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Bildungsbuch Kindergarten Erziehen, Bilden und Fördern im Elementarbereich  Beigabe: umfangreiche Literatur-Datenbank auf CD-ROM
Bildungsbuch Kindergarten
Erziehen, Bilden und Fördern im Elementarbereich


Beigabe: umfangreiche Literatur-Datenbank auf CD-ROM

Wolfgang Beudels, Nicola Kleinz, Silke Schönrade (Hrsg.)

Verlag Modernes Lernen
EAN: 9783938187401 (ISBN: 3-938187-40-9)
368 Seiten, hardcover, 16 x 23cm, 2010

EUR 22,50
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Herausgeber:

Wolfgang Beudels, Prof. Dr., Lehrer für Sport und Geschichte, ist Dozent an der Fachhochschule Koblenz und leitet den Studiengang „Pädagogik der frühen Kindheit“. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter unterrichtete er fast 10 Jahre an der Universität Dortmund an der Fakultät Rehabilitationswissenschaften Bewegungserziehung und Bewegungstherapie. Er verfügt über umfassende Erfahrungen in der Fort- und Weiterbildung pädagogischer und therapeutischer Fachkräfte und ist seit vielen Jahren im Förderverein Psychomotorik Bonn im Bereich der bewegungsorientierten Entwicklungsförderung tätig.

Nicola Kleinz (geb. Hülshoff), ist Dipl.-Pädagogin. Nach ihrer Ausbildung zur Erzieherin studierte sie Bewegungserziehung und Bewegungstherapie sowie Sport für den Bereich Sondererziehung und Rehabilitation an der Universität Dortmund. Nach dem Studium war sie dort für beide Fachbereiche als Lehrbeauftragte tätig. Als Lehrerin an einem Berufskolleg für das Fach Sport und als Referentin für verschiedene Institutionen verfügt sie über umfangreiche Erfahrungen in der Aus- und Weiterbildung von Erzieherinnen.

Silke Schönrade, Diplom Sportwissenschaftlerin, arbeitet als freiberufliche Dozentin im In- und Ausland in Kooperation mit nationalen und internationalen Bildungseinrichtungen und Trägern, z.B. in Luxemburg, Österreich, Schweiz, Frankreich. Seit fast 20 Jahren ist sie in der Aus- und Weiterbildung von Pädagogen und Therapeuten tätig. Der Arbeitsschwerpunkt „frühe Kindheit“ ist sowohl aus psychomotorischer Sicht als auch aus dem Blickwinkel der Fachberaterin für Innenräume im Kindergarten Dreh- und Angelpunkt ihres Berufsfeldes. – Sie leitet das Institut für Weiterbildung P.I.T. in Bonn. Aus der facettenreichen Arbeit der Autorin sind zahlreiche Publikationen „aus der Praxis für die Praxis“ entstanden.



Beschreibung:

Das Buch ist unter einer zweifachen Perspektive zu sehen: Zum einen handelt es sich um ein Lehrbuch für die Ausbildung von Fachkräften im Elementarbereich (v.a. angehende Erzieherinnen), das sowohl einen Überblick über, als auch eine Einführung in zentrale theoretische Themen der institutionellen Erziehung von Kindern ermöglichen soll. Dazu gehören u.a.: entwicklungspsychologische Aspekte von Kindern, Übergangsproblematik, Legitimation und Diskussion von Bildungsbereichen, Elternarbeit, Diagnostik und Beobachtung von Kindern, Umgang mit Vielfalt und Heterogenität sowie Behinderungen, Migrationsproblematik, geschlechtsspezifische Fragen und Probleme sowie auch Fragen zur Qualitätssicherung.

