lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Adieu, Osteuropa Kulturgeschichte einer verschwundenen Welt Die Originalausgabe erschien 2023 unter dem Titel «Goodbye, Eastern Europe. An Intimate History of a Divided Land» bei Pantheon
Aus dem Englischen von Andreas Wirthensohn
Adieu, Osteuropa
Kulturgeschichte einer verschwundenen Welt


Die Originalausgabe erschien 2023 unter dem Titel «Goodbye, Eastern Europe. An Intimate History of a Divided Land» bei Pantheon

Aus dem Englischen von Andreas Wirthensohn

Jacob Mikanowski

Rowohlt
EAN: 9783737101394 (ISBN: 3-7371-0139-6)
512 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 22cm, Mai, 2023

EUR 34,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Von der Oder bis Sibirien, von der Krim bis zum Baltikum - zum ersten Mal wird der osteuropäische Kulturraum insgesamt ins Auge gefasst, ja nachgerade neu entdeckt: Jacob Mikanowski entwirft das Panorama einer ungemein reichen Welt, die dem Westen stets fremd war und zugleich starke Impulse gab - sei es in Kunst und Literatur in der Erfindung des Nationalismus oder im jüdischen Leben. In weiten Bögen schildert er die Fährnisse von großen wie unbekannten Volksgruppen, Reichen, Religionen. Imperien wie Österreich-Ungarn oder Russland, auch der Islam werden im Gesamtbild neu begreiflich. Entlegenes beschreibt Mikanowski romanhaft spannend: die jüdische Kriegersekte der Karäer, nomadische Räuberdynastien oder Werwolf-Familien; er porträtiert illustre Figuren wie den «Guru» Jakob Frank, der Goethe erstaunte, den türkischen Dandy und Reiseautor Evliyâ Çelebi, der ab 1630 halb Europa und Afrika erkundete, oder die kaiserliche Augenärztin Salomea Pilsztyn.

Jacob Mikanowski lässt eine ganze Welt lebendig werden, die in ihrer Vielfalt an Sprachen, Ethnien, Künstlern, Spielern und Herrschern verblüffend modern war, lange bestand und die erst im Kapitalismus des späten 20. Jahrhunderts untergeht. Eine glänzend erzählte, große Kulturgeschichte.

Jacob Mikanowski, Historiker, Kritiker und Publizist, schreibt u.a. für den «New Yorker», den «Guardian» und die «New York Times». Er wurde 1982 in den USA geboren, als sein polnisch-jüdischer Vater und seine Mutter aus adliger ungarischer Familie aufgrund des in Polen verhängten Kriegsrechts nicht in ihre Heimat zurückkehren konnten.
Rezension
Der osteuropäische Kulturraum reicht von der Oder bis Sibirien und von der Krim bis zum Baltikum. Dieses aus dem Englischen übersetzte voluminöse Werk beleuchtet diesen großen Kulturraum zusammenhängend und insgesamt, - obwohl die dort lebendem Menschen sich nicht als "Osteuropäer" begreifen, sondern sets aus einzelnen Ländern oder Städten stammen: Slowakei, Lettland, Bulgarien ... und Sarajewo, Łódż, Mariupol ... Mit dem Etikett Osteuropa möchte niemand in Verbindung gebracht werden. Nach 1989/90 erklärten sich die Tschechoslowakei, Ungarn und Polen zu einem Teil Mitteleuropas, die baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland gern als Ostsee-Anrainer und Nord-Länder ... Bis 1989 war das, was Osteuropa greifbar machte und zusammenhielt, der Kommunismus. Osteuropas Merkmal ist die Vielfalt – die Vielfalt der Sprachen, der Ethnien und vor allem des Glaubens. Das Heidentum hielt sich hier länger als irgendwo sonst auf dem Kontinent und hinterließ tiefe Spuren in der Folklore und im Volksglauben. Als um das Jahr 1000 das Christentum aufkam, trat es in zwei verschiedenen Formen auf – katholisch und östlich-orthodox – und sorgte für die erste von vielen Glaubensspaltungen in der Region. Der Islam kam ein paar Jahrhunderte später, verbreitet durch die eindringenden osmanischen Türken und Tataren. Das Osmanische Reich lud die Juden ein, sich in seinen größten Städten niederzulassen. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Osten zur Wiege des europäischen Judentums. Während die westeuropäischen Länder eins nach dem anderen ihre Juden auswiesen, nahmen die osteuropäischen Königreiche sie auf. Osteuropa wurde zu einem Zufluchtsort auch für religiöse Außenseiter und Ketzer. In der ersten Hälfte seines Buches beschäftigt sich der Autor mit der Entwicklung des östlichen Europas seit dem Beginn der Neuzeit, in der zweiten Hälfte wird die Zeit bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion behandelt, in der die mehrsprachige und multikonfessionelle Prägung immer weiter abnimmt.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Mikanowski ist ein meisterhafter Erzähler. Er zeigt, dass die weiten Regionen zwischen Deutschland und Russland nicht nur von Blut und Tragödien, sondern auch von fantastischer menschlicher Vitalität und Widerstandsfähigkeit geprägt sind.
Neal Ascherson

Ein starkes Plädoyer dafür, die Region in ihrer komplexen Vielgestaltigkeit als einen historischen Raum zu begreifen und zu bewahren.
Neue Zürcher Zeitung, 23. Mai 2023
Inhaltsverzeichnis
Prolog 7

TEIL I: GLAUBEN 17

Kapitel 1: Heiden und Christen 19
Kapitel 2: Juden 49
Kapitel 3: Muslime 77
Kapitel 4: Ketzer 102

TEIL II: IMPERIEN UND VÖLKER 127

Kapitel 5: Imperien 129
Kapitel 6: Völker 172
Kapitel 7: Wanderer 200
Kapitel 8: Nationen 230

TEIL III: 20. JAHRHUNDERT 263

Kapitel 9: Modernen 265
Kapitel 10: Propheten 295
Kapitel 11: Krieg 325
Kapitel 12: Stalinismus 355
Kapitel 13: Sozialismus 389
Kapitel 14: Tauwetter 418

Epilog 453

Dank 473
Anmerkungen 477
Bildnachweis 509