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Beziehungsgestaltung in der Begleitung von Menschen mit Behinderungen Aspekte der Berufsethik der Heilpädagogik und Sozialtherapie
Beziehungsgestaltung in der Begleitung von Menschen mit Behinderungen
Aspekte der Berufsethik der Heilpädagogik und Sozialtherapie




Pim Blomaard

Athena Verlag
EAN: 9783898964944 (ISBN: 3-89896-494-9)
348 Seiten, paperback, 16 x 23cm, November, 2012

EUR 34,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Im Kern der professionellen Arbeit mit geistig behinderten Menschen liegt die gezielte Gestaltung der Beziehung. Wenn der Begleiter diese Beziehung aus dem Bewusstsein der Gleichwertigkeit und mit der Intention, dem Anderen bei seiner Selbstverwirklichung zu helfen, gestaltet, können Bedeutung und Perspektive im Leben entdeckt und empfunden werden. Dazu braucht der Begleiter nicht nur professionelle Fähigkeiten, sondern auch persönliche Eigenschaften, ohne die eine solche Beziehungsgestaltung nicht gelingen kann. Pim Blomaard geht unter Verwendung von Literatur zu ethischen Fragen und anhand praktischer Beispiele der Frage nach, welche moralischen Kompetenzen der Begleiter braucht, damit er eine asymmetrische Beziehung in eine symmetrische verwandeln kann. Dabei sind eine Reihe von Gesichtspunkten zu beachten: das Selbstverhältnis des Betreuers, Berufshaltungen und Berufstugenden, Geistesgegenwart als leitende Intention, die Dynamik des Selbstmanagements und das intuitionsgetragene Handeln in der gegebenen Situation. Die vorliegende Arbeit leistet einen Beitrag zur berufsethischen Begründung der professionellen Begleitung.

PIM BLOMAARD, geboren 1959, studierte Philosophie und Germanistik an der Universität in Leiden (NL). Er war von 1986 bis 1996 als Philosophielehrer tätig und von 1989 bis 2006 als Redakteur an der Herausgabe der niederländischen Steiner-Edition beteiligt. Seit 1994 arbeitet er in der Trägerstiftung Raphael Stichting, die verschiedene heilpädagogische und sozialtherapeutische Einrichtungen umfasst, seit 2000 als deren Geschäftsführer. Daneben war er von 2006 bis 2010 Mitarbeiter am Bernard Lievegoed Lehrstuhl in Amsterdam. Er ist Vorstandsmitglied des niederländischen Dachverbandes der anthroposophischen Einrichtungen im Gesundheitswesen (NVAZ).

VERLAG AM GOETHEANUM

978-3-89896-494-4

ATHENA VERLAG

978-3-7235-1461-0
Rezension
In diesem Band entwickelt der Autor eine Tugend­- und Berufsethik, die die Behindertenhilfe als Berufspraxis begründet und die das Menschenbild und das Berufsbild miteinander verbindet. Der Bezugspunkt der gemeinsam von den Verlagen Athena, Oberhausen (www.athena-verlag.de) und Goetheanum, Dornach (www.VamG.ch) herausgebrachten neuen Reihe "Edition Anthropos. Heilpädagogik und Sozialtherapie aus anthroposophischen Perspektiven" ist das anthroposophisch orientierte Menschen- und Weltverständnis. Das wird auch an diesem Band 3 deutlich, der die Beziehungsgestaltung in der Begleitung von Menschen mit Behinderungen thematisiert und fragt, welche moralischen Kompetenzen der Begleiter braucht, damit er eine asymmetrische Beziehung in eine symmetrische verwandeln kann. Die Studie wurde von der Fakultät für Theologie der freien Universität Amsterdam im Wintersemester 2010/2011 angenommen.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Edition Anthropos: Heilpädagogik und Sozialtherapie aus anthroposophischen Perspektiven, hg. von Rüdiger Grimm, Bd. 3

Informationen zum Autor:
Dr. Pim Blomaard ist Geschäftsführer und Ethiker.
In diesem Buch wird die Perspektive des professionellen Betreuers eingenommen, der seine Beziehung zu geistig behinderten Menschen auf der Grundlage der Gleichwertigkeit und der Anerkennung gestalten will. Das dialogische Prinzip stützt sich auf Denker wie Buber, Steiner, Rogers, MacIntyre und Haeberlin und wird ethisch ausgewertet mit Praktikern wie Gröschke, Theunissen, Köhn und Flosdorf. Der Autor entwickelt eine Tugend­ethik, die die Behindertenhilfe als Berufspraxis begründet und stellt Übungen vor, durch die der Betreuer sich in schwierigen Situationen bewähren kann. So entsteht eine Berufsethik, die das Menschenbild und das Berufsbild miteinander verbindet. Zugleich wird die eigenständige Position des Betreuten berücksichtigt, indem der Betreuer sich als Person einbringt und sich durch die Wechselbeziehung mitentwickelt. Das asymmetrische Verhältnis kann so zu einer gleichwertigen Beziehung gestaltet werden.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort von Prof. Dr. Hans Reinders 11