Zum anderen sollen praktische Anleitungen und Orientierungen zur Gestaltung von Erziehungs-, Bildungs- sowie Förderprozessen im Kindergarten bzw. in der Kindertagesstätte vermittelt werden. Dazu zählen Handreichungen und Anregungen zur Planung, Gestaltung und Auswertung von Lern- und Förderprozessen nach den Vorgaben zu den Bildungsbereichen (mit konkreten Praxisbeispielen) ebenso wie Vorschläge zu einer kindgemäßen bzw. bedürfnisorientierten Raumgestaltung. Darüber hinaus werden übergreifende Praxisthemen behandelt: Z.B. Entspannung mit Kindern, Einbindung von Kindern mit besonderen Förderbedürfnissen sowie kindgemäße natur- und erlebnispädagogische Angebote.



Die Autorinnen und Autoren, die in diesem Buch zu Wort kommen, verfügen über fundierte Erfahrungen in dem jeweiligen Bereich. Ihre Beiträge zu den ausgewählten theoretischen und praktischen Themen verstehen sich vornehmlich als Einführung. Sie ersetzen weder in der Ausbildung noch in der Praxis tiefer gehende Spezialliteratur.

Mit Hilfe einer beiliegenden CD-ROM ist jedoch eine detaillierte Literaturrecherche nach Stichworten und Themengebieten möglich. Ebenso findet sich hier eine umfangreiche Sammlung von (Internet-)Adressen von Einrichtungen und Institutionen, die Fort-, Weiterbildungsmöglichkeiten für Fachkräfte des Elementarbereichs anbieten.
Rezension
Die frühe Kindheit ist eine entscheidende, vielleicht die entscheidende Phase in der menschlichen Entwicklung. In den letzten Jahren hat die Aufmerksamkeit für Bildung in der frühen Kindheit erheblich zugenommen. Der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz soll ab dem Jahr 2013 wirksam sein. Der hier anzuzeigende Band arbeitet die Pädagogik der frühen Kindheit in ihren theoretischen wie praktischen Dimensionen auf. Neben dem historischen Kontext und der aktuellen Debatte um eine Professionalisierung der ErzieherInnenausbildung treten auch Grundlagenkonzepte der Kognition, der Sprachentwicklung, der Motorik, der Emotionalität und des Spielverhaltens vor Augen. Die ganze Bandbreite der Pädagogik der frühen Kindheit wird deutlich: Beobachtung und Dokumentation, Gestaltung von Übergängen, Begabung, Medienpädagogik, Erlebnis- und Naturpädagogik usw.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Zum Geleit 8
Vorwort 10

Theoretische Grundlagen

Wolfgang Beudels 15
Plädoyer für eine kindgemäße „Frühe Bildung“

Silke Schönrade 33
Historische Aspekte des Kindergartens

Friedrich Krüger 43
Erzieherausbildung im Spannungsfeld zwischen Ausbildungsprofil und Kompetenzbedarf

Sylvia Herzog 61
„Quo vadis?“ Oder: „bye-bye“ ErzieherInnenberuf?

Katy Dieckerhoff 77
Neurobiologische Grundlagen und Konzepte

Markus Blankenburg | Fuat Aksu 87
Kognitive Entwicklung

Katja Subellok | Kerstin Bahrfeck-Wichitill 97
Wie Kinder die Sprache spielend entdecken

Nicola Kleinz 111
Kindliche Entwicklung aus der Perspektive der Bewegungsaktivität

Susanna Roux 117
Zur Bedeutung sozial-emotionaler Entwicklung im frühen Kindesalter

Nicola Kleinz 127
Verständnis und Förderung der kindlichen Spieltätigkeit

Daniela Braun 137
Ästhetische Bildung und Kreativität

Wolfgang Beudels 157
Bewegung und Bewegungserziehung im Kindergarten

Spezielle Aspekte

Sylvia Herzog 175
Beobachtung und Dokumentation: Zentrale Aufgabe von pädagogischen Fachkräften in Tageseinrichtungen für Kinder

Stephanie Schmitz | Yvonne Borggräfe 187
Kinder in ihrer Entwicklung sehen – Beobachtung und Diagnostik im Elementarbereich

