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Das Doppelgesicht des Religiösen Religion - Gewalt - Politik Herder spektrum
Das Doppelgesicht des Religiösen
Religion - Gewalt - Politik


Herder spektrum

Hans Maier

Herder Verlag
EAN: 9783451054686 (ISBN: 3-451-05468-X)
158 Seiten, paperback, 12 x 19cm, 2004

EUR 9,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Religion ist nichts Harmloses. Auf "Befehle Gottes" berufen sich Terroristen, Diktatoren und Nationalisten. Religiöse Gefühle wurden immer wieder in den Dienst der Macht gestellt und politisch missbraucht. Hans Maier fordert die klassische Unter­scheidung zwischen Religion und Poli­tik. Religion bedarf der Vernunftklä­rung und der institutionellen Siche­rung, um nicht dem Missbrauch offen zu stehen.



Hans Maier, geb. 1931 in Freiburg, von 1962-1999 Professor für politische Wissenschaft und später für christliche Weltanschauung an der Universität München. Von 1970-1986 war er bayerischer Kultusminister. Er lebt in München. Zahlreiche Veröffentlichungen.
Rezension
Wer aufgrund des Titels eine tiefer gehende Auseinandersetzung mit dem Doppelgesicht des Religiösen oder einen weiteren Beitrag zu der durch Jan Assmann angestoßenen Debatte über die 'mosaische Unterscheidung', also den Wahrheitsanspruch von Islam, Christentum und Judentum als Ursprung von Gewalt erwartet, wird enttäuscht sein. Er sollte Assmann selbst lesen und die Reaktionen auf seine Position, die sich in dem Band "Die mosaische Unterscheidung" finden (Rendtorff, Zenger, Koch, Kaiser, Kuschel) oder sich mit den Ausführungen von Hans-Joachim Sander in "Glaubensworte: nicht verschweigen" auseinandersetzen.

Hans Maiers Anliegen ist ein Politisches: er ist interessiert an den quasi-religiösen Elementen, die die Politik zunehmend bestimmen und der davon her rührenden Ideologisierung der Öffentlichkeit etwa in Form ausgeprägter Personenkulte. Deshalb seine breite Darstellung von Kommunismus, Faschismus und Nationalsozialismus im III. und IV. Abschnitt. Was hier über über die Entwicklung und Geschichte totalitärer Systeme, über ihre Erscheinungsformen, über Idole und allgemein über 'Politische Religionen' ausgeführt wird, ist eine kundige, knappe und klare Zusammenfassung, die für jede Beschäftigung mit den genannten Problemfeldern in schulischen Zusammenhängen äußerst hilfreich ist.

Das Buch empfiehlt sich überdies, weil es durch Literaturverzeichnis, Anmerkungen, Personenregister und Sachregister erweitert und erschlossen ist und so als Ausgangspunkt für weiter führende Recherchen in verschiedene Richtungen dienen kann. Es bietet damit als Taschenbuch eine Vielfalt an Zugriffsmöglichkeiten, die bei sehr viel teureren und mit wissenschaftlichem Anspruch auftretenden Büchern noch lange nicht selbstverständlich sind.

Matthias Wörther

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Weitere Rezensionen des Buches auf der Homepage des Verlages: http://www.herder.de/programm/buchbesprechungen/alle_texte?k_tnr=5468

Arno Renggli, Neue Luzerner Zeitung, 06. August 2004
Ulrich Rose, Badische Zeitung, 10. Juli 2004

Verlagsinfo
Hans Maier fordert die klassische Unter­scheidung zwischen Religion und Poli­tik. Religion bedarf der Vernunftklä­rung und der institutionellen Siche­rung, um nicht dem Missbrauch offen zu stehen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7

I. Religion - eine Quelle der Gewalt? 9

1. Vom Streit der Kulturen zum Streit der Religionen? 10
2. Der Eine Gott - ein eifersüchtiger Gott? 15
3. Die Gewalt und die abrahamitischen Religionen 18

II. Neuzeitliche Gewalt und Politik 22

1. Gewaltbegrenzung im modernen Staat 22
2. Gewaltpotentiale zwischen den Staaten 25
3. Fehde und Friede - ein Blick in die Zukunft 38

III. Religionsähnliche Elemente in totalitären Systemen 46

1. Kommunismus, Faschismus, Nationalsozialismus 49
2. Personenkult und Emblematik 66
3. Zum Konzept der Politischen Religionen 66

IV. Das totalitäre Zeitalter - profane und religiöse Deutungen 74

1. Die Wahrnehmung des Neuen 75
2. Perzeptionen und Begriffe 80
3. Religionsersatz oder "Neue Religionen"? 87

V. Politische Martyrer?
Zu jüngsten Erweiterungen des Martyrerbegriffs in der Gegenwart 99

1. Martyrer des Glaubens - Martyrer der Welt 100
2. Veränderungen in der Martyrer-Semantik 108
3. Folgerungen für den Dialog zwischen Kirchen und Religionen 117

Verzeichnis der zitierten Literatur 121
Anmerkungen 130
Personenregister 153
Sachregister 156