Einleitung 13

Die Hauptfrage dieser Arbeit 13
Beziehungsgestaltung im Mittelpunkt 15
Aktuelle Tendenzen in der Behindertenhilfe 16
Zur Berufsethik 17
Zur Methode dieser Arbeit 19
Der Aufbau dieser Arbeit 22
Die Aktualität des Steiner'schen Ansatzes 25
Terminologie: Geistige Behinderung 29
Begrenzungen dieser Arbeit 31
Der institutionelle Rahmen der beruflichen Arbeit 32
Der politische Rahmen der Beziehungsgestaltung 34

Kapitel 1 Die Bedeutung der Beziehung in der Begleitung 35

1.1 Beziehung und Professionalität 36
1.1.1 Externalisierung der Beziehung 37
1.1.2 Internalisierung der Beziehung 40
1.2 Beziehungserfahrung in der Behindertenhilfe 42
1.2.1 Zum Ausdruck Beziehungsqualität 44
1.2.2 Beziehungserfahrung in der Praxis 45
1.3 Beispiele beziehungsorientierter Anschauungen 47
1.3.1 Ethische Anschauung: Gare-Ethik 48
1.3.2 Pädagogische Anschauung: Nohl 50
1.3.3 Psychologische Anschauung: Rogers 52
1.3.4 Theologische Anschauung: Reinders 55
1.3.5 Dialogische Anschauung: Buber 58
1.3.6 Spirituelle Anschauung: Steiner 63
1.4 Beziehung zwischen Personen 66
1.5 Konklusion 71

Kapitel 2 Die Selbst-Beziehung als Grundlage der Begleitung 73

2.1 Die Selbst-Beziehung als Erfahrung 75
2.1.1 Selbst-Erfahrung bei Begleitern 75
2.1.2 Selbst-Erfahrung bei Begleiteten 76
2.2 Die Psychologie der Einstellungen 78
2.2.1 Charakterisierung der Einstellungen 79
2.2.2 Erfahrung der Einstellungen 81
2.3 Dualität in der Selbst-Beziehung 84
2.3.1 Selbst-Bewusstsein als Beziehung 86
2.3.2 Die Notwendigkeit des Reflexionverstehens für die Begleitung 89
2.4 Beispiel einer Selbst-Vergegenwärtigung 91
2.4.1 Individualität und Subjekt 95
2.4.2 Das Problem der Identität und der Verdopplung 98
2.4.3 Reflexion braucht die richtige Haltung 102
2.5 Konklusion 103

Kapitel 3 Die Haltung als Bedingung der Beziehung 105

3.1 Beziehungsgestaltung und Berufsmoral 107
3.1.1 Berufskompetenzen 108
3.1.2 Berufsethik 109
3.1.3 Zum Begriff der Tugend 112
3.1.4 Tugenden sind Einstellungen 114
3.2 Berufsethische Ordnungsprinzipien 115
3.2.1 Die Tugenden zwischen Einheit und Vielfalt 116
3.2.2 Ordnung vom Beruf her 118
3.2.3 Ordnung vom Menschenbild her 119
3.3 Beispiele berufsethischer Tugendkataloge 121
3.3.1 Gröschke 121
3.3.2 Theunissen 125
3.3.3 Haussier 127
3.4 Vier Haltungen als Grundlage der Begleitung 129
3.4.1 Ein Beispiel aus der Sozialen Arbeit zum Vergleich 131
3.4.2 Die Notwendigkeit einer anthropologischen Explizitierung 132
3.5 Seelenpflege und Tugendlehre 134
3.5.1 Steiners Anthropologie 136
3.5.2 Steiners heilpädagogische Tugendlehre 137
3.5.3 Die Tugendordnung bei Steiner 144
3.6 Eine allgemeine Tugendordnung 146
3.6.1 Selbst-Beziehungais Prüfstein 147
3.7 Konklusion 148

Exkurs 149
Berufsmoral in der Praxis 149
Steiners Engagement 150
Kollegiale Zusammenarbeit 159

