annäherungen mit, nach und neben Foucault 53
1.3.2 Diskursive Praktiken und gesellschaftliche Machtverhältnisse – Erläuterung einer diskurstheoretischen Perspektive 62
1.3.3 Diskursive Praktiken, implizites Wissen und die Hervor- bringung der Ordnung – Annäherung an einen diskurs- analytisch-praxeologischen Zugang 69

Kapitel 2: Bausteine einer qualitativen Methodologie 77

2.1 Praktikenbezug aus diskurstheoretischer Perspektive: Materialtheoretische Überlegungen 79
2.2 Transkriptionstexte als Auskünfte 84
2.3 Modellierung als Arbeit von Text zu Text 86

Kapitel 3: De_Thematisierung – Hinführung zu einem Verständnis 96

3.1 Eine begriffliche Sensibilisierung und Systematisierung mit Perspektiven der Gender Studies 99 3.1.1 De_Thematisierung als Praxis des Zum-Verschwinden- Bringens 99
3.1.2 De_Thematisierung als Praxis zwischen Subversion und Reproduktion 104
3.1.3 De_Thematisierung als habituelle und organisationale Praxis 109
3.1.4 Zusammenfassung: De_Thematisierung als bedingte Praktik 117
3.2 Macht, Bedeutungsproduktion und De_Thematisierung – wissenstheoretische Überlegungen 119
3.2.1 Wissen, Nicht-Wissen und (erlernte) Ignoranzen 121
3.2.2 Implizites Wissen und die Frage nach einem gesellschaftlichen Unbewussten 125
3.2.3 Zusammenfassung: Praktiken der Bedeutungsproduktion als analytisches Gebilde 131
3.3 Schlussfolgerungen: De_Thematisierung migrationsgesell- schaftlicher Ordnungen 133

Kapitel 4: Figuren der De_Thematisierung 138

4.1 Rationalisierung 143
4.1.1 Bezug 1: Technisierung und Bürokratisierung von Migration 147
4.1.2 Bezug 2: Legitimierung des Bestehenden 164
4.1.3 Schlussfolgerungen: Rationalitätszumutungen, Rationalisierungsangebote und ideologische Staatsapparate der Migrationsgesellschaft 184
4.2 Identifizierung 188
4.2.1 Bezug 1: Gruppenzugehörigkeit 197
4.2.2 Bezug 2: (Selbst- und Fremd-)Bezeichnungen 212
4.2.3 Bezug 3: Körper 227
4.2.4 Schlussfolgerungen: Identifizierung, „Entleibung“ und die Frage der Aufmerksamkeit 240
4.3 Lachen und Ironie 243
4.3.1 Bezug 1: Lachen als einstimmender Widerspruch 252
4.3.2 Bezug 2: Ironie als Nicht-Verschiebung und Marker für Kontingenz 265
4.3.3 Schlussfolgerungen: Die Ambivalenz des komischen Diskurses – von Durchquerungen, Verschiebungen und Verfestigungen 274
4.4 Zusammenfassung und systematisierende Reflexion: Ebenen der De_Thematisierung 277

Ausblick: Perspektiven für die Lehrer:innenbildung der Migrationsgesellschaft 286

Literatur 293