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An das Wilde glauben Aus dem Französischen von Claudia Kalscheuer
An das Wilde glauben
Aus dem Französischen von Claudia Kalscheuer




Nastassja Martin

Matthes & Seitz
EAN: 9783751800174 (ISBN: 3-7518-0017-4)
144 Seiten, hardcover, 12 x 21cm, April, 2021

EUR 18,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Während einer ihrer oft monatelangen Forschungsreisen auf die von Vulkanstümpfen durchzogene russische Halbinsel Kamtschatka, wo sie die Bräuche und Kosmologie der Ewenen studiert, taucht Nastassja Martin tief in deren Kultur ein und beginnt intensiv zu träumen. Nach einer Bergtour begegnet sie einem Bären: Es kommt zum Kampf er beißt sie ins Gesicht und die 29-Jährige gerät in einen Zustand versehrter Identität. Was sie zuvor als Wissenschaftlerin beschrieben hat - die animalistische Durchmischung von allem - erfährt sie nun am eigenen Leib. Die Grenzen zwischen dem Bären und ihr selbst, oder dem, was früher sie selbst war, verschwimmen. Träume und Erinnerungen lassen Nastassja Martin umfassende Heilung in sich selbst und der Wilnis finden, in die sie nach einer qualvollen Genesungsgeschichte in russischen und französischen Krankenhäusern zurückkehrt.



"In dieser atemlosen Erzählung erweist sich die Anthropologie nicht als irgendeine Wissenschaft, sondern als Philosophie einer Menschheit, die auf den Abgrund zuläuft." Philippe Descamps, Le onde Diplomatique



Auf einer Forschungsreise wird die Anthropologin Nastassja Martin von einem Bären in den Kopf gebissen und schwer verletzt. In diesem aufwühlenden autobiographischen Buch erzählt sie von dem ungleichen Kampf und die Geschichte ihrer Genesung. An das Wilde glauben ist eine packend erzählte, sinnliche Reflexion über Mensch und Natur, über Ost und West, über Medizin und Heilkunst, über das Eigene und das Fremde, über den Platz, den ein Mensch in der Welt einnimmt, und über das, was wirklich zählt.



"Ein schillerndes Buch der Metharmophosen, die Geschichte einer inneren Suche, die uns einlädt, die Welt neu und anders zu betrachten." Sophie Joubert, l'Humanité



Nastassja Martin, 1986 in Grenoble geboren, ist Anthropologin und Schriftstellerin. Die Schülerin Philippe Descolas ist Spezialistin für arktische Völker und veröffentlichte vor diesem Buch, das in Frankreich großes Aufsehen erregte,den anthropologischen Essay Les âmes sauvages über die Gwich'in, ein indigenes Volk Alaskas im Widerstand gegen die westliche Kultur und die globale ökologische Krise.



Claudia Kalscheuer, 1964 in Berlin geboren, studierte omanistik, Linguistik und Philosophie in Berlin und Toulouse. Sie übersetzt seit 1994 aus dem Französischen, u. a. Marir NDiaye, Sylvian Prudhomme, Sylvian Tesson, Alexander von Humboldt und Jean Costeau.
Rezension
Nastassja Martin, eine französische Anthropologin, überlebt 2014 einen lebensbedrohlichen Angriff durch einen Bären auf Kamtschatka. Ihre bisherige Arbeit sah sie in der Erforschung des schamanischen „Dazwischen“ Seins, dem sie plötzlich selbst ausgeliefert wird. Sehr persönlich, doch wissenschaftlich fundiert, reflektiert sie ihre Biografie im Zusammenhang mit der inneren Reifung zu einer „miedka“ (Gezeichneten) im Kontext der Feldforschung bei den Ewenen.
Das Buch ist in die vier Jahreszeiten unterteilt, die nicht mit der realen Zeit des Geschehens identisch sind. Sie beginnen mit dem Herbst und verdeutlichen das persönliche Sein und Werden der Wissenschaftlerin. So kann z.B. der Herbst als das Vergehen der „Alten“ Nastassja und der Sommer als die Ernte eines langen Prozess des Ja-Sagens zu einer neuen Identität aufgefasst werden. In einer leicht verständlichen Sprache, die nur in den Sequenzen der wissenschaftlichen Aufarbeitung wenige Fachtermini benutzt, legt sie in eindrücklichen Spots die verschieden Handlungsräume inklusive der Spannung zwischen nomadischem und durch die Aufklärung geprägtem Denken und Handeln dar.
Sie spürt, wie sie und der Bär einander gesucht haben. Ihre abrupte Begegnung ließ Beider Welten implodieren. Fortan leben sie als Gezeichnete von der je anderen Art, mit körperlichen Elementen des anderen behaftet als Brücke zwischen Natur und Kultur. Von dieser Erfahrung völlig aus den Angeln gehoben erlebt sie, dass in der westlich denkenden Welt zwar ihr äußerer Körper, nicht aber ihr inneres Wesen geheilt werden kann. Sie durchleidet zusätzlich während der Operationen die Spannung der aufgeklärten Welt in Ost- und Westblöcke, was durch die realen Ortsbezeichnungen an Eindrücklichkeit gewinnt. Eine Stütze ist ihr ihre französische Familie Innere Heilung kann sie erst bei den Ewenen, mit Hilfe von Darja, Iwan u.a. (ihre Wahlfamilie), die das Geschehen deuten helfen, in einem zweiten Schritt erfahren. Das Ja-Sagen zu ihrem Beruf, verbunden mit den gewonnenen Dimensionen des Fühlens und Denkens aus drei Welten (Natur, nomadisch, aufgeklärt) vollendet den Reifungs- und Heilungsprozess.
Das Buch ist für Studierender der Psychologie, Soziologie, Geschichte, Pädagogik, Sozialpädagogik und der Anthropologie, sowie aller Interessierter zur Diskussion und eigenen Reflexion bestens geeignet.
Claudia-Maria Maruschke (für die Lehrerbibliothek, lbib.de.)
Verlagsinfo
Auf einer Forschungsreise wird Nastassja Martin von einem Bären gebissen und schwer verletzt. In aufwühlenden Worten erzählt sie von der Geschichte dieses Kampfes und von ihrer Genesung.
Die Anthropologin Nastassja Martin teilt in dieser packenden autobiografischen Erzählung die Geschichte einer tiefen Verletzung und ihrer Heilung. Auf einer ihrer oft monatelangen Forschungsreisen auf die von Vulkanstümpfen durchzogene russische Halbinsel Kamtschatka, wo sie die Bräuche und Kosmologien der Ewenen studiert, taucht sie tief in deren Kultur ein und beginnt intensiv zu träumen. Nach einer Bergtour begegnet sie einem Bären: Es kommt zum Kampf, er beißt sie ins Gesicht und die 29-Jährige gerät in einen Zustand versehrter Identität. Was sie zuvor als Wissenschaftlerin beschrieben hat – die animistische Durchmischung von allem – erfährt sie nun am eigenen Leib. Die Grenzen zwischen dem Bären und ihrer selbst, oder dem, was früher sie selbst war, verschwimmen. Träume und Erinnerungen lassen Nastassja Martin umfassende Heilung in sich selbst und der Wildnis finden, in die sie nach einer qualvollen Genesungsgeschichte in russischen und französischen Krankenhäusern zurückkehrt.
Inhaltsverzeichnis
Herbst 7

Winter 43

Frühling 85

Sommer 136