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China und die Seidenstraße
Kultur und Geschichte von der frühen Kaiserzeit bis zur Gegenwart
Thomas O. Höllmann
Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406781667 (ISBN: 3-406-78166-7)
454 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, Februar, 2022
EUR 34,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Die Seidenstraße, die Ostasien mit dem Mittelmeerraum verbindet, ist zum Inbegriff einer frühen Globalisierung geworden. Der Sinologe Thomas O. Höllmann schaut von China aus auf das legendenumrankte Routennetzwerk. Er beschreibt anschaulich, wie die Menschen reisten und wie Güter und Ideen weitervermittelt wurden. Ein Ausblick macht deutlich, warum China mit der «Neuen Seidenstraße» auf das symbolische Kapital der alten Verbindungen setzt.
Rezension
Die Seidenstraße bildete das florierende Handelsroutennetz, das Ostasien zwischen dem 2. Jahrhundert vor Christus und dem 14. Jahrhundert nach Christus über Zentralasien mit dem Mittelmeerraum verband. Der Gütertransfer und der Handel mit Sklav:innen erfolgte überwiegend auf Karawanenwegen von China durch die heutigen Länder: Mongolei, Indien, Sri Lanka, Pakistan, Afghanistan, Usbekistan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Aserbeidschan, Georgien, Armenien, Iran, Irak, Saudi-Arabien, Syrien, Ägypten und Türkei. Transportiert wurden u.a. Seide, Gewürze, Tee, Wein, Glas, Porzellan, Elfenbein, Gold, Silber, Lapislazuli, Jade und Musikinstrumente. Zu den immateriellen Gütern des Kulturtransfers zählten auch Religionen wie Buddhismus, Zoroastrismus und Christentum, sowie naturwissenschaftlich-technisches Wissen. Das älteste gedruckte Buch der Welt, die Diamant-Sutra aus dem 9. Jahrhundert, stammt aus dem Südwesten Chinas. Über die Seidenstraßen gelangten aus China nach Europa neben der Technologie des Buchdrucks auch die der Papierherstellung.
Einen hervorragenden Überblick über die Bedeutung Chinas für das bedeutsame Routennetzwerk seit dem 3. Jahrhundert vor Christus erhält man durch die historische Darstellung „China und die Seidenstraße. Kultur und Geschichte von der frühen Kaiserzeit bis zur Gegenwart“, erschienen in der Historischen Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung bei C.H. Beck. Die Monographie stammt von dem ausgewiesenen Sinologen Thomas O. Höllmann (*1952). Dem emeritierten Professor für Sinologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Präsidenten der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gelingt es hervorragend, in seinem Band die unterschiedlichen Quellen, aus denen er seine historischen Erkenntnisse schöpft, selbst sprechen zu lassen. Höllmanns Werk zur Wirtschafts- und Kulturgeschichte zeichnet sich zudem durch Berücksichtigung des aktuellen Forschungsstands und durch überaus gute Lesbarkeit aus. Der Wissenschaftler berücksichtigt in seiner Darstellung zurecht auch die Zeit vom 15. Jahrhundert bis heute, wurde doch 2013 vom Staatspräsident Chinas Xi Jinping die „Neue Seidenstraßen“-Initiative verkündet. Lehrkräfte der Fächer Geschichte und Chinesisch werden durch die vorliegende Monographie motiviert, sich in ihrem Fachunterricht oder in einem fächerübergreifenden Projekt mit der Seidenstraße und der Kultur Chinas problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Das Buch „China und die Seidenstraße“ von Thomas O. Höllmann nimmt alle historisch Interessierten mit auf eine faszinierende Reise durch die Kulturgeschichte des legendären Handelsroutennetzes.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Höllmann, Thomas O.
China und die Seidenstraße
Kultur und Geschichte von der frühen Kaiserzeit bis zur Gegenwart
Die Seidenstraße, die Ostasien mit dem Mittelmeerraum verbindet, ist zum Inbegriff einer frühen Globalisierung geworden. Der Sinologe Thomas O. Höllmann schaut von China aus auf das legendenumrankte Routennetzwerk. Er beschreibt anschaulich, wie die Menschen reisten und wie Güter und Ideen weitervermittelt wurden. Ein Ausblick macht deutlich, warum China mit der «Neuen Seidenstraße» auf das symbolische Kapital der alten Verbindungen setzt.
