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Blutbuch Roman
Blutbuch
Roman




Kim de l Horizon

DuMont Buchverlag
EAN: 9783832182083 (ISBN: 3-8321-8208-X)
336 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 21cm, Juli, 2022

EUR 24,00
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Dieser Roman ist in den letzten Monaten vielfach besprochen und gelobt worden, und das völlig zu Recht! Er vereint viele gesellschaftliche Diskurse (z.B. Sexualität und Gender, Demenz und Familiengeschichte, Identität) und zählt sicher zu den wichtigsten Texten des Jahres 2022, was gewiss auch zur Auszeichnung mit dem Deutschen Buchpreis führte.
Als Schullektüre mag er zunächst etwas sperrig erscheinen, bietet aber mit den erwähnten Themensträngen hervorragende Anknüpfungspunkte an die Lebenswelt der Schülerschaft. Interessant und im Unterricht sicherlich zu diskutieren sind die verschiedenen im Verlaufe des Romans verwendeten Schrifttypen. Für die vergleichenden Literaturwissenschaften sind sicher die Verbindungslinien z.B. zu den Romanen von Edouard Louis oder Annie Ernaux lohnende Untersuchungen.
Eine beeindruckende Lektüre, die Spuren hinterlassen wird!

J. Groß, www.lbib.de
Verlagsinfo
Eine Lektüre, die an der Körperwahrnehmung und an den eigenen Gewissheiten rüttelt
Ausgezeichnet 2022 mit dem Deutschen Buchpreis und dem Schweizer Buchpreis sowie dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung.

Die Erzählfigur in ›Blutbuch‹ identifiziert sich weder als Mann noch als Frau. Aufgewachsen in einem schäbigen Schweizer Vorort, lebt sie mittlerweile in Zürich, ist den engen Strukturen der Herkunft entkommen und fühlt sich im nonbinären Körper und in der eigenen Sexualität wohl. Doch dann erkrankt die Großmutter an Demenz, und das Ich beginnt, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen: Warum sind da nur bruchstückhafte Erinnerungen an die eigene Kindheit? Wieso vermag sich die Großmutter kaum von ihrer früh verstorbenen Schwester abzugrenzen? Und was geschah mit der Großtante, die als junge Frau verschwand? Die Erzählfigur stemmt sich gegen die Schweigekultur der Mütter und forscht nach der nicht tradierten weiblichen Blutslinie.

Dieser Roman ist ein stilistisch und formal einzigartiger Befreiungsakt von den Dingen, die wir ungefragt weitertragen: Geschlechter, Traumata, Klassenzugehörigkeiten. Kim de l’Horizon macht sich auf die Suche nach anderen Arten von Wissen und Überlieferung, Erzählen und Ichwerdung, unterspült dabei die linearen Formen der Familienerzählung und nähert sich einer flüssigen und strömenden Art des Schreibens, die nicht festlegt, sondern öffnet.