Dirk Peschke | Ruth Haas | Christiane Lamschus 195
Gesundheitsfördernde Aspekte in der Gestaltung von Spiel- und Bewegungsräumen im Elementarbereich

Nicola Kleinz | Wolfgang Beudels 203
Erziehung, Bildung und Förderung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen

Stefanie Kuhlenkamp 213
Übergänge meistern

Uta Stolz | Thomas Thiel 225
Kein Kind kommt allein – Erziehungspartnerschaft und Kooperation

Kathinka Beckmann 233
Zum Umgang mit Missbrauchsvermutungen in Kindergärten

Ina Hunger 241
Geschlechtsspezifische Sozialisation bis zum Schuleintritt –
Hintergründe und Reflexionsanlässe

Reinhilde Stöppler 249
Mobil – aber sicher! Mobilitäts- und Verkehrserziehung im Elementarbereich

Bettina Vogel 257
Hoch/Begabung erst bei Schuleintritt? – Hoch/begabte Kinder im Elementarbereich

Helen Knauf 269
Medienpädagogik – Medien für Kinder unter 6 Jahren

Rahel Dreyer 275
Aspekte der Bildung von unter 3-jährigen Kindern

Uwe Jacob-Schäfer 281
Migration, eine Problematik in Kindergärten?

Ausgewählte Praxisthemen

Silke Schönrade 291
Sinnvolle Raumgestaltung im Kindergarten

Nicola Böcker | Bianca Parschau 305
Der Bewegungskindergarten nach einem Konzept der Kinder in Bewegung gGmbH

Sibille Jochum 315
Kinder bringen Sportstudierende und Ausbildung in Bewegung

Eva Krebber-Steinberger 323
Ästhetische Erfahrungen im Umgang mit Musik

Sari Mügge 333
Tanzen mit Kindern

Carsten Joiko | Henrike Struck 347
Erlebnispädagogik im Kindergarten

Kerstin Pack 351
Natur- und Waldpädagogik

Hans Jürgen Beins 361
Bauen ist lustvolles Lernen – „Komm wir spielen Mathe und Physik!“

