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Anerkennung und Gerechtigkeit in Heilpädagogik, Pflegewissenschaft und Medizin Auf dem Weg zu einer nichtexklusiven Ethik
Anerkennung und Gerechtigkeit in Heilpädagogik, Pflegewissenschaft und Medizin
Auf dem Weg zu einer nichtexklusiven Ethik




Markus Dederich, Martin W. Schnell (Hrsg.)

Transcript
EAN: 9783837615494 (ISBN: 3-8376-1549-9)
264 Seiten, paperback, 15 x 22cm, 2011

EUR 25,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Schon immer werden Menschen durch kulturelle, gesellschaftliche, ökonomische, politische und andere Strategien ausgeschlossen. Traditionell spielen hierbei das Schulsystem und die Medizin eine zentrale Rolle. Heute kommt auch der Ethik eine wichtige, die Exklusion flankierende Funktion zu – wenn sie etwa als »Bioethik« Theorien hervorbringt, die beanspruchen, den Wert bzw. Unwert von Menschen und ihre Schutzwürdigkeit bestimmen zu können.

Die Beiträger/-innen des Bandes wirken dieser Tendenz entgegen und erkunden – im Sinne einer als Schutzbereich dienenden nichtexklusiven Ethik – neue Zugänge zu Fragen der Gerechtigkeit und der Anerkennung. Dabei werden ethische Alternativen für die Medizin, die Pflegewissenschaft sowie die Heil- und Sonderpädagogik ausgelotet. Der hierzu eingeschlagene differenztheoretische Weg kann als konsequenter und neuartiger Ansatz verstanden werden, Fragen der Ethik auch in Bezug auf ihre konkrete Anwendung zu bearbeiten.
Rezension
Kranke, pflegeabhängige und behinderte Menschen sind ein Prüfstein für die In- bzw. Exklusivität von Ethik. Es gibt eine lange Tradition, Individuen oder Gruppen, die als anders, abweichend oder defizitär gekennzeichnet werden, durch kulturelle, gesellschaftliche, ökonomische, politische und andere Mechanismen zu benachteiligen oder auszuschließen. Ein solcher Ausschluss wurde in den vergangenen Jahrzehnten auch im Namen von Ethik legitimiert. Hierbei spielten so unterschiedliche Argumentationsfiguren wie etwa Menschenbilder, ökonomische Erwägungen oder die Zuschreibung von Leiden und Lebensunwert eine zentrale Rolle. Man denke nur an die "Praktische Ethik" des Utilitaristen Peter Singer (1994). Jedoch vollzieht sich Ausschluss nicht nur sehr grundlegend im Bereich der sog. Biomedizin, sondern auch in anderen gesellschaftlichen Zusammenhängen, etwa in Institutionen, die mit Bildung, medizinischer Versorgung und Pflege befasst sind. Dieser Band stellt solche exklusive Ethik in Frage und sucht nach einer nichtexklusiven Alternative.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagworte:
Exklusion, Anerkennung, Gerechtigkeit, Heilpädagogik, Pflegewissenschaft, Medizin, Ethik
Adressaten:
Heilpädagogik, Pflegewissenschaft, Medizin, Philosophie, Kulturwissenschaften

Markus Dederich (Univ.-Prof. Dr.) ist Inhaber des Lehrstuhls für Theorie der Rehabilitation und Pädagogik bei Behinderung an der TU Dortmund. Seine Arbeitsschwerpunkte sind u.a. die Disability Studies und ethische Fragen im Kontext von Behinderung.
Martin W. Schnell (Univ.-Prof. Dr., M.A.) ist Direktor des Instituts für Ethik und Kommunikation im Gesundheitswesen der Fakultät für Gesundheit an der Universität Witten/Herdecke. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die philosophische Ethik und Ethik der Gesundheitsberufe.
WWW: Dederich
WWW: Schnell

Interview
... mit Prof. Dr. Markus Dederich

1. »Bücher, die die Welt nicht braucht.« Warum trifft das auf Ihr Buch nicht zu?
Viele Bücher sind wichtig, nicht nur unseres.
In Bezug auf die Grundidee des Buchs jedoch glauben wir, dass der von uns gewählte Zugang zu Fragen der Anerkennung und Gerechtigkeit in seiner Verbindung mit den drei Anwendungsbereichen ein ›Alleinstellungsmerkmal‹ ist.