Seit der Antike nutzten Gesandte, Händler, Missionare und Abenteurer die Seidenstraße. Auf dem Landweg passierten sie dabei lebensfeindliche Wüsten wie die Taklamakan, überwanden hoch aufragende Gebirge wie den Pamir und verweilten in betriebsamen Oasenstädten wie Buchara, Samarkand oder Turfan. Davon künden zahllose archäologische Zeugnisse, von denen viele erst in den letzten Jahrzehnten erschlossen wurden. Thomas O. Höllmann rekonstruiert mit ihrer Hilfe sowie anhand von historiographischen Quellen, fesselnden Reisebeschreibungen und lebensnahen Gedichten, welche Waren nach China gelangten, wie der Buddhismus und andere Religionen im Reich der Mitte rezipiert wurden und welche Schlüsseltechnologien, allen voran Papier und Buchdruck, von dort aus ihren Siegeszug über die ganze Welt antraten. Das Buch geht den ökonomischen Grundlagen, politischen Motiven und kulturellen Rahmenbedingungen des Austauschs nach und führt faszinierend konkret vor Augen, was Globalisierung in einem Zeitraum von rund zwei Jahrtausenden bedeutete.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 11
Erster Teil
Die Grundlagen 15
1. Begriffe und Quellen 17
Die Namensgebung 17 – Stelen und Palastbibliotheken 21 –
Reiseaufzeichnungen 24 – Archäologische Zeugnisse 28 –
Bildwelten 30 – Naturwissenschaftliche Untersuchungen 31
2. Raum und Zeit 34
Klima- und Wirtschaftszonen in China 34 – Natürliche Barrieren
auf dem Weg nach Westen 37 – Trittsichere Lasttiere 41 –
Versorgung in der Fremde 45 – Die Landrouten 48 –
Der Seeweg 51 – Vorgeschichte und frühe Kontakte 58 –
Das Kaiserreich 60 – Unter fremder Herrschaft 63 – Westliche
Chronologien 65 – Chinesische Jahreszählung 66
6 Inhalt
3. Menschen und Mächte 67
Identität und Geschichte 67 – Sprachen und Schriften 69 –
Verständigungsmöglichkeiten 72 – Herrscher und Beherrschte:
die Han 74 – Partner, Gegner, Invasoren 77
Zweiter Teil
Die Verbreitung von Religionen 91
Mit einem Fokus auf das 2. bis 9. Jahrhundert
1. Eine Einbahnstraße Richtung Osten 93
Autochthone Religionen in China 93 – Importe in das Reich
der Mitte 94
2. Der Buddhismus 97
Buddha und Bodhisattva 98 – Mächtig, wie der Erde entsprun-
gen 101 – Der Reliquienkult 105 – Patronage und Verfol-
gung 109 – Fromme Künste 110 – Pilgerfahrten 113 –
Die Macht der Zeichen 117 – Badekultur und Teegenuss 120
3. Der Zoroastrismus 126
Karawanenführer aus den Westlanden 127 – Rituale am Feuer-
altar 129
4. Das Christentum 131
Die Nestorianer 131 – Die Vaterschaft des Kühlen Windes 132 –
Sendboten des Papstes 134 – Der Kampf um die Gunst des
Großkhans 135 – Die Jesuiten 136 – Der Ritenstreit 139
Inhalt 7
5. Der Manichäismus 142
Buddha des Lichts und König des Nirvana 142 –
Buchkultur 144
6. Judentum und Islam 147
Geschichte als Legitimation 147 – Zwischen Anpassung und
Militanz 150
Dritter Teil
Tribut und Handel 153
Mit einem Schwerpunkt im 6. bis 10. Jahrhundert
1. Diplomatischer Warenverkehr 155
Das Mandat des Himmels 155 – Gaben für den Kaiser 156
2. Kostbarkeiten 162
Gold und Silber 162 – Schmuck und Dekor 163 – Der Triumph
