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Das Martyrium Polykarps von Smyrna - ein Leitbild frühchristlicher Märtyrerverehrung  Studienarbeit
Das Martyrium Polykarps von Smyrna - ein Leitbild frühchristlicher Märtyrerverehrung
Studienarbeit


"Hausarbeit im Rahmen von Kulturanthropologie / Historischer Anthropologie (Modul 5) des B.A. Studiengangs Kulturwissenschaft an der FernUniversität Hagen" (Abgabedatum: 5. April 2007)

Annina Braumann

Grin-Verlag OHG
EAN: 9783638928830 (ISBN: 3-638-92883-7)
23 Seiten, paperback, 15 x 21cm, 2007

EUR 12,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Archivnummer: V79127

ISBN (E-Book): 978-3-638-85677-5

ISBN (Buch): 978-3-638-92883-0
Rezension
In der heutigen Zeit kann beinahe alles veröffentlicht werden und so werden jetzt auch Studien- und Seminararbeiten - wie hier anzuzeigen - von netto 20 S. für 13 € feilgeboten ... Für eine Seminararbeit ist das, was die Verfasserin hier schreibt, sogar ganz ordentlich, jedenfalls wird fleißig zusammengefasst, was man/frau so zum Martyrium des Polykarp von Smyrna an Sekundärliteratur findet (im deutschen Sprachraum). Nein, es ist weniger das Manko der Verfasserin als vielmehr das Fehlen jedweden Lektorats, - und so wird z.B. der umfassendste deutschsprachige wissenschaftliche Kommentar zum Martyrium des Polykarp zitiert (Kommentar zu den Apostolischen Vätern), begegnet aber im Literaturverzeichnis nicht ... um exemplarisch nur ein Defizit zu benennen. Das muss man einer "Hausarbeit im Rahmen von Kulturanthopologie / Historischer Anthropologie (Modul 5) des B.A. Studiengangs Kulturwissenschaft an der FernUniversität Hagen" (Abgabedatum: 5. April 2007) auch nicht weiter anlasten, - aber warum wird das Ganze veröffentlicht zwischen Buchdeckeln?

Gerd Buschmann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Das Martyrium des Polykarp von Smyrna stellt das erste und älteste schriftliche Zeugnis der frühchristlichen Märtyrerverehrung dar. Diese Hausarbeit widmet sich daher der näheren Beleuchtung des Aufkommens und der Auswirkungen, die der Brief der Gemeinde Smyrna an die Nachbargemeinde von Philomelion und vor allem seine Verbreitung für die damaligen Christen hatten. Heiligkeit ist eine Zuschreibung, die sichtbar wird in der Verehrung. Geklärt werden soll, wie es zu dieser Verehrung gekommen ist und welche Funktion der Brief mit seinem signifikanten Inhalt und seiner deutlichen Nähe zum Evangelium für die Verbreitung hatte. Desweiteren stellt sich die Frage, warum ausgerechnet dieses Martyrium schriftlich festgehalten wurde und zur Nachahmung verbreitet werden sollte. Mit Polykarps Martyrium sollte ein Leitbild entstehen und in extremen Lebenssituationen dem Handelnden eine Stärkung sein. Anhand des Märtyrerberichtes und einer Analyse der Parallelen zur Passion Christi, soll gezeigt werden, welchen Einfluss sie auf die christliche Gesellschaft und die Folgezeit hatte, dass daraus ein erster Märtyrerkult entstehen konnte. Dabei wird das Phänomen der Entstehung der Heiligenverehrung diesem engen Rahmen Rechnung tragen, da sich die Ausführungen unmittelbar auf Polykarp von Smyrna, die gesellschaftliche Einordnung und seine Einflüsse, bzw. Einflüsse auf ihn, wie z.B. von Ignatius von Antiochien, beschränken müssen. Die verschiedenen literarischen Genera von Märtyrerberichten beschränken sich auf die hier verwendete Märtyrererzählung in Briefform.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung 2

