|
Am Meer wird es kühl sein
Deborah Ellis
jungbrunnen-verlag
EAN: 9783702657611 (ISBN: 3-7026-5761-4)
128 Seiten, hardcover, 14 x 21cm, August, 2004
EUR 13,40 alle Angaben ohne Gewähr
|
|
Umschlagtext
Shauzia ist aus Afghanistan geflohen und auf Umwegen nach Pakistan in ein Flüchtlingslager gelangt. Dort wird sie herumkommandiert und soll ständig für andere da sein. Dabei will sie dringend Geld verdienen, um ihren Traum verwirklichen zu können: die Reise nach Frankreich.
Sie läuft weg und versucht, sich in der nahe gelegenen Stadt Peshawar durchzuschlagen. Ohne Freunde, ohne Geld und ohne Unterkunft ist das Leben in der Stadt hart, doch in Shauzias Augen gibt es kaum eine schlimmere Vorstellung, als die, ihre Zukunft in einem Flüchtlingslager zu verbringen.
Erst langsam begreift sie, dass es darauf ankommt, sich zu engagieren, Aufgaben und Verantwortung zu übernehmen – egal, an welchem Ort.
Nach dem großen Erfolg von „Die Sonne im Gesicht“ und „Allein nach Mazar-e Sharif“ legt Deborah Ellis nun endlich den dritten und letzten Band ihrer Trilogie vor.
Rezension
Erzählt wird die Geschichte von Shauzia, einem Mädchen, das den Wirren von Afghanistan nach Pakistan entflohen ist und dort nun in einem Flüchtlingslager lebt. Shauzia hat einen großen Traum: Sie möchte ans Meer, um von dort aus nach Frankreich zu fahren, wo sie sich ein schönes Leben erhofft. Sie bricht mit ihrem Hund aus dem Flüchtlingslager in die nahe gelegene Stadt Peshawar auf, wo sie sich als Junge verkleidet mit Gelegenheitsarbeiten durchschlägt. Bevor sie wieder ins Flüchtlingslager zurückkehrt durchlebt sie Tiefen (sie gerät beispielsweise unschuldig ins Gefängnis) und Höhen (Shauzia wird vorrübergehend von einer amerikanischen Familie aufgenommen). Im Lager möchte sie sich nützlich machen, doch irgendwie mag ihr nichts so recht gelingen. Bis am Ende eine Gruppe von Frauen nach Afghanistan zurückkehrt, um den Flüchtlingen als Krankenschwestern zu helfen, die vor der amerikanischen Bombardierung geflohen waren, jedoch nicht mehr über die nun geschlossenen Grenzen kommen konnten... Shauzia zögert kurz, doch dann beschließt sie, die Frauen als Junge ins noch von den Taliban kontrollierte Afghanistan zu begleiten.
Dieses Buch ist der dritte Teil einer Trilogie, die die Zustände in Afghanistan unter den Taliban und die Wirren dort in der Zeit nach dem 11. September 2001 thematisieren. „Die Sonne im Gesicht“ und „Allein nach Mazar-e Sharif“ (beide erschienen bei Jungbrunnen) sind der erste bzw. der zweite Teil. Um „Am Meer wird es kühl sein“ zu verstehen, muss man die anderen Bücher jedoch nicht kennen.
Deborah Ellis stellt in ihrem Buch ein Mädchen vor, das unter der Herrschaft der Taliban groß geworden ist. Es gelingt ihr sehr gut, den Leser am Schicksal dieses Mädchens teilhaben zu lassen und ihm einen kleinen Einblick ins schwierige Leben eines Kindes zu gewähren, das Unterdrückung und Krieg erlebt hat. Das Buch regt sicherlich zum Nachdenken an. Und das nicht nur, weil das Thema auch heute hochaktuell ist, da Afghanistan alles andere als weit von Kriegen und Kämpfen entfernt ist. Empfehlenswert für junge Leserinnen und Leser (!) ab ca. 12 Jahren.
Offenloch, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Inhalt:
Parvanas beste Freundin, Shauzia, ist aus Afghanistan geflohen und auf Umwegen nach Pakistan in ein Flüchtlingslager gelangt. Dort wird sie herumkommandiert und soll ständig für andere da sein. Dabei will sie dringend Geld verdienen, um ihren Traum verwirklichen zu können: die Reise nach Frankreich.
Sie läuft weg und versucht, sich in der nahe gelegenen Stadt Peshawar durchzuschlagen. Ohne Freunde, ohne Geld und ohne Unterkunft ist das Leben in der Stadt hart, doch in Shauzias Augen gibt es kaum eine schlimmere Vorstellung, als die, ihre Zukunft in einem Flüchtlingslager zu verbringen.
Erst langsam begreift sie, dass es darauf ankommt, sich zu engagieren, Aufgaben und Verantwortung zu übernehmen – egal, an welchem Ort.
Leseprobe:
Shauzia machte sich jeden Morgen vom Friedhof aus auf den Weg in die Stadt. Manchmal nahm sie Jasper mit, aber meist ließ sie ihn mit einem Topf Wasser im Schatten liegen, das sie von der Wasserleitung vor der nahe gelegenen alten Kirche holte. Sie ging zu Fuß zum Saddar-Bazar oder fuhr per Anhalter in andere Stadtteile, um dort nach Arbeit zu suchen.
Shauzia kam so viel in Peshawar herum, dass sie die Stadt rasch kennen lernte. Sie wusste, in welchen Gegenden sie am ehesten Arbeit finden konnte, welche Läden bei Geschäftsschluss Essen an Bettler verteilten und welche reichen Hotels Mülleimer hatten, die man plündern konnte. Sie spürte Wasserleitungen auf, an denen sie sich waschen und trinken konnte. Sie fand heraus, in welchen Parks sie tagsüber in der größten Hitze schlafen konnte, und welche Parks Wachen hatten, die sie vertrieben, noch bevor sie es sich bequem gemacht hatte.
Wenn sie Glück hatte, konnte sie arbeiten. Wenn nicht, bettelte sie. Nach und nach legte sie immer mehr Rupien in ihren Sparbeutel.
„Wir kommen dem Meer näher“, sagte sie eines Abends zu Jasper, als sie auf dem Friedhof allein waren. Sie zeigte ihm ihr Geldbündel. Er schnupperte daran und wedelte. Shauzia steckte das Geld wieder in den Beutel und versteckte ihn unter ihrem Hemd, bevor einer der Jungen zurückkommen und sie dabei beobachten konnte.
„Wir kennen diese Jungen nicht“, meinte sie zu Jasper. „Wir wissen nur, dass sie hungrig sind, und hungrigen Menschen kann man nicht trauen. Wenn sie wüssten, dass ich Geld habe, würden sie es mir wegnehmen, genauso wie ich es ihnen wegnehmen würde. Naja, wahrscheinlich würd ich es tun.“
Immer wieder wurden neue Jungen in die Gruppe aufgenommen und verließen sie bald wieder. Shauzia erfuhr manchmal nicht einmal ihre Namen. Niemand erzählte viel von sich selbst. Es war zu schwer, über manche Dinge zu sprechen. |
|
|