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Das Buch der Päpste - Liber pontificalis Ein Schlüsseldokument europäischer Geschichte
Das Buch der Päpste - Liber pontificalis
Ein Schlüsseldokument europäischer Geschichte




Klaus Herbers, Matthias Simperl

Reihe: Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte


Herder Verlag
EAN: 9783451388675 (ISBN: 3-451-38867-7)
496 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 18 x 25cm, Oktober, 2020

EUR 80,00
alle Angaben ohne Gewähr

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Rezension
Die Bedeutung des Liber pontificalis für die "Formierung Europas im Mittelalter" (S.9) kann vermutlich nicht unterschätzt werden. Umso schöner, dass mit dem vorliegenden Tagungsband nun ein Kompendium erschienen ist, in dem neue und allerneuste Forschungsergebnisse aus vielerlei Disziplinen sorgsam und wegweisend in deutscher, französischer und italienischer Sprache zusammengetragen werden. Der Band enthält neben den durchweg perfekt redigierten Beiträgen und zahlreichen Literaturhinweisen auch etliche Farbabbildungen hoher Qualität.
Die zugrunde liegende Tagung fand im November 2018 am Römischen Institut der Görres-Gesellschaft statt.
Im einführenden Beitrag "Das Buch der Päpste: Der Liber pontificalis – Ein Schlüsseldokument europäischer Geschichte" gibt Herausgeber Klaus Herbers einen profunden Überblick über Geschichte und Wirkung des Dokuments. Es wird deutlich, dass der Liber pontificalis bereits seit dem Mittelalter die entscheidende Quelle für eine (wissenschaftliche) Beschäftigung mit dem Papstamt darstellt.
Die übrigen Beiträge sind in vier Abteilungen angeordnet, an denen die Vielfalt des Bandes sichtbar wird:
1) Genese und Funktion(en) früher Textschichten
2) Von der urbs zum orbis - Quelle und Erinnerungsträger
3) Kontext, Vergleich und Rezeption
4) Forschungsgeschichte und Editionen
In der ersten Abteilung werden vorrangig spätantike und mittelalterliche Textschichten untersucht und philologische Problemstellungen diskutiert, wobei der Beitrag des Herausgebers Matthias Simperl zur frühen Überlieferungsgeschichte des Werks besonders hervorsticht, betritt er doch gänzlich neue Pfade hinsichtlich der Textgeschichte.
Die zweite Abteilung eröffnet der wegweisende Beitrag der britischen Mediävistin Rosamond McKitterick zur Verbreitung des Werks. Anhand zahlreicher Handschriftenbefunde stellt sie die Verbreitung des Liber pontificalis auf neuestem Stand dar.
Besonders erwähnenswert ist in der zweiten Abteilung auch der Aufsatz der französischen Philologen Bruno Bon und François Bougard, deren Untersuchung des Texts mittels softwarebasierter Statistikmethoden wegweisend sein dürfte. In dieser zweiten Abteilung finden sich auch zwei Beiträge mit kunsthistorischer Perspektive: Während Carola Jäggi den Liber pontificalis mit dem Fokus auf seiner Quellenfunktion für den frühchristlichen und mittelalterlichen Kirchenbau untersucht, setzt Michael Brandt den Schwerpunkt seiner Abhandlung auf das Gemmenkreuz der Papstkapelle Sancta Santorum im römischen Lateran.
Die dritte Abteilung besteht aus vier Beiträgen, die sich vorrangig der reichen Rezeptionsgeschichte widmen. War der Liber pontificalis Vorbild für die gesta Romanorum?, fragt Michel Sot im französischen Beitrag. Außerdem wird die Geschichte des Dokuments in Hochmittelalter und Renaissance betrachtet.
Die abschließende und kürzeste Abteilung behandelt die Forschungsgeschichte des Werks: Andreas Sohn erklärt aufschlussreich die prägenden Forschungen des wichtigen französischen Gelehrten Louis Duchesne. Matthias Simperl setzt mit einer Hinführung zum Umgang mit den Editionen des Liber pontificalis eine wichtige Wegmarke für weitere Studien.
Diese überblicksartigen Streiflichter verdeutlichen, dass es sich hier nicht bloß um einen weiteren Sammelband handelt, sondern um ein wichtiges Forschungsdokument.
Für die Verwendung in der Schule eignen sich vermutlich nur wenige Abschnitte des Buches. Hingegen wird, wer sich mit dem Liber pontificalis während des Studiums beschäftigen möchte, dankbar auf dieses neue Standardwerk zurückgreifen.

