lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Das »normale« Kind Einblicke in die Geschichte der schwarzen Pädagogik
Das »normale« Kind
Einblicke in die Geschichte der schwarzen Pädagogik




Sabine Seichter

Beltz Verlag
EAN: 9783407258380 (ISBN: 3-407-25838-0)
189 Seiten, hardcover, 17 x 25cm, Januar, 2020

EUR 24,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Seit den Anfängen kindlicher Erziehung geht es um die Herstellung des »normalen«, des angepassten, des schönen, des nützlichen Kindes. Als Gehilfin von Ökonomie, Medizin und Psychologie hat die Pädagogik spätestens seit dem 18. Jahrhundert dazu beigetragen, das Kind für gesellschaftliche und wirtschaftliche Zwecke brauchbar zu machen – unter Anwendung von Kontrolle, Steuerung und Demütigungen und auf Kosten seiner Selbstständigkeit sowie kreativen und autonomen Handelns.

Dieses Buch wirft einen neuen Blick auf die Geschichte der schwarzen Pädagogik, indem es aufzeigt, wie das Kind im Verlauf seiner Entwicklung zur standardisierten Ware wurde. Die Autorin beleuchtet bislang tabuisierte Facetten von Kindheit und zeigt, wie sich die schwarze Pädagogik historisch und aktuell in erzieherischer Absicht in Kindergarten, Schule und anderen Erziehungsinstitutionen sowie in kulturellen Praktiken kontinuierlich ausgebreitet und verfestigt hat.

Sabine Seichter, Jg. 1981, Dr. phil. habil., ist ordentliche Universitätsprofessorin für Allgemeine Erziehungswissenschaft an der Paris-Lodron Universität Salzburg. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Geschichte und Theorie von Erziehung und Bildung, historisch-kulturwissenschaftliche und personalistische Konzeptionen pädagogischer Anthropologie.
Rezension
"Schwarze Pädagogik"? Ist das nicht längst Geschichte? Ganz im Gegenteil - behauptet dieses Buch und wirft einen neuen Blick auf die Geschichte der schwarzen Pädagogik, indem es aufzeigt, wie das Kind im Verlauf seiner Entwicklung zur standardisierten Ware wurde. Die Autorin beleuchtet bislang tabuisierte Facetten von Kindheit: das masturbierende Kind (S.117ff), das vergewaltigte Kind (S.144ff), das ökonomisierte Kind (S.164ff) - und als Ausblick "das designte Kind" (S.172ff). Die Grundthese lautet: Das Kind ist im Laufe der Geschichte der Kindheit zur Ware geworden, zum Produkt von Ökonomie, Wirtschaft, Medizin und – nicht zuletzt – von Erziehung. Durch wirtschaftliche, technologische und pädagogische Fabrikation ist das Kind in den letzten Jahrhunderten, Jahrzehnten und fortschreitend bis auf den heutigen Tag erfolgreich zur standardisierten Marke "Kind" gestanzt worden. Das Kind wird zunehmend "hergestellt", es wird zur Ware (S.7ff), für gesellschaftliche Zwecke brauchbar gemacht und immer mehr instrumentalisiert. Sein gesellschaftlicher Marktwert taxiert sich nach bestandener Qualitätsprüfung. Diese erfolgt, den Gesetzen des neoliberalen Marktes folgend, in standardisierter und objektivierter Form. Ziel der Herstellung ist das "normale Kind" (Buchtitel). Schule scheint daran wesentlich beteiligt.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
Pädagogik | Erziehung | Bildung | Normierung | Erziehungswissenschaft | schwarze Pädagogik | Schule
Inhaltsverzeichnis
Die Ware Kind 7
Die Produktion des Kindes 13
Eigentlich ist alles gesagt 14
Wo fängt die (wahre) Geschichte der Kindheit an? 19
Die Geschichte beginnt mit der Visualisierung des Kindes 23
Die Verwissenschaftlichung des Kindes 27
Eine Faszination: Das wilde Kind 31
Die Empirisierung: Die kindliche Maschine 35
Die Vernaturwissenschaftlichung: Das verobjektivierte Kind 42
Ein Blick hinter Mauern 47
Gezielte Einblicke in die Verwertung des Kindes 51
Das fehlerhafte Kind 53
Das neue Kind 58
Das verräumlichte Kind 65
Das dokumentierte Kind 70
Das entwickelte Kind 75
Das böse Kind 80
Das schöne Kind 86
Das masturbierende Kind 92
Das begehrte Kind 101
Das feminisierte Kind 117
Das nützliche Kind 125
Das geschundene Kind 138
Das vergewaltigte Kind 144
Das gestillte Kind 157
Das ökonomisierte Kind 164
Ausblick: Das designte Kind 172

Literatur 180
Internetquellen 189