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Das Problem sind wir Ein Bürgermeister in Sachsen kämpft für die Demokratie
Das Problem sind wir
Ein Bürgermeister in Sachsen kämpft für die Demokratie




Dirk Neubauer

Deutsche Verlags-Anstalt
EAN: 9783421048516 (ISBN: 3-421-04851-7)
240 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, August, 2019

EUR 18,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Wir haben verlernt, wie Gesellschaft geht – und zwar nicht nur im Osten Deutschlands. Das sagt Dirk Neubauer, seit 2013 Bürgermeister der sächsischen Kleinstadt Augustusburg. Was er nach seiner Wahl in der Stadt vorfand, waren Intransparenz, Politikverdrossenheit und ein Gefühl der Verlorenheit. Neubauer ist überzeugt, dass das politische System – entgegen landläufiger Meinung – von innen heraus zu verändern ist und dass wir wieder lernen können, was es heißt, Eigenverantwortung zu tragen, statt sie an den Staat abzugeben. Seine Projekte für Augustusburg, die auf Bürgerbeteiligung setzen, zeigen: Das Engagement der Bürger, das früher wenig beachtet wurde, wächst langsam, aber stetig.
Rezension
Ein Buch, das von einem Politik-Insider unmittelbar vor den Wahlen in Sachsen und Brandenburg verfasst und durch das Ergebnis dieser Wahlen an Aktualität bestätigt wurde. Es geht um das Thema "Demokratie", vor allem um die Frage der Bürgerbeteiligung - also Demokratie an der Basis. Davon kann der amtierende Bürgermeister der sächsischen Gemeinde Augustusburg "ein Lied singen."

Dir Neubauer, der Autor des vorliegenden Buches, weiß wovon er spricht. Als Bürgermeister einer ländlich gelegenen sächsischen Gemeinde, wird er Tag für Tag mit vielerlei Fragen und dem Frust der Bürger direkt konfrontiert.
In der ehemaligen DDR aufgewachsen, mit großem Enthusiasmus in das vereinte Deutschland und die ersehnte Freiheit gestartet, beschreibt er in seinem Buch Realitäten des heutigen ostdeutschen Daseins. Unzufriedenheit und Tristesse, ein latentes Gefühl des "Abgehängtseins" lässt bei zahlreichen Bürgern das Vertrauen in die Demokratie schwinden. Als Bürgermeister kämpft er dagegen an und beschreibt, wie er in seinem Wirkungsbereich versucht, basisdemokratische Teilhabemöglichkeiten zu schaffen, um die Menschen an der Politik in ihrer Gemeinde, in ihrem direkten Lebensumfeld zu beteiligen. Lust und Frust inklusive.
Die Entmutigung durch bürokratische Monster, die Verzahnung zwischen Bundes-, Landes und Kommunalpolitik und das schwindende Vertrauen, in diesem Räderwerk eine Möglichkeit der Veränderung zu haben und hierdurch demokratische Politik an die Basis zurück zu bringen, das sind Forderungen, die laut werden. Dirk Neubauer stellt Möglichkeiten vor, wie er dies in Ansätzen erfolgreich in seiner Gemeinde in die Tat umsetzt.
Er beschreibt "Besonderheiten" des Weges in den neuen Bundesländern nachdrücklich und eindrucksvoll, dabei geht es ihm aber ums Ganze: Entbürokratisierung, kurze Wege und Basisdemokratie um Bürger einzubinden um unser politisches System wieder erfolgreich zu machen - in ganz Deutschland!

Mein Fazit:
Ein hochinteressant geschriebenes Buch, voller Elan und Enthusiasmus pro Demokratie!
Damit reiht sich dieses Buch nicht einfach in eine große Reihe von aktuellen Büchern ein, die der Frage nachgehen, wie vermeintliche Gefahren in Bezug auf unsere freiheitliche Staatsform abgewendet werden könne. Hier werden konkrete Ideen geäußert und Ansätze einer Basisdemokratie am praktischen Beispiel aufgezeigt.
Nicht nur insofern ein lesenswertes Buch. Auch gelingt es dem Autoren, den Leser zum Nachdenken anzuregen. Er beschreibt authentisch und gefühlvoll die Sorgen der Bürger, die Besonderheiten des ländlichen Lebensraumes in den neuen Ländern, und hierbei verzichtet er auf moralisierende Argumente.
Insofern sind seine Argumente eine gute Basis für eine Diskussion, die alle Bürger betrifft und die den etablierten Parteien gewissermaßen einen Spiegel vor das geistige Auge hält. Das Gemeinwohl muss an erster Stelle stehen!
Aus meiner persönlichen Sicht gibt es lediglich einen Kritikpunkt in der Argumentationslinie. Als ehemaliger Journalist kritisiert der Autor die Medien, insbesondere die Printmedien. Den Stellenwert, den er den Medien grundsätzlich zubilligt, halte ich allerdings für strittig: (Buch, S. 108) "...Ich übte mich in kritischer Draufsicht und in der Rolle des öffentlichen Kontrollorgans. Das ist die Rolle, die eine freie Presse in einem Land spielen soll. Sie soll die vierte Macht im Staate sein. ..."
Pressefreiheit stellt zweifelsfrei ein zentrales Element des demokratischen Staates dar und demzufolge soll die Presse auch kritisch berichten und kommentieren - aber die verfassungsgemäße Stellung als vierte Macht? Die Gewaltenteilung, wie sie unsere Verfassung vorsieht, erscheint mir in Bezug auf gegenseitige Kontrolle zielführend und keine weitere "Macht" sollte sich selbst inthronisieren.

