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Dimensionen der Exklusion
Sozialphilosophische Beiträge zu Demokratie und Macht
Gianfranco Casuso
Verlag Karl Alber
EAN: 9783495486238 (ISBN: 3-495-48623-2)
478 Seiten, paperback, 14 x 21cm, 2013
EUR 49,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
»Inklusion heißt, dass sich eine (...) politische Ordnung offenhält für die Gleichstellung der Diskriminierten und die Einbeziehung der Marginalisierten, ohne diese in die Uniformität einer gleichgearteten Volksgemeinschaft einzuschließen.«
Jürgen Habermas
»Inclusion ought not to mean simply the formal and abstract equality of all members of the polity as citizens. It means explicitly acknowledging social differentiations and divisions and encouraging differently situated groups to give voice to their needs, interests, and perspectives on the society (...).«
Iris Marion Young
»Und auf jeden Fall fehlt ein Begriff, für das, was fehlt, wenn Inklusion nicht zustandekommt. (...) Und wenn man das, was man so sieht, hochrechnet, könnte man auf die Idee kommen, dass dies die Leitdifferenz des nächsten Jahrhunderts sein könnte: Inklusion und Exklusion.«
Niklas Luhmann
Rezension
Seitdem im Jahr 2009 die BRD die UN-Behindertenrechtskonvention ("Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen", 2006) ratifiziert hat, wird über Inklusion in unserer Gesellschaft umfassend und auf allen gesellschaftlichen Ebenen und in allen gesellschaftlichen Bereichen (kontrovers) diskutiert; Inklusion wird auch das Schulsystem deutlich verändern und vor gewaltige neue Herausforderungen stellen in Richtung auf ein "integratives Bildungssystem auf allen Ebenen". Inklusion ist aber nicht nur eine pädagogische Kategorie, sondern wesentlich eine soziologisch-politisch-kuklturelle. Und Inklusion ist stets gemeinsam mit Exklusion zu sehen. Exklusion ist eine bedeutsame Kategorie für eine kritische Gesellschaftsanalyse - und das um so mehr, als Inklusion und Exklusion womöglich (nach Niklas Luhmann) die Leitdifferenz des nächsten Jahrhunderts sein könnte. Das hier anzuzeigende Buch wendet sich deshalb in sozialphilosophischer Perspektive den "Dimensionen von Exklusion" (Titel) zu.
Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Das Phänomen der Exklusion ist in seinen komplexen und miteinander verbundenen Ausprägungen konstitutiv für das Leben der Menschen in unserer demokratischen Gesellschaft. Unterschiedliche Ansätze der Sozialphilosophie und der Politischen Philosophie befassen sich mit Analyse und Erklärungsmodellen von sozialer Exklusion. Während auf der einen Seite untersucht wird, wie bestimmte Machtverhältnisse und Herrschaftsformen zu gesellschaftlichen Asymmetrien führen, geht es auf der anderen Seite um die Bedingungen für erfolgreiche Inklusion bzw. die Partizipation an der Konstruktion der sozialen Welt. Ausgehend von diesen Fragen erweist sich Exklusion als bedeutsame Kategorie für eine kritische Gesellschaftsanalyse.
Autoreninfo:
Gianfranco Casuso lehrt Philosophie an der Pontificia Universidad Católica del Perú. Er promovierte an der J.W. Goethe-Universität Frankfurt bei Axel Honneth. Seine Forschungsschwerpunkte sind Sozialphilosophie, Politische Philosophie, Moralphilosophie und Kritische Theorie.
Inhaltsverzeichnis
Zitierweise und Siglen 11
Einleitung 13
Erster Teil:
Das Problem der gesellschaftlichen Integration und die Idee der deliberativen Demokratie
1. Freiheit und Autonomie in der Moderne. Bemerkungen zu Hegels Verständnis von Integration, Inklusion und Exklusion 31
1.1 Hegel und der Kommunitarismus 33
1.2 Der Staat als Organismus. Zu einer politischen Konzeption der Integration 40
1.3 Die Einheit des politischen Körpers 43
1.4 Gesellschaftliche Integration und Exklusion 52
1.4.1 Die Idee der bürgerlichen Gesellschaft und das moderne Exklusionsproblem 53
1.4.2 Die Rolle der Mittelinstitutionen in Hegels Darstellung der bürgerlichen Gesellschaft. Zwischen Markt und Staat 61
1.4.3 Einige Schlussfolgerungen der Hegeischen Korporationslehre 65
1.5 Jenseits von Hegel. Zur Idee einer rationalen, demokratischen Sittlichkeit 70
2. Warum ist eine »rationalisierte Lebensform« notwendig? Das Problem der Rationalität bei Habermas und die Begründung der Diskurstheorie 76
2.1 Lebenswelt und »Sittlichkeit« 78
2.1.1 Die soziale Handlung und der Begriff der Rationalität 82
2.1.2 Die Rationalität der Sprechakte 88
2.2 Praktischer Diskurs und Diskursethik 94
2.2.1 Die Diskursethik und der moralische Standpunkt 96
2.2.2 Die Anwendungen der praktischen Rationalität. Übergang von der Moral zu dem Recht und der Politik 107
2.3 Was macht also eine Lebensform rational? 114
2.3.1 Von der praktischen Vernunft zur kommunikativen Rationalität 116
