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Das Gewissen – moralischer Kompass mit unbedingtem Verbindlichkeitsanspruch? Eine interdisziplinäre Annäherung
Das Gewissen – moralischer Kompass mit unbedingtem Verbindlichkeitsanspruch?
Eine interdisziplinäre Annäherung




Christoph Giersch, Marcus Freitag (Hrsg.)

Reihe: Ethik der öffentlichen Verwaltung


Verlag für Polizeiwissenschaft
EAN: 9783866764217 (ISBN: 3-86676-421-9)
145 Seiten, paperback, 15 x 22cm, 2015

EUR 16,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Ist das Gewissen die ultimative Instanz, die wie ein moralischer Kompass durch die Wogen des realen Lebens führt? Muss jeder einzelne Mensch dieser Instanz zwingend, vielleicht sogar bedingungslos folgen? Und welche Konsequenzen ergeben sich zumindest potenziell aus einem sich selbst ernst nehmenden Gewissen für mögliche Konfliktkonstellationen im Staats- und insbesondere im Polizeidienst? Diesen Fragen geht der sechste Band der Reihe "Ethik der öffentlichen Verwaltung" aus unterschiedlichen Fachperspektiven nach.
Rezension
Was ist eigentlich das Gewissen (und ein "schlechtes Gewissen")? Hat jeder Mensch ein Gewissen (auch "gewissenlose Menschen")? Und ist man dem gewissen verpflichtet, mehr als Vorschriften, Befehlen oder Fraktionszwang ("Gewissensentscheidung")? Und welche Konsequenzen ergeben sich zumindest potenziell aus einem sich selbst ernst nehmenden Gewissen für mögliche Konfliktkonstellationen im Staats- und insbesondere im Polizeidienst? Das Gewissen ist regelmäßiger Unterrichtsgegenstand im Ethikunterricht. Dieser Band aus der Reihe "Ethik der öffentlichen Verwaltung" nimmt sich dieser Thematik und Problematik an und fragt, ob das Gewissen auch für Konflikt-Entscheidungen im öffentlichen Dienst eine ultimative Instanz sein kann oder gar muss.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Ernstfall Gewissen - eine Art Einführung 11

Das Gewissen — aus philosophischer Sicht
Carsten Barwasser 15

1 Einleitung 15

2. Entwicklung des Gewissensbegriffes 18
2.1. Antike 19
2.2. Patristik und Mittelalter 22
2.3. Frühe Neuzeit und Aufklärung 23
2.4. Das 19. und 20. Jahrhundert 30

3. Systematische Herausforderungen heute 37
Literatur 42

Das Gewissen — Theologische Deutungen und Interpretationen
Markus Borzymski 43

1. Die Erfahrung des Gewissens in der Bibel und der antiken Philosophie 45
1.1. Herz und Nieren als Beurteilungsinstanz des eigenen Handelns 45
1.2. Das „Mit-gewusste" (conscientia) in der Philosophie der Stoa 47

2. Augustinus' Interpretation des Gewissens als Stimme Gottes 47

3. Das Gewissen als Fähigkeit der Vernunft bei Thomas von Aquin 49
3.1. Differenzierung des Gewissensbegriffs 49
3.2. Das Situationsgewissen - Die konkrete Gewissensentscheidung 50
3.3. Das Urgewissen — Das Prinzipienwissen 53
3.4. Der unbedingte Anspruch des irrenden Gewissens 54

4. Weitere Entwicklungen im Gewissensverständnis 57
4.1. Gewissensbegriff zwischen Vernunft und Wille 57
4.2. Der Gewissensbegriff der Reformation 58
4.3. Der Gewissensbegriff bei John Henry Newman 59

5. Der Gewissensbegriff des Zweiten Vatikanischen Konzils 60

6. Konsequenzen aus dem Gewissensverständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils 62
6.1. Ein Gewissensverständnis mit Paradigmenwechsel 62
6.2. Das Gewissen und seine permanente Entwicklung 63
6.3. Das Gewissen des anderen 65
6.4. Die Enzyklika Humanae Vitae und das Gewissen 66
6.5. Die „Pille danach" — eine moralische Neubewertung in einer Ausnahmesituation 67
7. Zusammenfassung 68
Literatur 69

Der grundgesetzliche Schutz der Gewissensentscheidung
Marc Röckinghausen 71

1. Einleitung 71

2. Das Grundrecht der Gewissensfreiheit 72
2.1. Grundsätzliche Bedeutung der Gewissensfreiheit 72
2.2. Grundrechtsträger 73
2.3. Inhalt des Grundrechtsschutzes 73
a) Verhältnis zur Glaubensfreiheit 73
b) Bedeutung des Rechts auf Kriegsdienstverweigerung 74
c) Gewährleistungsgehalt der Gewissensfreiheit 75
d) Erkennbarkeit des gewissensgeleiteten Verhaltens 78
e) Grenzen der Gewissensfreiheit 80

3. Beamte als Grundrechtsträger 82
3.1. Die Rechtsfigur des „besonderen Gewaltverhältnisses" 82
3.2. Auswirkungen auf die Grundrechtsberechtigung 83

4. Gewissensentscheidungen des Beamten 85
4.1. Gewissensgeleitetes Verhalten im Beamtenverhältnis 85
4.2. Gründe für die Beschränkung der Gewissensfreiheit 86
4.3. Einzelfälle 88
a) Postzustellbeamter weigert sich,
bestimmte Sendungen zuzustellen 88
b) Kriminalbeamtin weigert sich, eine Waffe zu tragen 89
c) Stellenausschreibung einer städtischen Klinik 90
d) Befehlsverweigerung eines Soldaten aus Gewissensgründen 92

5. Zusammenfassung 93
Literatur 95

Relevanz und Lehrbarkeit. Das Gewissen als Bestandteil der Polizeiausbildung
Christoph Giersch 97

1. Das Gewissen. Ein kurze Begriffs- und Ideengeschichte 97
1.1 Wesen und Ursprung 97
1.2 Kann sich ein Gewissen irren? 101
1.3 Muss man seinem Gewissen immer folgen? 103
1.4 Zusammenhang: Gewissen und Schuld 104
1.5 Respekt vor Gewissenentscheidungen anderer? 105
1.6 Gewissen und Straffreiheit 105

2. Gewissen und Polizei. Ein ungeklärtes Spannungsfeld? 106
2.1 Gewissen als Maßstab 107
2.2 Gewissen contra Gehorsam? 107

3. Gewissen als Ausbildungsinhalt. Ist Gewissen lehrbar? 109
3.1 Primat des Gewissens? 109
3.2 Ziele der Ethik-Lehre 114

Literatur 117

Mein Gewissen ist rein — ich benutze es nie!
Eine nach-denkliche Betrachtung eines Alltagsphänomens

Marcus Freitag 119

1. Einführung in eine Alltagswirklichkeit 119
1.1 Ein bekanntes Gefühl: „Eigentlich müsste man" 119
1.2 Ein unbedingter Anspruch: „Du sollst" 121
1.3 Die letzte Instanz 122

2. Einschätzungen des Gewissens 124
2.1 Gewissensfreiheit 124
2.2 Gewissensdiskurse in der Gesellschaft 127
2.3 Zwischenfazit 128

3. Gewissensbildung 130
3.1 Übergangsthesen 130
3.2 Selbstreflexion als Gewissensbildung 132
3.3 Aspekte einer ethischen Haltung 134
3.4 Autonome Bestimmung solidarischen Handelns 139
3.5 Fazit 141

Literatur 143

Autoren in diesem Band 145