2 Das Martyrium Polykarps von Smyrna 3

2.1 Zum Inhalt des Märtyrerberichtes 3
2.2 Der Märtyrerbericht im Kontext 6

2.2.1 Polykarps Wirken zu Lebzeiten 8
2.2.2 Das Evangelium als Vorbild 11

3 Ursprung eines Leitbildes frühchristlicher Märtyrerverehrung 14

3.1 Verbreitung und Nachwirkung 16

4 Zusammenfassung 19

5 Quellen- und Literaturverzeichnis 21

5.1 Quellen 21
5.2 Literatur 21
5.3 Internet 23


1 Einleitung


Das Martyrium des Polykarp von Smyrna stellt das erste und älteste schriftliche Zeugnis der frühchristlichen Märtyrerverehrung dar. Diese Hausarbeit widmet sich daher der näheren Beleuchtung des Aufkommens und der Auswirkungen, die der Brief der Gemeinde Smyrna an die Nachbargemeinde von Philomelion und vor allem seine Verbreitung für die damaligen Christen hatten. Heiligkeit ist eine Zuschreibung, die sichtbar wird in der Verehrung. Geklärt werden soll, wie es zu dieser Verehrung gekommen ist und welche Funktion der Brief mit seinem signifikanten Inhalt und seiner deutlichen Nähe zum Evangelium für die Verbreitung hatte.
Desweiteren stellt sich die Frage, warum ausgerechnet dieses Martyrium schriftlich festgehalten wurde und zur Nachahmung verbreitet werden sollte. Mit Polykarps Martyrium sollte ein Leitbild entstehen und in extremen Lebenssituationen dem Handelnden eine Stärkung sein. Anhand des Märtyrerberichtes und einer Analyse der Parallelen zur Passion Christi, soll gezeigt werden, welchen Einfluss sie auf die christliche Gesellschaft und die Folgezeit hatte, dass daraus ein erster Märtyrerkult entstehen konnte. Dabei wird das Phänomen der Entstehung der Heiligenverehrung diesem engen Rahmen Rechnung tragen, da sich die Ausführungen unmittelbar auf Polykarp von Smyrna, die gesellschaftliche Einordnung und seine Einflüsse, bzw. Einflüsse auf ihn, wie z.B. von Ignatius von Antiochien, beschränken müssen. Die verschiedenen literarischen Genera von Märtyrerberichten beschränken sich auf die hier verwendete Märtyrererzählung in Briefform.


2 Das Martyrium Polykarps von Smyrna


2.1 Zum Inhalt des Märtyrerberichtes


„Wir haben euch, liebe Brüder, die Geschichte der Märtyrer und des seligen Polykarp aufgeschrieben, der der Verfolgung ein Ende gesetzt hat, indem er ihr durch sein Martyrium gleichsam ein Siegel aufgedrückt hat.“1
Das Martyrium des Polykarp wurde im 2. Jh. n. Chr. als Märtyrerbericht in Form eines Briefes von der Gemeinde Smyrna an die Nachbargemeinde Philomelion überbracht.
Der Brief schildert in erster Linie den Hergang des Martyriums des Polykarp: von dessen Verfolgung über seine Verhaftung und Verurteilung zum Tode durch Verbrennen, da er unbeirrt zu seinem Glauben stand und sich weigerte Caesar ein Opfer darzubringen und dadurch Christus abzuschwören. Besondere Bedeutung erhält die ebenso Erwähnung findende Beisetzung seiner Gebeine, da fortan der Todesgedächtnistag des Martyriums rituell begangen wird.
Es belegt die Entstehung der frühchristlichen Märtyrerverehrung. Der Bericht eröffnet mit der Huldigung Polykarps sowie allen Märtyrern und Martyrien, die nach dem Willen Gottes geschehen. Der Verfasser charakterisiert allgemein den Märtyrer mit Ehrenworten wie „Tapferkeit“, „Edelmut“ und „Liebe zum Herrn“. Die Bewunderung trägt diese normative Beschreibung von Martyrien, die gesegnet sind, wenn sie nach dem Evangelium geschehen. Das Martyrium führe zum ewigen Heil und alle Schuld und ewige Strafe seien abgegolten2. Das ist das erklärte Ziel für diejenigen, die standhaft ausharren und sich nicht dazu verleiten lassen ihren Glauben zu verleugnen. Überdies erwähnt der Verfasser praktikable Foltermethoden, die ein Märtyrer mit Hilfe seines tiefen Glaubens und der unerschütterlichen Liebe zu seinem Herrn zu ertragen imstande ist. Diese Ausführungen sollen die Nachahmer mutig stimmen und den Märtyrern, Polykarp im Besonderen, Ehre zuteil kommen lassen durch das, was sie tapfer und edelmütig besiegelt haben. Die darauf folgenden Schilderungen können nun besser mitempfunden und zugeordnet werden.
Polykarp war ein glaubensfester Mann, der vorbildhaft in der unsteten Zeit des christlichen Glaubens, Kraft und Mut spendete. So auch dem jungen Germanicus, der mit wilden Tieren kämpfend, furchtlos in den Märtyrertod ging und nicht seinem Glauben und seine Liebe und Verehrung zu Gott abschwor. Die Volksmenge der Heiden war „anlässlich des glorreichen Todes dieses Mannes“3, der „Standhaftigkeit und […] de[s] Heldenmut[es] des ganzen Christengeschlechts“4 tief erstaunt und begann zu brüllen, man solle nach Polykarp fahnden, der die Gottlosen zu solch heroischen Taten ermutigte. Demgegenüber steht das Negativbeispiel des Phrygiers Quintus, der sich freiwillig zum Martyrium drängte und schließlich angesichts der wilden Tiere Angst bekam und das vorgeschriebene heidnische Opfer leistete.
Als Polykarp von der Fahndung nach seiner Person erfuhr, nahm er die Nachricht respektabel gelassen auf. Er verspürte keinerlei Angst und ein Halsüber- Kopf-artiges Fliehen schien für ihn genauso wenig in Frage zu kommen, wie ein Untertauchen. Doch letztendlich entfernte er sich auf Drängen doch aus der Stadt mit einigen Begleitern auf ein Landgut, wo er Tag und Nacht für alle Menschen und Kirchen der Erde zu beten pflegte. Drei Tage vor seiner Arretierung hatte er eine Vision in dem er sein Kopfkissen in Flammen sah. Er prophezeite seinen Tod mit den Worten „Ich soll lebendig verbrannt werden.“5


[...]



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1 MartPol, 1.1

2 ebd. 2.3


3 vgl. Eusebius Kirchengeschichte IV 14-25, 1937:175

4 ebd.

5 MartPol, 5.2