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»Selbstgesteuertes Lernen«: Interdisziplinäre Kritik eines suggestiven Konzepts Mit Nachbemerkungen zum Corona-Lockdown
»Selbstgesteuertes Lernen«: Interdisziplinäre Kritik eines suggestiven Konzepts
Mit Nachbemerkungen zum Corona-Lockdown




Damian Miller, Jürgen Oelkers (Hrsg.)

Beltz Verlag , Juventa
EAN: 9783779964100 (ISBN: 3-7799-6410-4)
298 Seiten, paperback, 15 x 23cm, 2020

EUR 34,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
»Selbstgesteuertes Lernen« gilt seit Jahren als Favorit für eine oder gar die zukunftsfähige Reform des schulischen Unterrichts. Um das Konzept ist ein regelrechter Hype entstanden, der auch in der Aus- und Weiterbildung deutliche Spuren hinterlassen hat, beschleunigt durch die Forderung nach möglichst umfassender Digitalisierung. Die Beiträge des Bandes thematisieren aus der Sicht verschiedener Disziplinen die Widersprüche und Grenzen des Konzepts. Die Corona-Krise wird öffentlich vielfach als Nagelprobe für die Digitalisierung gedeutet. Der Band beschäftigt sich auch mit Erfahrungen und Berichten zum »selbstgesteuerten Lernen« während des COVID 19-Lockdowns.

Miller, Damian, Prof. Dr., absolvierte die Ausbildung zum Primarlehrer und zu Organisationsentwicklung. Dozent und Fachbereichsleiter an der Pädagogische Hochschule Thurgau (PHTG, Schweiz) und Lehrbeauftragter für quantitative Forschungsmethoden an der Universität Zürich.

Jürgen Oelkers, Dr. phil., ist seit 2012 Professor Emeritus für Allgemeine Pädagogik an der Universität Zürich. Er ist Mitherausgeber der „Zeitschrift für Pädagogik“ sowie Autor zahlreicher Bücher und Aufsätze zur Reformpädagogik und Schulreform. Er ist Mitglied des Fachhochschulrates des Kantons Zürich und hat verschiedene Expertisen zur Bildungspolitik vorgelegt.
Rezension
Die Corona-Pandemie ist eine Nagelprobe, - auch für "Selbstgesteuertes Lernen" und die Digitalisierung. Das sog. "Selbstgesteuerte Lernen" hat in den letzten Jahren die Pädagogik umfassend erobert und dominiert; es scheint der Heilbringer schlechthin zu sein ... Dieser Band steuert nun gegen und bietet eine "interdisziplinäre Kritik eines suggestiven Konzepts". Das Schlagwort "selbstgesteuertes Lernen" erfreut sich aktuell einer enormen Beliebtheit und ist gleichzeitig gekennzeichnet von einer konzeptionellen Vagheit, die bei allen Modewellen in der Schulpädagogik zu beobachten ist. Jeder ist seines Glückes Schmied; jeder ist das Werk seiner selbst und kann so über das Glück des Lebens bestimmen, so suggeriert das Konzept selbstgesteuerten Lernens. "Selbstgesteuert" heißt vielfach "Lernen, am besten ohne Lehrer, ganz aus sich heraus", der Lehrer ist höchstens noch ein Moderator des selbständigen Lernprozesses. Anlass für diese Kritik bildet die seit einigen Jahren anhaltende Euphorie in der Verwendung des Begriffs "Selbstgesteuertes Lernen" trotz erheblicher inhaltlicher und theoretischer Unschärfe sowie Widersprüchlichkeit im pädagogischen Feld. Eine distanzierte, analytische Sicht auf „selbstgesteuertes Lernen“ und assoziierte Begriffe soll Einblick geben in die Begründung und die Geschichte, die Voraussetzungen, Verwendungen sowie die Konzeptualisierung. Die These dieser Kritik lautet: Sowohl auf sprachlicher als auch auf konzeptioneller Ebene erweist sich "selbstgesteuertes Lernen" in Bildungsinstitutionen in bestimmter Hinsicht als Widerspruch in sich und obendrein häufig als dysfunktional.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
Erziehungswissenschaft | Reform | Unterricht | Schule | Digitalisierung | Corona | COVID-19 | Coronakrise | Coronavirus
Inhaltsverzeichnis
Damian Miller, Jürgen Oelkers
Einleitung. „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Oder: Kritik der „pädagogischen Selbststeuerung“ 9

Oskar Dangl
Homo creatus – homo creator. Die Wurzeln der Pädagogik der Moderne 28

Daniel Tröhler
Die Pädagogisierung des Selbst und die Pädagogisierung der Welt 52

Jürgen Oelkers
„Selbstreguliertes Lernen“. Eine kleine begriffsgeschichtliche Reise 75

Peter Steidinger
Ein englischsprachiger Diskurs zum „selbstgesteuerten Lernen“ – mit russischem Akzent 97

Ulrich Binder
Verordnete Autonomie. Der „Enabling State“ als Steuerer des selbstgesteuerten Lernens 120

Gerhard Steiner
Selbstreguliertes Lernen – Voraussetzungen zu seiner Genese 131

Achim Brosziewski
Selbststeuerung, digitales Selbst und algorithmische Sozialität im Unterricht 156

Damian Miller
Lernen mit Technologie. Pädagogische und politische Kritik und Ambitionen 177

Simone Berweger, Christine Bieri Buschor
Selbstregulation, selbstreguliertes Lernen und der Wert des Auswendiglernens für den Kompetenzerwerb 198

Nicole Vidal
„Der Lehrer ist lediglich der letzte Ausweg“. Eine Analyse von Praxisempfehlungen zum selbstgesteuerten Lernen 232

Jacky Schwab
Selbsterfahrungen 249

Winfried Kronig
Die Mechanik schulischen Scheiterns 263

Damian Miller, Jürgen Oelkers
COVID-19 oder zwei Monate im Ausnahmezustand. Nachbemerkungen zum Schulbetrieb in Zeiten der Coronakrise 280

Autorinnen und Autoren 296