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Albert Camus' philosophischer Glaube an den Menschen Von den Reflexionen über die Todesstrafe zur Kritik am Christentum
Albert Camus' philosophischer Glaube an den Menschen
Von den Reflexionen über die Todesstrafe zur Kritik am Christentum




Stephanie Reichenbach-Klinke

Verlag Karl Alber
EAN: 9783495486368 (ISBN: 3-495-48636-4)
328 Seiten, paperback, 14 x 22cm, 2014

EUR 39,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Albert Camus’ "Réflexions sur la guillotine" sind nicht nur ein leidenschaftliches Plädoyer für die Abschaffung der Todesstrafe: Wie sich anhand der kleinen Schrift zeigen lässt, erweist sich der Mensch in seiner Endlichkeit, seiner physischen Fragilität und nicht zuletzt aufgrund eines ihn erst zum Lebewesen machenden Geheimnisses als schwacher Held, der zum Impuls allen moralischen Handelns und zum Zentrum eines philosophischen Glaubens wird. Die Studie arbeitet mittels einer vierteiligen Struktur den Facettenreichtum des camusschen Menschenbildes heraus, wie er sich in der Argumentation gegen die Todesstrafe spiegelt. Unter Bezugnahme auf das Gesamtwerk gewinnen die Aspekte an Plastizität, die den Menschen in seiner Leiblichkeit, als Teil der Welt, in seiner Innerlichkeit und im Kontext seiner Weltanschauung charakterisieren.

Stephanie Reichenbach-Klinke hat an der Hochschule für Philosophie München studiert und dort im Fach Religionsphilosophie promoviert. Sie arbeitet als Wissenschaftslektorin und Journalistin.
Rezension
Die hier anzuzeigende Dissertation (Hochschule für Philosophie, SJ, München) vom Februar 2012 ist in doppelter Hinsicht auch für den schulischen Philosophie- und Ethik-Unterricht sowie den Französisch-Literatur-Unterricht der Oberstufe von Interesse: Zum einen wird das ethische Thema der Todesstrafe exemplarisch von der Philosophie Albert Camus´ her beleuchtet, zum anderen wird exemplarisch an Camus´ kleiner Schrift "Réflexions sur la guillotine" sein gesamtes Menschbild deutlich und damit nicht nur ein Grundelement auch seines literarischen Werks deutlich, sondern auch ein Entwurrf der Anthropologie der existentialistischen Philosophie im 20. Jhdt. Die Todesstrafe war - das ist eine Grundthese der Autorin - Albert Camus’ Lebensthema: "Der zum Tode Verurteilte ist Gegenstand seiner frühesten Kindheitserinnerungen. Auch im Zweiten Weltkrieg, als Camus sich an der Seite der Résistance engagiert, egleitet ihn die Problematik. Das Motiv des zum Sterben Bestimmten wird zudem ein wesentlicher Bestandteil seiner Philosophie: Der Mensch, hineingeboren in eine absurde Welt ohne Hoffnung, geht mit jedem Tag seines Lebens sehenden Auges auf den Tod zu. Er ist von Natur aus zum Tode verurteilt." (Einleitung)

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 11

Einleitung

1. Intention und These 15
2. Methode 16
3. Formales 19
4. Verzeichnis der Siglen und Abkürzungen der Werke Camus’ 20

Hauptteil

I. Philosophische Grundlegung 23

1. Der Umgang mit Camus’ Werk 23
1.1 Verortung der Philosophie von Camus 23
1.2 Parallelen und Unterschiede zur Stoa 36
1.3 Parallelen und Unterschiede zum Existentialismus 56
1.4 Zwischenfazit 74

2. Die Komposition des Gesamtwerks 77
2.1 Die Systematik innerhalb des Werkes 78
2.2 Die Werkszyklen und ihre Motivfiguren 79
2.3 Die inhaltliche Struktur der Werkszyklen 82
2.4 Neuentwurf einer gedanklichen Unterkategorie 84

3. Die Position des Menschen in Camus’ Philosophie 90
3.1 Die Absurdität 90
3.2 Die Revolte 101
3.3 Die Solidarität 104
3.4 Die Liebe 108

4. Erkenntnisse aus der philosophischen Grundlegung 114

II. Die Guillotine. Betrachtungen zur Todesstrafe 121

1. Informationen zum Text 121
1.1 Entstehung und Publikation der Schrift 121
1.2 Die Rezeption der Betrachtungen zur Todesstrafe 122
1.3 Gründe für eine Aufnahme der philosophischen Analyse 125

2. Der Mensch in Camus’ Betrachtungen zur Todesstrafe 128
2.1 Die Entwicklung von Camus’ Position zur Todesstrafe 128
2.2 Camus’ Einwände gegen die Euphemismen in Bezug auf Hinrichtungen 136
2.3 Der zum Tode Verurteilte in Camus’ Werk. Wissenschaftliche Rezeption 140
2.4 Philosophische Analyse der Betrachtungen zur Todesstrafe 144
2.4.1 Die Schlüsselszene der Betrachtungen zur Todesstrafe 147
2.4.2 Der Mensch in seiner Körperlichkeit 150
2.4.2.1 Szenen aus Der erste Mensch 152
2.4.2.2 Roland Zagreus. Das Geheimnis des Lebens 156
2.4.2.3 Zagreus und Meursault 166
2.4.2.4 Zwischenfazit und Exkurs 171
2.4.3 Der Mensch in der Welt 174
2.4.3.1 Der Mensch in Rechtszusammenhängen 174
2.4.3.2 Ansatzpunkt eines Rechtsbegriffs 176
2.4.3.3 Der Mensch ohne Wahlfreiheit 177
2.4.3.4 Der Verurteilende 180
2.4.3.5 Der Verurteilte 185
2.4.3.6 Der Mensch als Teil einer richtenden Gesellschaft 189
2.4.3.7 Logische Forderungen an die Gesetzgebung und Camus’ Entgegnung 190
2.4.3.8 Moralische Konsequenzen aus der Todesstrafe 200
2.4.3.9 Die urteilssprechende Gesellschaft 204
2.4.3.10 Zwischenfazit 208
2.4.4 Der Mensch in seiner Innerlichkeit 209
2.4.4.1 Konfrontation mit dem drohenden Tod 209
2.4.4.2 Bedrohung mit dem Tod und Straffälligkeit 217
2.4.4.3 Moralische Kompetenzen und Straffälligkeit 219
2.4.4.4 Mensch-Sein als ein Maß-gebender Faktor 223
2.4.4.5 Zwischenfazit 228
2.4.5 Der Mensch im Kontext seiner Weltanschauung 230
2.4.5.1 Rechtfertigung der Todesstrafe durch das Christentum 232
2.4.5.2 Zwischenfazit 243
2.4.5.3 Camus und die christliche Hoffnung auf Gnade 244
2.4.5.4 Gegenüberstellung mit der zeitgenössischen Theologie: Camus und Rahner 280
2.4.5.5 Zwischenfazit 296

Ergebnisse und Schlussbetrachtungen 299

Literaturverzeichnis 313

1. Albert Camus: Französische Quellen 313
2. Albert Camus: Deutsche Übersetzungen 314
3. Weitere Quellen 315
4. Sekundärliteratur 316