Johannes Groß, www.lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Der Liber pontificalis ist eine der wichtigsten und schillerndsten Quellen der Papstgeschichte und römischen Kirchengeschichte und ein Schlüsseldokument für die kulturelle Entwicklung Europas. Seine Darstellungen römischer Bischöfe umspannen einen Zeitraum vom ersten bis zum 15. Jahrhundert: vom Apostel Petrus bis zu Papst Martin V. Der vorliegende Band erschließt das „Buch der Päpste“ mit neuen Interpretationen, die auf einer international besetzten Tagung am Campo Santo Teutonico (Vatikanstadt) diskutiert wurden. Die 20 Beiträge behandeln den Text als Kommunikationsmedium im mittelalterlichen Europa genauso wie als Quelle für die neuzeitliche Papstgeschichte. Der zeitliche Bogen reicht dabei von den Anfängen des Werks im sechsten Jahrhundert über früh- und hochmittelalterliche Fortsetzungen und Rezeptionen sowie das Schicksal des Papstbuchs in der Renaissance bis zu der mit ihm verbundenen Forschungs- und Editionsgeschichte. Erstmals wird den Leserinnen und Lesern eine praktische Einführung in das Studium der modernen Textausgaben des Liber pontificalis geboten.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort

Das Buch der Päpste: Der Liber pontificalis –
Ein Schlüsseldokument europäischer Geschichte (Klaus Herbers)

GENESE UND FUNKTION(EN) FRÜHER TEXTSCHICHTEN
Ricostruire dalle fondamenta: L’origine poligenetica del Liber pontificalis romano e le sue implicazioni storiche ed ecclesiologiche (Andrea Antonio Verardi)
Beobachtungen und Überlegungen zur frühen Redaktionsgeschichte des Liberpontificalis (Matthias Simperl)
Globale Strategie oder Belange lokaler Verwaltung? Anmerkungen zu den bischöflichen Dekreten im vorkonstantinischen Abschnitt des Liber pontificalis (András Handl)
Der Liber pontificalis und die symmachianisch-laurentianischen Documenta (Eckhard Wirbelauer)
Bemerkungen zum libellus der konstantinischen Schenkungen im Liber pontificalis (Paolo Liverani)
Hic fecit ordinationes. Der Nutzen der Weihestatistiken des Liber pontificalis für die Kirchengeschichte Roms (Stefan Heid)

VON DER VRBS ZUM ORBIS – QUELLE UND ERINNERUNGSTRÄGER
Die frühmittelalterliche Verbreitung des Liber pontificalis: Bestandsaufnahme und mögliche Implikationen {Rosamond McKitterick)
Il Liber pontificalis, la Chiesa Romana e il rapporto con il potere pubblico (Lidia Capo)
Die Darstellung der griechischen Gemeinde in Rom im Liber pontificalis (7.–9.Jahrhundert) (Vera von Falkenhausen)
Le Liber pontificalis et ses auteurs au ixe siècle : Enquête stylométrique (Bruno Bon und François Bougard)
Der Liber pontificalis in Kanzlei und Archiv der Päpste. Zur Abfassung, Verwendung und Aufbewahrung des Liber pontificalis im neuntenJahrhundert (Veronika Unger)
Textilien und andere Preziosen: Der Liber pontificalis als Quelle für den frühchristlichen und -mittelalterlichen Kirchenbau Roms – eine Forschungsbilanz (Carola Jäggi)
Crucem diuersis ac praetiosis lapidibus perornatam inspexit. Das Gemmenkreuz der Kapelle Sancta Sanctorum – ein Fallbeispiel (Michael Brandt)

KONTEXT, VERGLEICH UND REZEPTION

Le Liber pontificalis est-il le prototype des gesta episcoporum? (Michel Sot)
Papstgeschichtsschreibung im Zeichen des Schismas: Die Papstviten des Kardinals Boso (Knut Görich und Stephan Pongratz)
Der Liber pontificalis und der Liber censuum in einer hochmittelalterlichen Papstliste (Thomas Kieslinger)


Der Liber pontificalis in der Renaissance (Stefan Bauer)
FORSCHUNGSGESCHICHTE UND EDITIONEN
Louis Duchesne und der Liber pontificalis (Andreas Sohn)
Eine Hinführung zum Umgang mit den Editionen des Liber pontificalis (Matthias Simperl)

Auswahlbibliographie zum Liber pontificalis
Abkürzungen
Bildnachweise
Stellenregister(Liberpontificalis)
AutorinnenundAutoren