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Balkan-Odyssee, 1933-1941 Auf der Flucht vor Hitler durch Südosteuropa
Balkan-Odyssee, 1933-1941
Auf der Flucht vor Hitler durch Südosteuropa




Marie-Janine Calic

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406836343 (ISBN: 3-406-83634-8)
384 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 22cm, Oktober, 2025, Mit 38 Abbildungen und zwei Karten von Peter Palm, Berlin

EUR 28,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Zuflucht Balkan - das vergessene Exil

Der Theaterstar Tilla Durieux, die Schriftsteller Manès Sperber und Ernst Toller, der Dramatiker Franz Theodor Csokor, der Maler Richard Ziegler und viele andere - sie alle flohen vor Hitler nach Südosteuropa und fanden dort Unterschlupf. Doch diese erste Balkanroute ist heute so gut wie vergessen. Marie-Janine Calic ruft sie in Erinnerung und erzählt berührende Geschichten von Mut und Menschlichkeit, von Elend und Verrat, von Rettung und Untergang.

Bei Hitlers Machtübernahme lag der Balkan für viele Verfolgte und Bedrohte "irgendwo da unten". Trotzdem flohen sie nicht nur in den demokratischen Westen und die kommunistische Sowjetunion, sondern auch in den vermeintlich rückständigen Südosten Europas, mindestens 55 000 allein nach Jugoslawien. Unter ihnen waren Juden und Nichtjuden, Konservative und Kommunisten, Zionisten und Internationalisten, Widerstandskämpfer und Unpolitische. Die Flucht auf der Balkanroute begann gleich Anfang 1933 mit den ersten Verfolgungswellen der Nationalsozialisten. 1938 ließen der «Anschluss» Österreichs und das Novemberpogrom den Strom der Flüchtenden schlagartig anschwellen, weil kaum noch andere Routen offenstanden. Doch als Italien Ende Oktober 1940 das Königreich Griechenland überfiel und Hitler den Angriff auf die Balkanländer plante, war plötzlich auch dieser letzte Fluchtweg verschlossen. Tausende saßen in der Falle. In der griechischen Sage endete die abenteuerliche Irrfahrt für den Helden glücklich - für viele der Balkan-Flüchtlinge tat sie das nicht.

Marie-Janine Calic lehrt als Professorin für südosteuropäische Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Bei C.H.Beck sind von ihr erschienen: "Geschichte Jugoslawiens" (²2020), "Südosteuropa" (²2019), "Tito" (²2022), "Geschichte des Balkans" (2023).
Rezension
Warum suchten zehntausende aus dem «Dritten Reich» Vertriebene und Verbannte – Schriftsteller, Künstler, Politiker, Gewerkschafter und rassistisch Verfolgte – ausgerechnet auf dem Balkan Zuflucht? Dieses Buch «Balkan-Odyssee» geht den Schicksalen deutschsprachiger Emigranten und Flüchtender in den Balkanländern in den Jahren 1933 bis 1941 nach. Ein europäisches Land nach dem anderen verschloss in den dreißiger Jahren die Grenzen für die aus NS-Deutschland Vertriebenen. Bei Beginn des Zweiten Weltkriegs war Jugoslawien der letzte Staat in Europa, der den Aufenthalt oder wenigstens die Durchreise von Geflüchteten noch duldete. Tausende Verfolgte und Verzweifelte versuchten, über die Balkanroute einen rettenden Seehafen zu erreichen, um heimlich per Schiff nach Palästina oder nach Übersee zu entkommen. Die Exilforschung hat diese Vertriebenen weitgehend übersehen. Viele irrten jahrelang durch Europa und die Welt. Ob und wie eine Flucht gelang, hing von unzähligen Faktoren ab: Geld, Beziehungen und nützlichen Bekanntschaften, schicksalshaften Fügungen sowie nicht zuletzt der Hilfsbereitschaft völlig fremder Menschen.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:

Anschluss Österreichs
Balkan
Balkanroute
Emigration
Exil
Flucht
Flüchtlingsgeschichte
Geschichte
jüdisches Leben
Jugoslawien
Manès Sperber
Nationalsozialismus
Novemberpogrom
Politisches Exil
Richard Ziegler
Südosteuropa
Tilla Durieux
Verfolgung
Zweiter Weltkrieg
Zwischenkriegszeit

Pressestimmen:

„Dieses Buch über das Nichtankommen, ist ein glänzendes Beispiel dafür, welche Dringlichkeit Geschichtsschreibung entwickeln kann, wenn sie sich populär-narrativen Formen öffnet.“
Süddeutsche Zeitung, Gerrit ter Horst
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7

FLUCHT 11

Berlin, 31. März 1933 12
Heimatlos 30
Belgrad ruft 48

IRGENDWO DA UNTEN 61

«Die Gewährung von Asyl ist unsere Tradition» 62
Das Klima ändert sich 77
Zaton Mali: Mikrokosmos des Exils 100

VERFOLGT UND VERTRIEBEN 121

Graz und Wien, 12. März 1938 122
(K)ein Paradies für Juden 143
«In unserem Staat unerwünscht» 163
Letzter Ausweg: Albanien! 174

RETTE SICH, WER KANN 187

Auf, nach Erez Israel! 188
«Wir sitzen fest!» 208

DIE SCHLINGE ZIEHT SICH ZU 233

Schattenkriege 234
«Alle Nerven zum Zerreißen gespannt» 256
Die letzte Partie 276

«DAS SPIEL IST AUS» 291

Endstation Enttäuschung 292
Untergang 301

Epilog: Was danach geschah 319

Anhang

Dank 333
Abkürzungen 335
Die wichtigsten Personen 337
Quellen 339
Literatur 342
Anmerkungen 351
Abbildungsnachweis 374
Personenregister 375
Karten 381