Autorinnen und Autoren 365
Hinweise zur Literaturdatenbank (CD-ROM) 367


Zum Geleit
In den letzten Jahren hat die Aufmerksamkeit für Bildung in der frühen Kindheit
erheblich zugenommen. Dies zeigen u.a. politisch der Rechtsanspruch auf
einen Krippenplatz ab dem 1. Lebensjahr ab dem Jahr 2013, das in vielen
Bundesländern beitragsfreie letzte Kindergartenjahr oder der beitragsfreie
Kindergarten in Rheinland-Pfalz, die Schaffung struktureller Voraussetzungen
in der Kindertagespflege wie auch die Veränderungen der Finanzierungsregelungen
weg von der Objekt- und hin zur Subjektfinanzierung. Im Blick auf den
Träger werden Fragen nach neuen Rechtsformen, Zusammenschlüssen von
Einrichtungen hin zu größeren Einheiten, nach flexiblerem Personaleinsatz
oder auch nach dem Umbau von Kindertagesstätten hin zu „Servicecentern“
gestellt. Auf der „Abnehmer“-Seite werden vor allem Themen wie die
Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Möglichkeiten von längeren
Öffnungszeiten des Kindergartens diskutiert.
Diese Heraus-, Anforderungen sowie Ansprüche führten und führen nicht nur
zu einer intensiven pädagogischen Debatte, sondern auch zu wesentlichen
Veränderungen im Bereich der (institutionalisierten) Pädagogik der frühen
Kindheit. So zeigte die nationale Qualitätsinitiative neue Möglichkeiten pädagogischen
Handelns auf, die mittels weiterführender Projekte bis heute
in der Umsetzung begriffen sind. Weitere Wirkungen lassen sich an den in
allen Bundesländern entstandenen Bildungsplänen erkennen. Im Gefolge
entwickelte sich nicht nur eine Diskussion um Strukturen, sondern auch eine
bundesweit geführte Auseinandersetzung über Inhalte. In den letzten fünf
Jahren sind Deutschland über 70 Studiengänge entstanden, die spezifisch auf
dieses Arbeits- und Themenfeld ausgereichtet sind, ein Beleg dafür, dass das
wissenschaftliche Interesse sowohl in der Lehre als auch in der Forschung
immens gewachsen ist.
Obwohl mittlerweile eine Reihe praxis- bzw. handlungsrelevanter Ergebnisse
und Erkenntnisse rund um dieses Themenfeld vorliegen, bleiben bislang leider
häufig entsprechende Konsequenzen aus, da – wenn auch nicht offen – die
Finanzierung und die Ausgestaltung anderer Bereiche im Vordergrund und
damit auch in Konkurrenz zur Pädagogik stehen. Deshalb ist es umso wichtiger,
die Pädagogik der frühen Kindheit in ihren theoretischen wie praktischen
Dimensionen auf dem aktuellen Stand aufzuarbeiten. Das vorliegende Werk
nimmt diese Herausforderung an und zeigt in den unterschiedlichen Artikeln
die Vielfalt der Zugänge zu den Bereichen Erziehen, Bilden und Fördern im
Elementarbereich auf. Der Titel „Bildungsbuch“ unterstreicht die Zielsetzungen,
die die Herausgeberinnen und der Herausgeber mit der Konzeption des
Werkes verfolgen. Analog zu den Bildungsdokumentationen in Kindertageseinrichtungen
– oft „Bildungsbücher“ genannt –, die ausschnitthaft, aber doch
kontinuierlich die ganzheitliche Bildung der Kinder aufzeigen, gelingt es, durch
die Spannbreite der Beiträge die Ganzheit von Bildung zu verdeutlichen. So
wie Bildung nur ganzheitlich gelingt – und weniger unter im Einzelfall notwendigen,
aber im Generellen nicht zielführenden singulären Fachexpertise
einzelner Projekte oder „einfliegender“ Fachexpertinnen/experten –, kann ein
Bildungshandbuch auch nur in der Gänze erfasst werden.
Das Werk lässt viele Perspektiven zu Wort kommen. Vom historischen Kontext
über die Professionalisierung der Erzieherinnenausbildung und deren
Erweiterung durch Hochschule und Studium, über die Darlegung von Grundlagenkonzepten
der Kognition oder der Neurobiologie, der Sprachentwicklung
oder der motorischen Entwicklung, der Emotionalität oder des Spielverhaltens,
über die organisatorisch-pädagogischen Belange von Beobachtung und
Dokumentation, die Gestaltung von Übergängen oder einzelnen Lebensherausforderungen
bis hin zu speziellen Aspekten der Themenfelder Migration,
Begabung, Medienpädagogik, Umgang mit Missbrauch und den praktischen
Feldern der Raumgestaltung, Erlebnispädagogik, Natur- und Waldpädagogik
und motivierenden Konzepten zu Mathematik und Physik.
Den Herausgeberinnen und Herausgebern ist es gelungen, in einem Werk
einen Einblick in die Vielheit des Themas zu geben. Sicherlich erhebt das
Werk keinen Anspruch eines Kompendiums, eines allumfassenden Werkes,
sondern motiviert den Blick weg von der „Projektitis“ hin zu einer ganzheitlichen
Sicht.
Ich wünsche dem Werk und damit allen Autorinnen und Autoren eine weite
Verbreitung und in der Praxis und Forschung einen praktischen Einsatz.
Prof. Dr. Ralf Haderlein
Fachhochschule Koblenz
Fachbereich Sozialwesen