Dietmar Langusch, Lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Demokratie kann nur gelingen, wenn alle daran mitarbeiten – Bürgermeister Dirk Neubauer zeigt, wie es gehen kann

Wir haben verlernt, wie Gesellschaft geht – und zwar nicht nur im Osten Deutschlands. Das sagt Dirk Neubauer, seit 2013 Bürgermeister der sächsischen Kleinstadt Augustusburg. Was er nach seiner Wahl in der Stadt vorfand, waren Intransparenz, Politikverdrossenheit und ein Gefühl der Verlorenheit. Neubauer ist überzeugt, dass das politische System – entgegen landläufiger Meinung – von innen heraus zu verändern ist und dass wir wieder lernen können, was es heißt, Eigenverantwortung zu tragen, statt sie an den Staat abzugeben. Seine Projekte für Augustusburg, die auf Bürgerbeteiligung setzen, zeigen: Das Engagement der Bürger, das früher wenig beachtet wurde, wächst langsam, aber stetig.

»Ein blitzgescheites Buch.«
ARD »ttt« (01. September 2019)

Dirk Neubauer, geboren 1971, ist seit Oktober 2013 Bürgermeister der Stadt Augustusburg – 20 Kilometer östlich von Chemnitz. Parteilos gestartet, wurde er 2017 SPD-Mitglied. Der gebürtige Hallenser schlug 1993 zunächst den Weg in den Journalismus ein und war rund zehn Jahre als Reporter und später Geschäftsführer eines lokalen Fernsehsenders tätig. Nach zwei Jahren als Marketingchef bei mdr jump und sputnik wechselte er in die Selbstständigkeit. Er entwickelte Konzepte für Portallösungen von Zeitungshäusern. Für die sächsische SPD schreibt er derzeit an einem Konzept für mehr Bürgerbeteiligung auf Landesebene und setzt sich für ein landesweites Digitalkonzept ein. Für Augustusburg hat er das Projekt #diStadt ins Leben gerufen. Mit seiner Familie lebt Dirk Neubauer in Augustusburg.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort . 7

1 Wir, die Bürger 11
Die Nichtwähler und die Protestwähler 12
Die untote DDR 14
Bleiben Sie ruhig, wir holen Hilfe 18
Die gefährliche Alternative 22
Ein noch immer geteiltes Land 24
Für eine Politik der Teilhabe 27
Die Stadt, das sind ihre Bürger 30
Die Flutmauer 32
Die schleichenden Totengräber der Demokratie 36
Kapitulation vor der Öffentlichkeit 39
Der Zündpunkt 41
Zuschauer, Feldspieler und resignierte Wutbürger 44
Selbstverantwortung und konkrete Projekte: Eine Stadt findet sich 51

2 Wir, der öffentliche Stillstand 57
Stillstand durch Angst und Mutlosigkeit 60
Stillstand in den Filterblasen und Echokammern 62
Die gelähmte Gesellschaft 65 Mission impossible – eine Arztpraxis entsteht 67
Der Wahnsinn mit den Schildern 72
Auf dem Holzweg der Entfremdung 76
Verteilen wir eine Milliarde Euro 79
Die letzte Meile der Politik 83
Die Unmöglichkeit, einen Sportplatz zu bauen 86
Ermächtigt die Kommunen! 91
Fährt der Zug der Digitalisierung ohne uns ab? 92
Die Politik ist in der Pflicht 97

3 Wir, die Politik 101
Der Osten – ein Reservat 104
Blick zurück: Bischofferode und die Folgen 108
Der Bürger – zu spät gehört und nie gefordert 114
Mehr Selbstbestimmung für die Kommunen! 120
Wie wir gerade die Zukunft verpassen 126
Wir verlieren künftige Generationen 131
Die abgehängte Region 134
Die vernachlässigte Bildung 139
Dem Bürokratieapparat ist egal, wer über ihm regiert 141
Schluss mit einem System, das nur Verlierer hervorbringt 144
Der Aufstieg der AfD 149

4 Wir, die Medien 157
Von den Medien in die Politik 162
Politik und Deutung 165
Die Ostpresse nach der Wende 167
Das gedruckte Wort muss kein wahres sein 172
»Du machst doch sowas« 175 Das Internet zündet den Turbo 178
Vertane Chancen: Chemnitz und die Folgen 182
Punkten beim täglichen Kleinkram 185 Die Gefahr der verschenkten Debatte 187
Posten, was passiert 192
Geborgen unter Gleichgesinnten 195
Die kommenden Gefahren 197

5 Wir, die Veränderer 201
Demokratie ist keine Party, zu der man eingeladen wird 204
Wir haben den Verlust des Miteinanders zugelassen 209
Wir sind das Problem 212
Die Politik muss liefern. Aber was? 214
Wie geht ein echter Neuanfang? 216
Vom Bittsteller zum Entscheider 221
Geht es vielleicht doch einfacher – und lokaler? 225
German Angst 228
Wir sind eine Gesellschaft in Ausbildung, nicht nur im Osten 230