|
Christoph Martin Wieland
Die Erfindung der modernen deutschen Literatur
Jan Philipp Reemtsma
Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406800702 (ISBN: 3-406-80070-X)
704 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, März, 2023
EUR 38,00 alle Angaben ohne Gewähr
|
|
Umschlagtext
„Nach meinem Tode wird`s endlich herauskommen, was ich war, und mir wird mit vollem gerütteltem und geschütteltem Maas Gerechtigkeit widerfahren.“
Christoph Martin Wieland
Mit Christoph Martin Wieland beginnt die moderne deutsche Literatur. Er eröffnet sie nicht nur selbst mit seinen Werken, sondern er ist auch der «Erfinder» dessen, was wir heute die «Weimarer Klassik» nennen. Mit seiner langerwarteten Biografie – der ersten seit siebzig Jahren – befreit Jan Philipp Reemtsma Wieland endlich aus dem langen Schatten, in den ihn Goethe und Schiller gestellt haben. Sein «Wieland» ist aufregend und fulminant, ein germanistischer Glücksfall, denn er gibt uns einen Klassiker zurück, ohne den die Verwandlung der deutschen Literatur in eine vor und eine nach Weimar gar nicht angemessen verstanden werden kann.
Rezension
Wer hat den ersten modernen deutschsprachigen Roman geschrieben und gilt als der erste Vertreter der „Weimarer Klassik“? Welcher Dichter der Aufklärung war auch Direktor der Biberacher evangelischen Komödiantengesellschaft, Shakespeare-, Horaz- und Lukian-Übersetzer, Philosophieprofessor in Erfurt, Generalsuperintendent in Weimar sowie Gründer der Organe „Der Teutsche Merkur“ und „Attisches Museum“? Wer verfasste u.a. den Bildungsroman „Geschichte des Agathon“(1766/67), die Versdichtung „Musarion, oder die Philosophie der Grazien“(1768) und den Briefroman „Aristipp und einige seiner Zeitgenossen“(1800/01)? Von wem stammt die Redewendung „den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen“ und der Begriff „Weltliteratur“?
Die Antwort auf all diese Fragen lautet: Christoph Martin Wieland (1733-1813). Vor 70 Jahren erschien die letzte Biographie zu dem nach Gotthold Ephraim Lessing bedeutendsten Schriftsteller der Aufklärung. Wielands Œuvre wird in der Öffentlichkeit vielfach weitgehend marginalisiert. Zu Unrecht, wie man konstatieren muss, nach der Lektüre von Jan Philipp Reemtsmas (*1952) Buch „Christoph Martin Wieland. Die Erfindung der modernen deutschen Literatur“. Erschienen ist die voluminöse Biographie bei C.H. Beck. Mittlerweile liegt das für den Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse nominierte Werk des Honorarprofessors für Neuere deutsche Literatur an der Universität Hamburg, sowie Gründers und ehemaligen Leiters des Hamburger Instituts für Sozialforschung in vierter Auflage vor.
Dass Reemtsma zu den führenden Wieland-Experten weltweit gehört, stellt er in seinem neuen Buch eindrücklich unter Beweis. Schon in seiner Doktorarbeit „Das Buch vom Ich. Christoph Martin Wielands ‚Aristipp und einige seiner Zeitgenossen‘“(1993) hat sich der Germanist intensiv mit dem Schriftsteller der Aufklärung beschäftigt. Durch die Mitherausgeberschaft von Schriften Wielands und insbesondere durch die historische-kritische Gesamtausgabe, der Oßmannstedter Ausgabe, leistet Reemtsma seit Jahrzehnten einen wichtigen Beitrag zum kulturellen Gedächtnis des Dichters, der in der Öffentlichkeit einen Platz neben Herder, Schiller und Goethe verdient hat.
Eine solche Reaktualisierung Wielands gelingt Reemtsma erneut hervorragend mit seinem aktuellen Bestseller, welcher den neuesten literaturgeschichtlichen Forschungsstand zu dem Schriftsteller reflektiert. In ihm wird Wielands Œuvre anhand ausgewählter Zitate gekonnt vorgestellt, differenziert historisch kontextualisiert und in seiner Singularität identifiziert. Dabei zeigt Reemtsma zurecht auch den Einfluss der Philosophie Jean-Jacques Rousseaus und Immanuel Kants auf Wielands Werk auf. Lehrkräfte der Fächer Deutsch und Philosophie werden durch das auch stilistisch sehr gute Buch motiviert, sich in ihrem Fachunterricht mit ausgewählten Schriften des ‚Klassikers‘ Wieland auseinanderzusetzen.
Fazit: Jan Philipp Reemtsmas exzellente Biographie „Christoph Martin Wieland“ verdient einen Platz in jeder guten germanistischen Bibliothek. Zugleich lädt sie dazu ein, die tiefsinnigen Schriften Wielands erstmals oder erneut zu entdecken.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Reemtsma, Jan Philipp
Christoph Martin Wieland
Die Erfindung der modernen deutschen Literatur.
„[Dieses] Buch ruft uns noch einmal nachhaltig ins Gedächtnis, was das überhaupt war und ist: Literatur, Verse, Metaphern, wie sie aus der Kultur erwachsen und wieder in sie hineinwirken. Reemtsma weckt und füttert die intellektuelle Lust am Reichtum gelehrter Kunst, wie es lange niemand mehr getan hat.“
Laudatio von Moritz Baßler auf „Christoph Martin Wieland“ im Rahmen der Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse 2023
Mit Christoph Martin Wieland beginnt die moderne deutsche Literatur. Er eröffnet sie nicht nur selbst mit seinen Werken, sondern er ist auch der «Erfinder» dessen, was wir heute die «Weimarer Klassik» nennen. Mit seiner langerwarteten Biografie – der ersten seit siebzig Jahren – befreit Jan Philipp Reemtsma Wieland endlich aus dem langen Schatten, in den ihn Goethe und Schiller gestellt haben. Sein «Wieland» ist aufregend und fulminant, ein germanistischer Glücksfall, denn er gibt uns einen Klassiker zurück, ohne den die Verwandlung der deutschen Literatur in eine vor und eine nach Weimar gar nicht angemessen verstanden werden kann.
