|
|
|
|
Als Rom noch nicht Antike war
Reise in die Römerzeit
Karl-Wilhelm Weeber
Galiani-Berlin
EAN: 9783869712062 (ISBN: 3-86971-206-6)
432 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 22cm, April, 2025
EUR 32,00 alle Angaben ohne Gewähr
|
|
Rezension
Karl-Wilhelm Weeber hat in den letzten Jahrzehnten wie kaum ein anderer dazu beigetragen, die römische Antike jenseits von Triumphzügen und Senatsreden sichtbar zu machen. Sein neues Buch Als Rom noch nicht Antike war knüpft an diese Linie an und führt sie überzeugend fort: Es ist ein kenntnisreiches, lebendig geschriebenes Porträt des Alltags im alten Rom – mit all seinen Widersprüchen, Härten und erstaunlichen Parallelen zur Gegenwart.
Weeber gelingt es, den Blick weg von den Palästen der Kaiser und hin zu den engen Gassen, Läden und Mietskasernen der Stadt zu lenken. Er beschreibt, wie sich das Leben für die Mehrheit der Römer tatsächlich angefühlt haben könnte – zwischen Gestank und Geräusch, zwischen Arbeit, Religion und Vergnügen. Dabei verbindet er historische Genauigkeit mit einer Sprache, die nie trocken wirkt. Seine Vergleiche mit heutigen Großstadtproblemen – Staus, Wohnungsknappheit, soziale Ungleichheit – sind nicht bloß witzige Einfälle, sondern öffnen tatsächlich neue Perspektiven auf das Funktionieren (und Scheitern) einer antiken Metropole.
Was ich an Weebers Ansatz besonders schätze, ist sein konsequenter Sinn für Konkretion: Er will keine römische Ideallandschaft beschwören, sondern das Leben „wie es war“ nachvollziehbar machen. Dass er dies nicht mit moralischer Empörung, sondern mit einer Mischung aus Empathie und nüchterner Beobachtung tut, macht die Lektüre ebenso anregend wie glaubwürdig. Man merkt, dass hier jemand schreibt, der jahrzehntelang Latein unterrichtet und über Rom geforscht hat – und der weiß, wie man historische Distanz überbrückt.
Stilistisch bleibt Weeber seiner Linie treu: zugänglich, bildhaft, oft mit feiner Ironie. Er schreibt so, dass auch Leserinnen und Leser ohne Spezialwissen der Antike folgen können, ohne dass Kenner sich unterfordert fühlen. Gerade für den Unterricht bietet das Buch zahlreiche Anknüpfungspunkte – sei es zur Sozialgeschichte, zur Stadtentwicklung oder zum alltäglichen Leben einfacher Menschen, die in den Schulbüchern meist nur am Rande vorkommen.
Fazit: Als Rom noch nicht Antike war ist ein gelungenes, kluges und erfrischend unakademisches Buch über die römische Welt. Es zeigt einmal mehr, dass Weebers große Stärke darin liegt, Geschichte zum Sprechen zu bringen – mit Humor, Menschenkenntnis und einem sicheren Gespür für das Wesentliche. Für alle, die Rom nicht nur als Kulisse der „großen Antike“ sehen wollen, ist dieses Buch eine klare Empfehlung.
JG, www.lbib.de
Verlagsinfo
Rom von unten: Von Sklaven, Bio-Römern, Traumdeutern, vierbeinigen Zirkusstars, Normalos und Außenseitern.
Rush Hour in den Hauptstraßen, Obdachlose unter den Brücken und prächtige Wochenendhäuser, hohe Einwanderungszahlen und Unisex-Toiletten – New York? Berlin? Rom zur Kaiserzeit! Diese Zeitreise ist ein Muss für alle Geschichtsinteressierten, die mehr über das echte Leben im Alten Rom wissen möchten.
Was war eigentlich auf den Straßen los, während die ruhmreichen Gladiatoren sich in der Arena die Schädel einschlugen und Feldherren venividivici das Römische Reich vergrößerten? Wie lebte es sich in der kosmopolitischen Hauptstadt, berühmt für eine blühende Wirtschaft, mit Smog und Stau? Und in einer Klassengesellschaft mit dekadentem Luxus und großer Armut? Der provokante Slogan »60-Jährige von der Brücke!« wurde schon zur römischen Kaiserzeit heftig diskutiert.
Karl-Wilhelm Weeber führt als kundiger Cicerone mit viel Witz und Esprit durch das Rom der Kaiserzeit, er erzählt, was Nachtigallen kosteten (lebend) und wie hoch die Wahrscheinlichkeit war, das 10. Lebensjahr zu erreichen. Wir erfahren, dass Xenophobie in der Einwanderungsstadt (Griechen! syrische Frauen!) die Ausnahme war, Diskriminierung von Menschen mit Behinderung aber gang und gäbe, dass schon damals Raubbau an der Natur betrieben und kritisiert wurde, und dass – funktionierender Rechtsstaat hin, florierende Wirtschaft her – das Leben für die Allermeisten kein Zuckerschlecken war. |
|
|