Vorwort
Die frühe Kindheit ist eine entscheidende, wenn nicht die entscheidende
Phase in der menschlichen Entwicklung. Im Alter zwischen Null und sechs
Jahren entwickelt sich ein Kind in all seinen Persönlichkeitsbereichen so
rasant und grundlegend, wie nie mehr im späteren Leben. Hier lernt es am
meisten und sammelt die für seine Zukunft relevanten Bindungserfahrungen.
Die sinnliche Wahrnehmung, das Denken, der Aufbau und die Festigung
sozialer Beziehungen, die Entwicklung körperlicher bzw. motorischer Fähigkeiten
und Fertigkeiten sind zentrale Entwicklungsaufgaben und Themen
schon vor dem Eintritt in die Schule. Dieses Fundament aber entsteht und
wächst nicht „einfach so“. Kinder wollen von Beginn an und aus sich heraus
– „natürlicherweise“ – aktiv, neugierig und mutig diesen Anforderungen
begegnen und sich die Welt „zu eigen“ machen. Dazu benötigen sie jedoch
günstige Rahmenbedingungen und sachkundige wie sensible Erwachsene
als Begleiter und Unterstützer und ebenso Zeit für individuelle Wege und
scheinbare Umwege.
Dieses Buch möchte einen Beitrag dazu leisten, Bildungs-, Erziehungs- und
Förderprozesse von Kindern in den Institutionen der frühen Kindheit kindgemäß,
entwicklungsorientiert und nachhaltig zu gestalten, denen diese Aufgabe
neben und mit der Familie zugewiesen ist. Die Autorinnen und Autoren repräsentieren
dabei alle Bereiche und Professionen, die damit direkt und indirekt
zu tun haben. In diesem Werk kommen in der Praxis tätige Erzieherinnen,
Fachkräfte aus der Fort- und Weiterbildung ebenso zu Wort wie Fachschullehrer
und Hochschullehrerinnen. Ihnen ist bewusst, dass immer noch vielen
Kindern der Zugang zur Bildung schwer gemacht, teilweise sogar verwehrt
wird. Ebenso sorgen sie sich um die Kinder, die durch falsche bzw. fatale
Interpretationen neuerer wissenschaftlicher Befunde unter einen enormen
Erwartungs- und Bildungsdruck gesetzt werden und oftmals nach fertigen
Programmen „unterrichtet werden“, statt sich spielerisch, selbstbestimmt
handelnd und „eigen-sinnig“ zu bilden. Unter anderem hierdurch lässt sich aus
der Sicht der Herausgeber das Festhalten am ursprünglichen, durch Fröbel
geschaffenen Begriff „Kindergarten“ im Titel des Buches begründen. Er sah
das Spiel als das grundlegende didaktische Bildungsmittel an und betonte
die entwickelnd-bildende Bedeutung seiner Spielpflege sowie ihrer selbstbelehrenden
und elementarmethodischen Funktion (vgl. Heiland 2005, 95).
Die Umstrukturierung elementarer Institutionen von reinen Betreuungseinrichtungen
zu (ganzheitlichen) Bildungseinrichtungen schreitet voran, kann
allerdings noch längst nicht als abgeschlossen, noch nicht einmal als ausreichend
angesehen werden. Als hinderlich erweisen sich gegensätzliche
Erziehungs- und Bildungskonzepte sowie auch die Veränderungsresistenz
von Strukturen im Bildungswesen. Erschwerend wirken sich auch die nach
wie vor vorhandene mangelnde Wertschätzung gegenüber dem gesamten
frühpädagogischen System und der dort professionell tätigen Menschen, die
sich u. a. in einer unangemessenen finanziellen Honorierung ausdrückt, sowie
Unzulänglichkeiten in der Ausbildung pädagogischer Fachkräfte aus.
Dennoch sind ein Umdenken und Richtungsänderungen bemerkbar und
es bilden sich langsam Umrisse einer zeitgemäßen Frühpädagogik heraus.
Kennzeichen sind u. a. die allmähliche Professionalisierung von Erzieherinnen