2.3.2 Habermas' Faktizität und Geltung. Recht und demokratischer Rechtsstaat als Mittel der gesellschaftlichen Integration 119
2.4 Übergang zu einer Theorie der deliberativen Demokratie 124
2.4.1 Die Institutionalisierung des Grundsatzes D und die Idee eines Systems der Rechte 126
2.4.2 Das Recht und die Formen des praktischen Diskurses 129
3. Wege zur Integration und Inklusion durch deliberative Demokratie. Einführende Bemerkungen 133
3.1 Integration und Inklusion: Eine Einführung in die Problematik im Rahmen der diskursiven Theorie der Demokratie 136
3.1.1 Gesellschaftliche Integration und das »Fact of Pluralism« 137
3.1.2 Die Diskurstheorie und der Exklusionsbegriff 142
3.2 Normative Integration, politische Legitimation und multikulturelle Bürgerschaft 145
3.2.1 Autonomie, politische Freiheit und die Bedingungen der Inklusion 147
3.2.2 Das Recht und die allgemeine Sprache der Inklusion 153
3.3 Wie viel Inklusion setzt die Idee der normativen Integration voraus? Präsuppositionen der Habermasschen Theorie der deliberativen Demokratie 157
3.3.1 Zivilgesellschaft und Öffentlichkeit als Grundlage deliberativer Demokratie - Recht und Politik als funktionale Ergänzungen 158
3.3.2 Gesellschaftliche Exklusion und die Hindernisse deliberativer Demokratie 163
3.3.3 Deliberative Demokratie und James Bohmans capability approach 169
Zweiter Teil:
Inklusion und Demokratie. Das Phänomen der Exklusion jenseits der politischen Sphäre
4. Soziologische Annäherungen an die Unterscheidung Inklusion/Exklusion 183
4.1 Inklusion und Exklusion. Die systemtheoretische Perspektive 189
4.1.1 Inklusion bei Luhmann. Systemtheorie und funktionale Differenzierung 192
4.1.2 Exklusion als »logischer Schatten«. Die Differenzierung Inklusion/Exklusion als theoretische Anforderung 198
4.1.3 Exklusion als soziales Problem. Die Ausarbeitung der Theorie funktionaler Differenzierung 205
4.1.4 Zwei unversöhnliche Exklusionsbegriffe? Kronauers Einwände an Luhmanns Systemtheorie 217
4.1.5 Unsichtbarkeit und Unkommunizierbarkeit.
Einige ergänzende Bemerkungen zum ontologischen Status der Exklusion 224
4.2 Der Exklusionsbegriff als Kategorie einer kritischen Gesellschaftsanalyse 234
4.2.1 Inklusion und die Grundlagen der wohlfahrtsstaatlichen Demokratie 238
4.2.2 Inklusion und Integration als Interdependenz und Partizipation 241
4.2.3 Exklusion und Öffentlichkeit. Zur Idee der Demokratie und die Grenzen des wohlfahrtsstaatlichen Ansatzes 246
4.2.4 Exklusion als soziales Problem. Die Überwindung der Dichotomie Innen/Außen und die Rolle der demokratischen Öffentlichkeit 249
4.2.5 Fazit: Exklusion und Demokratie. Zu einer sozialphilosophischen Perspektive 254
5. Inklusion und Exklusion im Rahmen der deliberativen Demokratie. Eine »externe« Dimension 259
5.1 Die rechtlich-formale Dimension der Analyse von Inklusion und Exklusion 264
5.1.1 Habermas und die rechtlich-formale Dimension. Integration, Inklusion und soziale Komplexität 268
5.1.2 Exklusion als soziales Problem und die sozialen Rechte 280
5.1.3 Inklusion und Anerkennung. Die Exklusion der ethischen Differenz als soziales Problem 291
5.1.4 Fazit: Die Grenzen des rechtlich-formalen Ansatzes für die Analyse der Exklusion. Übergang zu einer »ökonomischen« Dimension 300
5.2 Die ökonomische Dimension der Analyse von Inklusion und Exklusion 308
5.2.1 Rawls' guarantee of fair value for the political liberties 315
5.2.2 Bohmans threshold of political poverty 322
5.2.3 Das adäquate politische Funktionieren und der capability approach 329
6. Zu einer sozialphilosophischen Theorie der Exklusion 333
6.1 Inklusion und Exklusion im Rahmen der deliberativen Demokratie. Eine »interne« Dimension 336
6.2 Pluralität und Differenz als Ressourcen für die demokratische Kommunikation 342
6.2.1 Soziale Gruppen, Pluralität und strukturelle Ungleichheit 343
6.2.2 Multikulturalismus, Pluralität und Kämpfe gegen soziale Exklusion 360
6.2.3 Die Idee der Demokratie als politische Kooperation und die soziale Gerechtigkeit 367
6.3 Soziale Macht und Exklusion. Eine erste anerkennungstheoretische Annäherung an das Problem der sozialen Exklusion 383
6.3.1 Identität, konstruktive soziale Macht und soziale Exklusion 385
6.3.2 Vernünftige Deliberation und Anerkennung als »fully equal respect« 393
6.4 Exklusion und Missachtung. Eine differenzierte, anerkennungstheoretische Annäherung an das Problem der sozialen Exklusion 403
6.4.1 Inklusion und Anerkennung. Ein mehrdimensionaler Standpunkt 410
6.4.2 Die Idee der Demokratie als reflexive gesellschaftliche Kooperation und das Problem der Exklusion 421
6.4.3 Fazit: Exklusion als soziales Problem. Der Beitrag der Anerkennungstheorie 434
Schlussbetrachtung 440
Literaturverzeichnis 463
Danksagung 479
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