2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?
Es bringt die Debatte um Anerkennung und Gerechtigkeit in einen breiten Konnex mit den Wissenschaften der Bildungs- und Heilberufe. Das Neue daran: Einerseits verknüpft es unsere These, dass (chronisch) kranke, pflegeabhängige und behinderte Menschen ein Prüfstein für die In- bzw. Exklusivität der Ethik sind, mit zwei bedeutsamen Themenfeldern der Sozial- und politischen Philosophie. Andererseits schlägt es für diese Verknüpfung eine alteritätsethische Lesart vor.

3. Welche Bedeutung kommt dem Thema in den aktuellen Forschungsdebatten zu?
Es wird zwar nicht immer bemerkt, aber wir behaupten: ein zentrales.

4. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten diskutieren?
Alexander Kluge, Guido Westerwelle, Jürgen Habermas, dem Dalai Lama.

5. Ihr Buch in einem Satz:
›Wenn man Philosophie resümieren könnte, benötigte man die Anstrengung des Gedankens nicht.‹ (Adorno)

Reihe "Pädagogik":
Editorial
Bildung und Erziehung sind - trotz wechselnder Problemlagen - ein konstantes Thema in Wissenschaft und Öffentlichkeit. Die Erziehungswissenschaft erweist sich in dieser Situation zugleich als Adressat, Stimulanz und Sensorium verschiedenster Debatten, die ins Zentrum sozialwissenschaftlicher und gesellschaftspolitischer Fragen zielen. Die Reihe Pädagogik stellt einen editorischen Ort zur Verfügung, an dem innovative Perspektiven auf aktuelle Fragen zu Bildung und Erziehung verhandelt werden.
Inhaltsverzeichnis
Anerkennung und Gerechtigkeit im Kontext von Bildungs-, Heil- und Pflegeberufen
Markus Dederich/Martin W. Schnell | 7

Anerkennung und Gerechtigkeit im Zeichen einer Ethik als Schutzbereich
Martin W. Schnell | 23

Anerkennung, Rechtfertigung und Gerechtigkeit als Kernbegriffe Diakonischer Ethik
Ulrich H. J. Körtner | 47

Anerkennung und Leiblichkeit.
Zwei konstitutive Elemente einer mehrdimensionalen Gerechtigkeitskonzeption in der Pflege
Heiner Friesacher | 77

Behinderung, Identitätspolitik und Anerkennung. Eine alteritätstheoretische Reflexion
Markus Dederich | 107

„Ob Du in Frage kommst?“
Zur praktischen Bedeutung und epistemischen Relevanz konstitutiver Offenheit
Mechthild Hetzel | 129

Ein unzeitgemäßer Humanismus als das Erste der Bildung. Der Anspruch des Anderen
Ursula Stinkes | 143

Bildungsgerechtigkeit im schulbezogenen sonder-, integrations- und inklusionspädagogischen Diskurs
Christian Lindmeier | 159

Im Angesicht des dementen Anderen.
Axel Honneths Fürsorgebegriff und seine Bedeutung für die „Kontaktarbeit“ in der Altenpflege
Hans-Uwe Rösner | 187

Das Andere der Anerkennung als konstitutives Moment der Psychiatrischen Pflege
Harald Haynert | 207

Care-Praxis und Gerechtigkeit. Der konkrete Andere in Medizin und Pflege
Helen Kohlen | 217

Das Andere des Anderen? Einige Anmerkungen zum Problem der Anerkennung
André Karger | 233

Inklusionssysteme. Vorbereitende Überlegungen zu einer Ethik der Amicalität
Peter Fuchs | 241

Autorinnen und Autoren | 257