Die Originalausgabe dieser berühmten Erzählung von Hermann Melville ("Moby Dick") erschien 1853 unter dem Titel «Bartleby the Scrivener. A Story of Wall Street», auf deutsch: Bartleby, der Schreibgehilfe - Eine Geschichte aus der Wall Street - Erzählung. Bartleby ist der charmanteste Arbeitsverweigerer der Weltliteratur: «Ich möchte lieber nicht.» Dieser kleine Satz, mit Bestimmtheit ausgesprochen, ist Bartleby zum Lebensmotto geworden. Lange hat der unscheinbare Mann getan, was man ihm sagte, hat tagaus, tagein Kopistendienste bei einem New Yorker Kanzleibesitzer geleistet. Dann aber steigt er aus und der Satz «Ich möchte lieber nicht.» wird universellen Verweigerungshaltung. Mit seiner liebenswert schrulligen Figur schuf Herman Melville den Pflichtverweigerer schlechthin. - An der New Yorker Wall Street in den 1850er-Jahren führt ein namenloser Anwalt ein genügsames Leben; denn er ist "ein Mann, der von Jugend auf zutiefst von der Überzeugung durchdrungen war, dass die bequemste Lebensführung die beste ist", um große Fälle bemüht er sich gar nicht erst, mit Bartleby stellt er einen neuen Schreibgehilfen ein, der unauffällige Mann arbeitet fleißig und gewissenhaft, aber eines Tages lehnt Bartleby es ab, seine Arbeit noch einmal Wort für Wort zu prüfen: "Ich möchte lieber nicht", lautet seine Antwort, die zum geflügelten Wort wird. Es bleibt nicht bei dieser einen Verweigerung; jede zusätzliche Aufgabe, ja sogar die Aufforderung, das Büro umgehend zu verlassen, kontert der Schreibgehilfe mit den Worten "Ich möchte lieber nicht" ("I would prefer not to"). Bartleby wird immer schweigsamer und landet mit seinem Aufbegehren gegen bestehende Normen schließlich im Gefängnis, wo seine Arbeitsverweigerung in eine generelle Lebensverweigerung umschlägt und stirbt.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de

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