Innovator, Aufklärer, Schriftsteller, Journalist, political animal, Menschenkenner, all das war der geistige Pate Weimars, Christoph Martin Wieland. Neben Lessing ist er die Zentralgestalt der deutschen Aufklärung. Durch ihn wird der Roman in Deutschland zu einer anerkannten Literaturgattung, er schreibt die erste moderne deutsche Oper und bringt mit seinen erotischen Verserzählungen einen neuenTon in die deutsche Poesie. «Der Teutsche Merkur», damals eine der wichtigsten literarisch-politischen Zeitschriften Europas, wird von ihm herausgegeben, und gleichsam nebenbei prägt er das Genre des politischen Journalismus mit seinenTexten über die Französische Revolution und Napoleon, dessen Alleinherrschaft er frühzeitig vorhersah und den er 1808 in Weimar auch persönlich traf. Gründe genug, Wieland neu zur Kenntnis zu nehmen. Jan Philipp Reemtsmas grandiose Biografie, die Summe einer jahrzehntelangen Forschung, bietet die Gelegenheit dazu.
Inhaltsverzeichnis
11 Wer Christoph Martin Wieland war –
23 Erstes Kapitel: Biberach, Zürich
Kindheit und Jugend 23
Sophie Gutermann / La Roche (1) 29
Johann Jakob Bodmer 39
Der Autor als sehr junger Mann 52
Der Denunziant 68
War er fromm? 72
Was ist deutsch? 74
Was eine Metapher ist 75
Klopstock oder Wer bin ich? 76
79 Zweites Kapitel: Bern
Ein neues Ambiente 79
Julie Bondeli (1) 81
Der werdende Autor 92
Rückkehr nach Biberach 104
Julie Bondeli (2) 106
109 Drittes Kapitel: Biberach
… wäre er doch anderswo! 112
Paritätsquerelen 115
Prediger Brechter 119
Kanzleialltag 122
Warthausen / Graf Stadion 123
Sophie La Roche (2) 128
Christine Hogel 132
Anna Dorothea Hillenbrand (1) 144
151 Viertes Kapitel: Versromane und -erzählungen (1)
«Komische Erzählungen» 153
«Musarion» 168
177 Fünftes Kapitel: Romane (1)
«Die Geschichte des Agathon» 183
«Die Abenteuer des Don Sylvio von Rosalva» 194
203 Sechstes Kapitel: Übersetzungen (1)
William Shakespeare 203
213 Siebtes Kapitel: Erfurt
Abschied, Umzug, Ankunft 216
In Erfurt 219
Der Weg nach Weimar 226
249 Achtes Kapitel: Versromane und -erzählungen (2)
«Idris und Zenide» 250
«Der Neue Amadis» 261
271 Neuntes Kapitel: Weimar (1)
Wieland «bei Hofe»? 273
Sein Leben in Weimar 275
Man schreibt ihm … 286
Reise in die Schweiz 289
Töchter 293
Goethe 297
Herder 312
Schiller 318
Die Xenien 326
329 Zehntes Kapitel: Oper
«Aurora» 333
«Alceste» 335
«Rosamunde» 343
347 Elftes Kapitel: Der Teutsche Merkur
355 Zwölftes Kapitel: Der politische Schriftsteller / Französische
Revolution
381 Dreizehntes Kapitel: Versromane und -erzählungen (3),
Märchen in Prosa
«Erzählungen und Märchen» 383
«Oberon» 398
«Klelia und Sinibald» 405
Märchen in Prosa 407
411 Vierzehntes Kapitel: Romane (2)
«Sokrates mainomenos» oder «Der Nachlaß des Diogenes
von Sinope» 411
«Der goldne Spiegel» 415
«Geschichte des weisen Danischmend» 426
«Geschichte der Abderiten» 430
447 Fünfzehntes Kapitel: Übersetzungen (2)
Horaz 448
Lukian 457
Aristophanes und Euripides 461
465 Sechzehntes Kapitel: Oßmannstedt
Die «Sämmtlichen Werke» 472
Sophie von La Roche (3) 477
Sophie Brentano (und ihr Bruder Clemens) 483
Anna Dorothea Wieland (2) 488
Jean Paul 491
Heinrich von Kleist 493
Johann Gottfried Seume 498
Friedrich Schlegel 501
Söhne 506
519 Siebzehntes Kapitel: Romane (3)
«Peregrinus Proteus» 520
«Agathodämon» 530
«Aristipp und einige seiner Zeitgenossen» 533
553 Achtzehntes Kapitel: Philosophie
Rousseau 554
Kant 564
Xenophons Sokrates 574
581 Neunzehntes Kapitel: Übersetzungen (3)
Ciceros Briefe 581
591 Zwanzigstes Kapitel: Weimar (2)
Das Treffen mit Napoleon 596
Die letzte Liebe: Elisabeth Solms-Laubach 603
Die letzten Jahre 609
617 Nachbemerkung
Anhang
Dank 625
Zeittafel 627
Werke nach dem Erscheinungsjahr 629
Literaturverzeichnis 631
Anmerkungen 641
Bildnachweise 695
Register 697
|
|
|