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Zeitschrift für kritische Theorie Heft 56-57
Zeitschrift für kritische Theorie Heft 56-57



zu Klampen! Verlag
EAN: 9783987370083 (ISBN: 3-9873700-8-4)
305 Seiten, kartoniert, 15 x 21cm, Januar, 2024

EUR 32,00
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Angesichts der Panökonomisierung der Lebensbereiche im digitalen Kapitalismus und der Verbreitung des „libertären Autoritarismus“(Amlinger/Nachtwey) erfährt die ältere Kritische Theorie zurzeit im sozial- und kulturwissenschaftlichen Diskurs eine Renaissance, die durch die Edition nachgelassener Schriften und Vorträge ihrer Protagonisten flankiert wird. Seit 1995 leistet die „Zeitschrift für kritische Theorie“(ZKT) einen Beitrag zur Reaktualisierung von Begriffen und Erkenntnissen der ersten Generation der Frankfurter Schule. Das interdisziplinär ausgerichtete Organ versteht sich demnach als ein Diskussionsforum, welches der dialektischen Theorie verpflichtet ist. Herausgegeben wird es seit 2006 von Sven Kramer (*1961), Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Literarische Kulturen an der Leuphana Universität Lüneburg, seit 2023 von Dirk Stederoth (*1968), außerplanmäßiger Professor für Philosophie an der Universität Kassel, - in Verbindung mit Gerhard Schweppenhäuser (*1960), Professor für Design-, Kommunikations- und Medientheorie an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt. Jedes Heft der ZKT enthält in der Regel Aufsätze zu einem bestimmten Schwerpunktthema, weitere Abhandlungen sowie Rezensionen zu ausgewählten Neuerscheinungen.
Die aufschlussreichen Aufsätze der jüngsten Ausgabe des Organs zeugen wieder von der thematischen Bandbreite und Wirkungsmächtigkeit der Kritischen Theorie. Die Texte im Doppelheft 56/57 der ZKT widmen sich u.a. der Kritik von Karl Marx am Recht, Theodor W. Adornos Husserl-Rezeption, den Leipziger Autoritarismus Studien, dem Verhältnis von Kritischer Theorie und Feminismus, Max Horkheimers Beitrag zur Frankfurter Schule, sowie der Rolle der Lehre in der Kritischen Theorie. Letzteres bildet den ersten Schwerpunkt des Doppelhefts der ZKT, der in fünf Beiträgen differenziert analysiert wird.
Das zweite Schwerpunktthema der vorliegenden Ausgabe bildet Christoph Türckes (*1948) kritisches Denken. Der ehemalige Professor für Philosophie an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst, welcher in der Gründungsphase der Redakteur der ZKT war, hat zahlreiche augenöffnende Bücher vorgelegt, in denen er sich unter Bezugnahme auf die ältere Kritische Theorie und die Psychoanalyse Freuds mit aktuellen gesellschaftlichen Trends und Entwicklungen auseinandersetzt hat, zum Beispiel: „Erregte Gesellschaft. Philosophie der Sensation“ (2002, 2. Aufl., 2012), „Lehrerdämmerung. Was die neue Lernkultur in den Schulen anrichtet“ (3. Aufl., 2016), „Digitale Gefolgschaft. Auf dem Weg in eine neue Stammesgesellschaft“(2019) oder „Natur und Gender. Kritik des Machbarkeitswahns“(2021). In einem ausführlichen Interview mit den Herausgebern der ZKT erläutert Türcke seine Arbeitsfelder und unterstreicht die Aktualität der älteren Kritischen Theorie zur Auseinandersetzung mit Sensationslust, Digitalisierung, dereguliertem Kapitalismus, Gender-Hype und Cancel Culture. Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik und Politik werden durch den vorliegenden Zeitschriftenband aufgefordert, sich im Unterricht mit den Originalschriften von Vertretern der ersten Generation der Kritischen Theorie problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Das Doppelheft der jüngsten Ausgabe der „Zeitschrift für kritische Theorie“ für das Jahr 2023 unterstreicht eindrücklich die Aktualität der älteren Frankfurter Schule angesichts gegenwärtiger gesellschaftlicher Probleme und Entwicklungen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die »Zeitschrift für kritische Theorie« ist ein Diskussionsforum für die materiale Anwendung kritischer Theorie auf aktuelle Gegenstände und bietet einen Rahmen für Gespräche zwischen den verschiedenen methodologischen Auffassungen heutiger Formen kritischer Theorie. Sie dient als Forum, das einzelne theoretische Anstrengungen thematisch bündelt und kontinuierlich präsentiert.
www.zkt.zuklampen.de
Herausgegeben von Sven Kramer. Mitherausgeber: Gerhard Schweppenhäuser. Autor(en): Hermann Schweppenhäuser, Daniel Burghardt, Oliver Decker, Alex Demirović, Philip Hogh, Liza Mattutat, Günther Mensching, Cyrill Miksch, Gunzelin Schmid Noerr, Till Seidemann, Karin Stögner, Christian Thein, Sebastian Tränkle, Christoph Türcke, Lukas Betzler, Ricarda Biemüller, Karl Heinz Haag, Christian Voller.
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung der Redaktion 5

ABHANDLUNGEN
Christian Thein
Menkes genealogische Formkritik des Rechts im Spiegel von Marx 9

Till Seidemann
Durchbrechung des Idealismus. Grundlinien der Husserl-Rezeption Theodor W. Adornos 41

Oliver Decker
Autoritäre Dynamiken und binäre Ordnungen 63

SCHWERPUNKT I
Lukas Betzler und Christian Voller
Die Lehre in der Kritischen Theorie. Einleitung in den Schwerpunkt 88

Liza Mattutat
Ohne Lehrsatz und Methode. Kritische Theorie als geistige Praxis 98

Daniel Burghardt
Pädagogik des »Madigmachens«. Thesen zur Lehre in der Kritischen Theorie 113

Ricarda Biemüller
Der Beitrag des Instituts für Sozialforschung zur Demokratisierung der Universität nach 1945 131

Alex Demirović
Die Lust an der Theorie. Einübungen in dialektische Kritik 155

SCHWERPUNKT II
Kritische Theorie tut weh, wenn sie den Nerv trifft Christoph Türcke im Gespräch 176

Sebastian Tränkle
Ästhetik der Überwältigung. Zur Kunst in der Erregten Gesellschaft 199

DEBATTE
Karin Stögner
Kritische Theorie und feministisches Urteilen heute 227

Philip Hogh
Fortschritt, materialistisch verstanden 242

EINLASSUNGEN
Karl Heinz Haag
Notiz zu Horkheimer und Adorno 255

Günther Mensching
Erläuterungen zu Haags Argumentation 257

Gunzelin Schmid Noerr
Vorbemerkung zu Hermann Schweppenhäuser: »Die Frankfurter Schule. Max Horkheimer zum 75. Geburtstag«
263

Hermann Schweppenhäuser
Die Frankfurter Schule. Max Horkheimer zum 75. Geburtstag 269

BESPRECHUNGEN
Cyrill Miksch
Film und kritische Theorie. Ein Literaturbericht 279

Kritische Theorie – Neue Bücher des Jahres 2022 in Auswahl 299
Autorinnen und Autoren 303