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Das möge Gott verhüten: Warum ich keine Nonne mehr sein kann




Majella Lenzen

Goldmann Verlag
EAN: 9783442156429 (ISBN: 3-442-15642-4)
288 Seiten, paperback, 13 x 18cm, 2009

EUR 9,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
„Die Wahrheit bedarf eines mutigen Menschen, der sie ausspricht!“ Majella Lenzen ist so ein Mensch. 33 Jahre lang war sie als Nonne Maria Lauda im Dienst der katholischen Kirche in Afrika tätig, hat ein Krankenhaus aufgebaut mitten im Busch. Doch als sie Kondome zum Schutz vor Aids befürwortet und sich an ihrer Verteilung in einem Rotlichtviertel beteiligt, muss sie den Orden verlassen. "Das möge Gott verhüten" erzählt die eindrucksvolle Lebensgeschichte einer couragierten Frau, die endlich ihr Schweigen bricht. Majella Lenzen spricht offen über das Leben in der katholischen Ordensgemeinschaft,

Machtstrukturen und das Festhalten an längst überholten Traditionen.


Rezension
Majella Lenzen kehrte 1997 zwei Jahre nach ihrem Austritt aus einem deutschen Kloster nach Afrika zurück. Sie hatte bis 1995 vierzig Jahre als Nonne für die katholische Kirche in Afrika missioniert. Auseinandersetzungen mit dem Orden über die Arbeit in der Aidshilfe hatten sie mehr oder weniger unfreiwillig aus dem Kloster ausscheiden lassen. Jetzt beginnt sie ihre Arbeit für eine weltliche Organisation in dem unterentwickelten Land Tansania.

Mit Sensibilität und ständigem Hinterfragen ihrer Arbeit unter den strengen Regeln des Ordens hatte sie zunächst vorsichtig doch dann immer standfester erkannt, dass die katholische Kirche mit ihrem allgemeingültigen Anspruch auf die richtige Moral und Lebensführung dem alltäglichen Leben in Afrika nicht gerecht zu werden versteht.

Aids ist eine Krankheit, die eng mit sexuellen Verhaltensweisen in Zusammenhang gesehen wird. Sie ist in Afrika weit verbreitet. Einzige Hilfe ist Vorsicht. Kondome als probates Mittel zur Verhütung von Schwangerschaft und dem Schutz vor dieser Krankheit werden von der Kirche abgelehnt. Majella Lenzens Handeln orientierte sich jedoch an der täglich erlebten Realität und nicht an moralischen Lehrsätzen, abgeleitet aus dem neuplatonischen Menschenbild, bei dem der Körper
und alles Körperliche ein Anhängsel des Geistes ist.
Weil alles Körperliche (z.B Emotionen,Sexualität und Erotik) die wahre Erkenntnis des Menschen trübt, gilt es sich davon zu befreien, deshalb scheinen die Ehelosen auch zu höherer Erkenntnis fähig.

Majella Lenzen schildert ausführlich die Zustände in den Slums von Tansania oder Simbabwe, wo sie zeitweilig gearbeitet hat. Die Widersprüche in der moralischen Haltung der katholischen Kirche gegenüber den Armen und Kranken dieser jenseits jeder zivilisatorischer und hygienischer Standards existierenden Länder waren für die ehemalige Nonne nicht auszuhalten. In einem langen, inneren Kampf beschließt sie ihren Weg zurück in die bürgerliche Gesellschaft. Wie schwer dieser Weg war, erzählt sie mit bemerkenswerter Offenheit und Klugheit. Ihre Geschichte ist ein Lehrstück über Doppelmoral, Intrige, Gruppenzwang und Selbstfindung. Man staunt darüber, wie weltfremd die katholische Kirche in der dritten Welt agiert und mit ihren überkommenen Moralvorstellungen an der Realität vorbei geht. Doch Majellas Austritt aus dem Kloster lässt ahnen, wie schwer ein solcher Schritt ist, da er ihr auch die soziale Absicherung nimmt. Sie kämpft später für die Rechte „Ehemaliger“, tut sich mit Gleichgesinnten zusammen und macht deutlich, weshalb sie selbst den Weg in die Freiheit gegangen ist.

Mit ihrem eigenen Schicksal zeigt uns Majella Lenzen, wo es der Kirche, vor allem der Ordensleitung an Einsicht und Toleranz im gesamten hierarchischen System mangelt.

Aufschlussreich und wichtig ist Majella Lenzens Beitrag, in dem zahlreiche Themenkomplexe wie Armut oder die Mentalitätsunterschiede zwischen schwarz und weiß und arm und reich aufgezeigt werden. Die Krankheit Aids ist ihr Thema ebenso wie der teilweise gnadenlose und unmenschliche Umgang der katholischen Kirche mit Andersdenkenden und scheinbar "Abtrünnigen".

Majella Lenzen hat offensichtlich mit diesen Aufzeichnungen ihrem Herzen Luft gemacht, um endlich ihr Selbstwertgefühl zu dokumentieren und ihren Frieden zu finden.
Frank Kohl lbib.de
Verlagsinfo
Fesselnd, erschütternd, bewegend! Eine ehemalige katholische Ordensschwester bricht ein Tabu – und ihr Schweigen ...
„Die Wahrheit bedarf eines mutigen Menschen, der sie ausspricht!“ Majella Lenzen ist so ein Mensch. 33 Jahre lang war sie als Nonne Maria Lauda im Dienst der katholischen Kirche in Afrika tätig, hat ein Krankenhaus aufgebaut mitten im Busch. Doch als sie Kondome zum Schutz vor Aids befürwortet und sich an ihrer Verteilung in einem Rotlichtviertel beteiligt, muss sie den Orden verlassen. Ihr Buch erzählt die Lebensgeschichte einer couragierten Frau, die das Schweigen bricht und offen über das Leben in der katholischen Ordensgemeinschaft, über starre Rituale und Machtstrukturen in der katholischen Kirche spricht.
Fesselnd, erschütternd, bewegend! Eine ehemalige katholische Ordensschwester bricht ein Tabu – und ihr Schweigen ...

Inhaltsverzeichnis
Einleitung - "Maisha ni Safari" 9

Flug über den Wolken 15

Vom kostbaren Blut 25

Kreidebleich im Ordensgewand 36

Afrika, die ersten Jahre 45

Tropenhut, grüne Mambas und ein Entbindungsheim 62

Turiani Hospital - das Buchkrankenhaus 77

Alles, nur kein Arzt 91

"Mama, du bist ja nackt!" 105

In Nächstenliebe versklavt 114

Erster Urblau in der Heimat 127

Wie der Vater, so die Tochter, oder? 143

Elektra aus der Steckdose - ein neues Leben in London 155

Cholera und andere Katastrophen 175

Keine Furcht vor Tränen 189

Aufpasser in Simbabwe 201

Schwarz-weiße Schieflage 215

Mit der Sexualtität hatte die Kirche schon immer Probleme 229

Moshi, Stadt des Rauches 239

Aids-Arbeit unter dem Regenbogen 255

"Sie hatten keine Chance!" 268

Epilog 277

Literatur 281

Danksagung 283