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Capability Approach und Sozialpädagogik Eine heilige Allianz?
Capability Approach und Sozialpädagogik
Eine heilige Allianz?




Eric Muehrel, Christian Niemeyer, Sven Werner (Hrsg.)

Beltz Verlag
EAN: 9783779933700 (ISBN: 3-7799-3370-5)
258 Seiten, paperback, 15 x 23cm, Januar, 2017

EUR 29,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Beiträge des Sammelbandes ziehen eine kritische Bilanz der Rezeption des Capability Approachs in der Sozialpädagogik. Eröffnet dieser einen aktuellen ethischen Referenzrahmen für Gerechtigkeitsdiskurse oder wird er gar als Desiderat für eine vermeintliche Theorielücke angepriesen?

Der Capability Approach hat besonders in der Ausformulierung von Martha Nussbaum wie auch von Amartya Sen eine breite (sozial-)pädagogische Rezeption erfahren. Als ethischer Legitimationshorizont für Gerechtigkeitsdiskurse konnte dabei unter dem Paradigma einer Ermöglichung eines guten Lebens für Menschen (auch) in prekären Lebenslagen ein Gegengewicht zu eher rein ökonomisch orientierten Diskursen in der Sozialpädagogik eröffnet werden. In einer kritischen Bilanz der Rezeption des Capability Approach ist jedoch zu fragen, ob die Thematik des guten Lebens überhaupt einen angemessenen ethischen und gesellschaftspolitischen Horizont für die Sozialpädagogik, auch ihrer Geschichte nach, darzustellen vermag. Auf diese und andere Fragen suchen die insgesamt zwölf Beiträge dieses Buches Antworten zu geben.

Eric Mührel, Prof. Dr. phil. habil., Dipl. Päd., Dipl. Soz.-Päd. (FH), hat die Professur für Professionsspezifische und ethische Grundlagen Sozialer Berufe an der Hochschule Koblenz inne.

Christian Niemeyer, Jg. 1952, Dr. phil., Dipl.-Päd., Dipl.-Psych., ist Professor für Sozialpädagogik mit dem Schwerpunkt Erziehung und Bildung und Erziehung in früher Kindheit am Institut für Sozialpädagogik, Sozialarbeit und Wohlfahrtswissenschaften der Technischen Universität Dresden.

Sven Werner, Jg. 1977, Dr. phil., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Sozialpädagogik mit Schwerpunkt Erziehung und Bildung und Erziehung in früher Kindheit an der Technischen Universität Dresden. Seine momentanen Arbeitsschwerpunkte sind neben der Gleichstellungsarbeit an der Fakultät Erziehungswissenschaften Fürsorge und Geschichte der Körperbehindertenpädagogik, integrative Ansätze und Naturkonzeptionen in der Sozialpädagogik.
Rezension
Der Fähigkeitenansatz Martha Nussbaum wird auch in der gedsamten Pädagogik breit rezipiert. Die Beiträge des Sammelbandes ziehen eine kritische Bilanz der Rezeption des Capability Approachs in der Sozialpädagogik. Der Fähigkeitenansatz (Capability Approach) der Chicagoer Philosophin und Aristotelikerin Martha Nussbaum (*1947) spielt in der Praktischen Philosophie/Ethik z.Zt. eine große Rolle, u.a. bei der Diskussion um die Universaliät der Menschenrechte, um Behinderung, um Multikulturalismus, Weltbürgertum und internationale Gerechtigkeit. Der Fähigkeitenansatz dient der Darstellung und Messung der individuellen und gesellschaftlichen Wohlfahrt und liefert die theoretischen Grundlagen für den Index der menschlichen Entwicklung und des Wohlstand, der mit mehreren Kenngrößen und mehr als nur dem Einkommen zu messen ist. Was benötigt der Mensch für ein gutes, erfüllendes Leben? Welche Befähigungen und Verwirklichungschancen sind für eine erfolgreiches Leben notwendig? Die Gesellschaft muß aktiv zur Entwicklung eines besseren Lebens aller ihrer Mitglieder beizutragen. Als ethischer Legitimationshorizont für Gerechtigkeitsdiskurse konnte dabei unter dem Paradigma einer Ermöglichung eines guten Lebens für Menschen (auch) in prekären Lebenslagen ein Gegengewicht zu eher rein ökonomisch orientierten Diskursen in der Sozialpädagogik eröffnet werden. Im Zentrum des CA steht die Lehre vom ‚guten Leben‘ – ein auf Aristoteles und Platon zurückführbarer Topos, der auch mit ‚gelingendem Leben‘ übersetzbar ist, womit eine naturgemäße Brücke gebaut zu sein scheint zu sozialpädagogischen Denkfiguren wie ‚gelingender Alltag‘ und ‚Lebensbewältigung‘ , dies unter dem Leitmotiv der Verteilungsgerechtigkeit. In einer kritischen Bilanz der Rezeption des Capability Approach ist jedoch zu fragen, ob die Thematik des guten Lebens überhaupt einen angemessenen ethischen und gesellschaftspolitischen Horizont für die Sozialpädagogik, auch ihrer Geschichte nach, darzustellen vermag. Auf diese und andere Fragen suchen die insgesamt zwölf Beiträge dieses Buches Antworten zu geben und zeigen, warum die Rede vom ‚guten‘ Leben nicht ausreicht für eine kritische Sozialpädagogik.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
Martha Nussbaum | Amartya Sen | Gerechtigkeitsdiskurs | Gutes Leben | Prekariat
Kategorien:
Sozialpädagogik / Soziale Arbeit
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 7

Nietzsche & Co. vs. Nussbaum & Co.
Oder: Warum die Rede vom ‚guten‘ Leben nicht ausreicht und kritische
Sozialpädagogik sich besser als Wissenschaft vom ‚richtigen‘ (Adorno)
resp. ‚besseren‘ (Bloch) Leben neu aufstellte
Christian Niemeyer 12

Wie viel Perfektionismus darf es sein?
Der Capabilities Approach und die Aufgaben der Sozialen Arbeit
Ulrich Steckmann 38

Zwischen Politischem Liberalismus und Liberalem Perfektionismus
Zur Rechtfertigung des Capability Approach
Johannes Drerup 66

Soziale Arbeit als Unterstützung einer daseinsmächtigen Lebensführung
– Reflexionen über das gute und richtige Leben und deren Bedeutung
für eine Handlungstheorie
Dieter Röh 84

Die „Befähigung“ zu … was?
Reflexionen zum Handlungsbegriff im CA
Bernd Birgmeier 102

Die Geheimnishaftigkeit der Person und die Würde des Menschen
Kritische Anmerkungen zu den Ansprüchen von Sozialpädagogik
im Blick auf den Capabilities-Approach
Markus Hundeck 121

Der Garten der Existenz und die Gesellschaft
Eine mögliche Perspektive der Sozialpädagogik
Eric Mührel 144

Die Tücken der Rezeption
Lothar Böhnisch 155

Nussbaums Capability Approach und die strukturelle Analogie
von erzieherischem und genetischem Enhancement
Stefan Lorenz Sorgner 169

Capability Approach und Soziale Arbeit
Michael Winkler 186

Soziale Arbeit und das Gute Leben der Kinder
Zoë Clark 218

Soziale Arbeit, emanzipatorische Kritik und der Capabilities Ansatz
Hans-Uwe Otto & Holger Ziegler 235

Die Autorinnen und Autoren 256