und Erziehern (in der Ausbildung, durch die Möglichkeit der Akademisierung
sowie durch ein sich ausdehnendes Netzwerk an Fort- und Weiterbildungsangeboten)
und verbindliche, theoretisch fundierte Bildungs- und Orientierungspläne
in den Bundesländern. Fragen nach einer „sinn-vollen“ Gestaltung
frühkindlicher Bildungsräume nehmen einen wichtigen Stellenwert ein, die
immense Bedeutung von Sprachentwicklung und -förderung trifft auf breiten
Konsens, und schließlich drückt sich eine gleichberechtigte Zusammenarbeit
mit Eltern im Begriff „Erziehungspartnerschaft“ aus. Darüber hinaus gehören
Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement immer mehr zu unverzichtbaren
Bestandteilen täglicher Arbeit in Einrichtungen. Auch Wissenschaft
und Forschung nehmen sich des Themas „Frühe Kindheit“ immer mehr an.
Hier nimmt z. B. die Frage, welche Konsequenzen aus der Tatsache, dass
Bildungsdisparitäten und damit lebensgeschichtliche Benachteiligungen früh
entstehen, gezogen werden können, einen breiten Raum ein.
Das Buch ist unter einer zweifachen Perspektive zu sehen: Zum einen soll
es als Lehrbuch für von Erzieherinnen und Erziehern, die sich in der Ausbildung
befinden, aber für Studierende der mittlerweile zahlreichen Studiengänge
der Pädagogik der frühen Kindheit Überblick über und Einführung
in zentrale theoretische Themen der institutionellen Erziehung von Kindern
ermöglichen. Dazu gehören u. a.: entwicklungspsychologische Aspekte von
Kindern, Übergangsproblematik, Legitimation und Diskussion von Bildungsbereichen,
Elternarbeit, Diagnostik und Beobachtung von Kindern, Umgang
mit Vielfalt und Heterogenität sowie Behinderungen, Migrationsproblematik,
geschlechtsspezifische Fragen und Probleme sowie auch Fragen zur Qualitätssicherung.
Zum anderen sollen praktische Anleitungen und Orientierungen zur Gestaltung
von Erziehungs-, Bildungs- sowie Förderprozessen im Kindergarten
bzw. in der Kindertagesstätte vermittelt werden. Dazu zählen Handreichungen
und Anregungen zur Planung, Gestaltung und Auswertung von Lernund
Förderprozessen nach den Vorgaben der Bildungspläne (mit konkreten
Praxisbeispielen) ebenso wie Vorschläge zu einer kindgemäßen bzw. bedürfnisorientierten
Raumgestaltung. Darüber hinaus werden übergreifende
Praxisthemen behandelt: Z. B. Einbindung von Kindern mit besonderen Förderbedürfnissen,
Gestaltung natur- und erlebnispädagogischer Angebote,
Einblicke in die rhythmische-musikalische Früherziehung u.v.m.
Die Autorinnen und Autoren, die in diesem Buch zu Wort kommen, verfügen
über fundierte und langjährige Erfahrungen in dem jeweilig behandelten Thema.
Ihre Beiträge verstehen sich vornehmlich als Einführung und aktuelle
Bestandsaufnahme. Sie ersetzen weder in der Ausbildung noch im Studium
und in der Praxis die Beschäftigung mit tiefer gehender Spezialliteratur.
Mit Hilfe einer beiliegenden CD-ROM ist eine detaillierte Literaturrecherche
nach Stichworten und Themengebieten möglich, hier findet sich auch die in
den Beiträgen zitierte Literatur. Eine umfangreiche Sammlung von (Internet-)
Adressen von Einrichtungen und Institutionen, die Fort-, Weiterbildungsmöglichkeiten
für Fachkräfte des Elementarbereichs anbieten, ist ebenfalls dort
abgespeichert.

Bonn, im Frühjahr 2010
Die Herausgeber
Prof. Dr. Wolfgang Beudels
Nicola Kleinz
Silke Schönrade