der Transparenz 165 – Tuch und Teppich 166 – Bücher und
Devotionalien 168
3. Pflanzliches 169
Ginseng und Gewürze 169 – Goldpfirsiche aus Samarkand 170 –
Drachenperle und Stutenzitze: Vom Wein 171
4. Tierisches 174
Tanzende Pferde 174 – Elefanten und Nashörner 177 – Löwen,
Geparden und Greifvögel 179 – Hochgezüchtete Hunde 182 –
Sittiche und Papageien 184 – Zobelfelle und Straußeneier 186
8 Inhalt
5. Menschliches 187
Dunkelhäutige, Rotbärtige und Kleinwüchsige 187 – Gaukler,
Sternendeuter und Kurtisanen 190 – Klangkörper 192 – Musi-
zierende Himmelswesen 195 – Löwentanz 197
6. Fakten und Schimären 199
Reziprozität 199 – Seidenballen als Gegengabe 202 – Annahme
verweigert 203 – Privilegien und Vergnügungen 205
7. Transaktionen 207
Der schlechte Ruf der Kaufleute 208 – Die Aufsicht über die
Märkte 210 – Münzschnüre und Goldsolidi 213
8. Nachklang 216
In chinesischen Häfen gelöschte Güter 216 – Geschenke und
Getränke 219 – Fiktionen und Friktionen 223 – Himmelstau
und Jadetrank 226 – Teewege 229 – Opiumhöhlen 231
Vierter Teil
Transfer und Transformation 235
Mit einem Schlaglicht auf das 15. bis 18. Jahrhundert
1. Die Schrift 237
Von der Orakelbefragung bis zur Kalligraphie 237 – Vorbild für
Invasoren 238 – Der Weg nach Korea und Japan 240 –
Im Westen nichts Neues 242
Inhalt 9
2. Das Papier 244
Bambusstreifen und Seide 244 – Goldblüten- und Fischrogen-
papier 246 – Die Kostbarkeiten des Studierzimmers 249 –
Die Weitergabe 252 – Der Weg nach Europa 254
3. Der Druck 257
Stelen, Siegel und Schablonen 257 – Blockdruck und bewegliche
Lettern 261 – Verleger und Zensoren 263 – Die Verbreitung
der schwarzen Kunst 266 – Deutschland als Zentrum 268 –
Der Weg zur Weltkunst 271 – Einblattdrucke und
Buchillustrationen in Europa 273 – Die Kunst des Weglas-
sens 275
4. Kompass, Karte und Kanone 278
Eisenschnabelfeuersperber 278 – Wie Kometen und Drachen 281
– Zeit und Herrschaft 283 – Missionare an der Spitze des
Kalenderamts 285 – Uhren und Tischautomaten aus
Bayern 288 – Die Erschließung des Raums 290 – Wissenschaft-
liche Dialoge 293 – Anatomische Studien 295
5. Die schönen Dinge des Lebens 298
Das weiße Gold 298 – Seidentapeten und Lacktäfelungen 300 –
Pavillons und Pagoden 302
10 Inhalt
Fünfter Teil
Nachspiel 305
Vom 19. Jahrhundert bis heute
1. Abenteurer und Forscher 307
Expeditionen entlang der alten Routen 308 – Sven Hedin 308 –
Pjotr Koslow und Sergei Oldenburg 311 – Aurel Stein und Paul
Pelliot 312 –Albert Grünwedel und Albert von Le Coq 314 –
Fromme Spione 316 – Die Zwischenkriegszeit 317 – Bildersturm
und Denkmalpflege 319
2. Der Weg ins 21. Jahrhundert 321
Grenzen überschreitender Dialog 321 – Öl und Opium 323 –
Die Neue Seidenstraße 326 – Infektion und Information 331 –
Die neue Abschottung 333 – Friedensrhetorik 335 –
Zukunftsmusik? 336
Anhang 339
Karten 340 – Die Dynastien im Überblick 350 – Anmerkun-
gen 353 – Chinesische und japanische Quellen 386 – Litera-
tur 389 – Bildnachweis 441 – Personenregister 443 –Register
der Orts- und Völkernamen 449
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