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Volksgemeinschaft in der Kleinstadt Kornwestheim und der Nationalsozialismus
Volksgemeinschaft in der Kleinstadt
Kornwestheim und der Nationalsozialismus




Thomas Großbölting

Kohlhammer
EAN: 9783170319646 (ISBN: 3-17-031964-7)
195 Seiten, paperback, 16 x 21cm, 2017, 10 Abb.

EUR 26,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Wer verstehen will, wie der Nationalsozialismus in Deutschland an die Macht kam, darf nicht nur nach Berlin oder in andere Metropolen schauen. Ebenso aufschlussreich sind die Prozesse der Machtübertragung, der Selbstgleichschaltung und der aktiven Aneignung von NS-Ideologie und -Politik auf kommunaler Ebene. Das Buch erzählt, wie der Nationalsozialismus Politik, Gesellschaft und den Alltag einer Kleinstadt durchdrang. Es zeigt, wie sich die Gesellschaft unter den politischen Vorzeichen der Diktatur aktiv veränderte und wie eben diese Menschen nach 1945 mit ihrer Erfahrung der Diktatur umgingen. Gerade in den Strukturen des Kleinstädtischen konnte man sich für die Idee der "Volksgemeinschaft" deshalb besonders öffnen, weil diese in vielem anschlussfähig war für die eigenen Traditionen, Wertmuster und Überzeugungen. In diesem gesellschaftlichen Mikrokosmos werden die Wirkmechanismen und die Herrschaftsstrukturen des nationalsozialistischen Regimes daher besonders augenfällig und der Aufbau der "Volksgemeinschaft" an der Basis nachvollziehbar. Durch diese eingehende Beschreibung liefert der Band neue Zugänge zum Verständnis des Nationalsozialismus von der Weimarer Republik bis zum Ende der unmittelbaren Nachkriegszeit.

Professor Dr. Thomas Großbölting hält den Lehrstuhl für Neuere Geschichte an der Universität Münster.
Rezension
In diesem Buch geht es gleichermaßen um Nazifisierung wie auch um Entnazifisierung. Beschrieben wird, wie der Nationalsozialismus Politik, Gesellschaft und Alltag einer Kleinstadt durchdrang: Kornwestheim nahe Stuttgart, am ehesten bekannt durch die Salamander-Werke. Lokalgeschichte hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in den Historischen Wisssenschaften als unverzichtbar etabliert; z.B. ist der Nationalsozialismus kaum nachvollziehbar, wenn man ihn nur auf der großen politischen Bühne (Berlins) zu begreifen sucht, es müssen auch die Mechanismen deutlich gemacht werden, die im Alltag der Welt und in den Kleinstädten sowie auf dem Lande das Funktionieren des Nationalsozialismus ermöglichten. Am Beispiel von Kornwestheim zeigt der Autor, wie sich die Gesellschaft unter den politischen Vorzeichen der Diktatur aktiv veränderte und wie eben diese Menschen nach 1945 mit ihrer Erfahrung der Diktatur umgingen.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Danksagung 5

1 Eine Kleinstadt und der Nationalsozialismus – zur Einführung 11

1.1 Forschungsstand und Quellenlage 20
1.2 Was dieses Buch leistet – und welche Erwartungen es nicht erfüllt 26

2 »Volksgemeinschaft« als dreifaches Versprechen: Das Jahr 1933 als Revolution, als Kontinuität und als Einheitssuggestion 31

3 Kornwestheim in der Weimarer Republik 36

3.1 Konturen einer German Hometown, oder: die Kleinstadt als Lebenswelt 37
3.2 Kornwestheim in der Weimarer Republik: Das Kleinstadtidyll in der Krise 43
3.3 Turbulenzen an der Stadtspitze: »Die Affäre Steimle« 50
3.4 Anfänge der NS-Bewegung in Kornwestheim 54
3.5 Die SA und die Arbeiterschaft 56
3.6 Die NSDAP: Parteientwicklung und Wahlen in Kornwestheim 59
3.7 Der Nationalsozialist der ersten Stunde: Die Karriere des Außenseiters Otto Trefz 65

4 Kornwestheim im Nationalsozialismus 71

4.1 Gleichschaltung und Selbstgleichschaltung der städtischen Gesellschaft 71
4.2 »Wie Kornwestheim den 1. Mai feierte« oder: »Volksgemeinschaft« in lokalen Farben 90
4.3 »Volksgemeinschaft« durch Ausgrenzung der jüdischen Mitbürger: Diskriminierung, Verfolgung und Arisierung in Kornwestheim 99
4.4 »Darum ›Heil Hitler‹, ›Heil Kercher‹«: Alfred Kercher als Vermittler zwischen NS-Bewegung
und Stadtgesellschaft 108
4.5 »’s G’mütlichsei’ und ’s Lustigsei’, des steckt as schao em Bluet« – Die Verschmelzung von lokaler Tradition, politischer Gegenwart und nationalsozialistischer Verheißung 119

5 Mobilisierung, Krieg und Zusammenbruchsgesellschaft 129

5.1 »Schützt Euch vor Luftgefahr!« Mobilisierung und Militarisierung in Kornwestheim 129
5.2 »Nichts kann uns rauben, Liebe und Glauben«? Krieg in Kornwestheim 135
5.3 Kriegsende in der städtischen Zusammenbruchsgesellschaft 143

6 Kornwestheim danach: Politischer Neubeginn und Entnazifizierung im Wiederaufbau 148

6.1 Politischer Neubeginn in der Zusammenbruchgesellschaft: Kontinuität im Wandel 149
6.2 Entnazifizierung in Kornwestheim: Internierungslager, Parteigenossenarbeit und personelle Säuberung 152
6.3 »Seine Einstellung zum NS war eher die eines Gegners gewesen« – Entnazifizierung als (Selbst-)Entschuldung 157

7 Lokaler Nationalsozialismus als Konsensgemeinschaft – ein Resümee 170

Literatur 176
Anmerkungen 182
Abbildungsverzeichnis 192
Personenregister 193