Kapitel 4 Die Intention in der Begegnung 165

4.1 Beziehungsgestaltung als Intention 167
4.1.1 Auf dem Weg zur Nähe 167
4.1.2 Die Intention als Motiv der Beziehungsgestaltung 169
4.2 Grenzen in der Beziehungsgestaltung 171
4.2.1 Die Konstruktion des Ändern in der kognitiven Beziehung 172
4.2.2 Die Bekümmernis in der affektiven Beziehung 176
4.2.3 Die Interaktion in der konativen Beziehung 179
4.3 Beispiele praktischer Konzepte 183
4.3.1 Flosdorf 183
4.3.2 Köhn 186
4.4 Die Individualisierung der Subjektivität 190
4.4.1 Die symmetrische Intention der Individualisierung 191
4.4.1.1 Individualisierung und Egoismus 191
4.4.1.2 Individualisierung in einer Kultur der Beziehungslosigkeit 194
4.4.2 Individualisierung der Einstellungen 196
4.4.2.1 Interesse auf der kognitiven Ebene 196
4.4.2.2 Empathie auf der affektiven Ebene 200
4.4.2.3 Helferwille auf konativer Ebene 204
4.4.3 Die Liebe in der Fürsorge 205
4.5 Die Intention zur Geistesgegenwart 208
4.5.1 Selbst-Vergegenwärtigung und Geistes-Gegenwart 208
4.5.2 Das Telos des Menschen als Intention der Begleitung 210
4.5.3 Geistesgegenwart und geistige Behinderung 213
4.6 Konklusion 215

Kapitel 5 Die Selbst-Begleitung in der Wechselbeziehung 217

5.1 Die doppelte Aufgabe der Begleitung 219
5.1.1 Die Aufgabe der Selbst-Begleitung 219
5.1.2 Distanz in der Beziehung 222
5.1.3 Asymmetrie in der Beziehung 224
5.2 Drei Haltungen zur Bedrohung 225
5.2.1 Die skeptische Haltung 226
5.2.2 Die solidarische Haltung 228
5.2.3 Die dynamische Haltung 229
5.2.4 Die Kraft der subjektiven Einstellungen 231
5.3 Beispiele von Selbstmanagementmethoden 232
5.3.1 GentleTeaching 233
5.3.2 Validation 234
5.3.3 Gewaltfreie Kommunikation 234
5.3.4 Eine Theorie der Präsenz 235
5.3.5 Andere reflexive Verfahrensweisen 236
5.4 Das Prinzip der Mitte 237
5.4.1 Die Mitte zwischen Selbst-Verlust und Welt-Verlust 238
5.4.2 Selbst-Erziehung zur Mitte 240
5.5 Meditation 241
5.5.1 Berufsmeditationen 242
5.5.2 Berufsbegleitende Meditationen 246
5.5.3 Die Selbst-Erziehungais Aufgabe 253
5.6 Konklusion 255

Kapitel 6 Die Verantwortung für die Situation 257

6.1 Die Konkretisierung der Beziehungsgestaltung 259
6.1.1 Die Konkretisierung auf physischer Ebene 261
6.1.2 Die Konkretisierung auf psychischer Ebene 265
6.1.3 Andere Konkretisierungen 273
6.1.4 Verantwortung für die Konkretisierung 275
6.1.5 Das Wie der Konkretisierung 276
6.2 Die Situation und die Intuition 278
6.2.1 Die Situation zwischen Vergangenheit und Zukunft 278
6.2.2 Urteilskraft in der Begleitung 281
6.2.3 Praktische Intuition 283
6.2.4 Intuition und Innovation 289
6.3 Das Gewissen in der Begleitungs-Situation 290
6.3.1 Verantwortung für die konkrete Begleitungs-Situation 292
6.3.2 Gewissen als Tugend 294
6.4 Konklusion 296

Kapitel 7 Berufsethik und Professionalität 299

7.1 Die geisteswissenschaftliche Berufsethik ist normativ 302
7.1.1 Die persönliche Moral hat im Beruf keinen Platz 302
7.1.2 Widerlegung 304
7.2 Die geisteswissenschaftliche Berufsethik ist subjektiv 306
7.2.1 Sie entzieht sich dem wissenschaftlichen Zugriff 307
7.2.2 Sie verliert den faktischen Boden 308
7.3 Die geisteswissenschaftliche Berufsethik ist (politisch) naiv 310
7.3.1 Das soziale Inklusionsbestreben wird vergessen 310
7.3.2 Beziehungsgestaltung entzieht sich der Qualitätssicherung 312
7.3.3 Beziehungsgestaltung kann man nicht managen 314
7.3.4 Sie kann sich der technologischen Entwicklung nicht widersetzen 314
7.4 Die geisteswissenschaftliche Methode ist nicht produktiv 315
7.5 Zur Perspektive der Berufsethik 317
7.5.1 Der Kern der professionellen Begleitung 319
7.5.2 Der Beitrag Steiners zur dialogischen Professionalität 321
7.5.3 Eine tugendethische Berufsethik der Verbindung 323

Zusammenfassung 327
Literaturverzeichnis 331