Ein Comic über Krieg - passt das zusammen???

Natürlich nicht im Sinne von "Komik". Aber als Stilmittel, als Kombination gezeichneter Bilder mit kurzen Texten sieht das anders aus. Und so nennt sich dieses Buch mit Texten von David Schraven und Bildern von Vincent Burmeister eine "grafische Reportage". Diese Form der Darstellung begründet der Autor im SWR2 Kulturgespräch wie folgt: "Das sind Situationen, von denen es keine reellen Bilder gibt, keine Filmaufnahmen, keine Fotoaufnahmen. Und man zeigt mit den Bildern nicht nur eine Wirklichkeit oder eine Wahrhaftigkeit, sondern kann auch das Gefühl, die Emotion damit transportieren. Und das ist eine Sache, die haben wenige Medien. Ich glaube, dass die Zeichnungen da sehr stark sind."

Die ungewöhnliche Form mit ihrem (scheinbaren) Gegensatz zum Inhalt spricht junge Leser an. Der Inhalt ist ernst: Es geht um den Krieg in Afghanistan und um die deutsche Beteiligung. Dabei will das Buch einerseits darstellen, was denn nun wirklich so fern ab von Deutschland geschieht, und gleichzeitig enthüllen, warum man hierzulande kaum etwas davon hört und die Berichterstattung die Lage als Friedensmission darstellt. So werden als Kontrast Berichte von Soldaten und Offizieren einigen Zitaten hochrangiger deutscher Politiker gegenübergestellt. Damit erfährt der Leser nicht nur Unbekanntes über den Krieg am Hindukusch, sondern er wird immer wieder auf die Frage gestoßen, warum über das Geschehen nur tendenziös berichtet wird. Cui bono?

Das Buch verfolgt damit gleichzeitig zwei Ziele: Darstellung und Aufklärung des tatsächlichen Geschehens und Anprangern der Verschleierung. Somit ist es ein politisches Buch. Es steht auf der Nominierungsliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis 2013 in der Sparte "Preis der Jugendjury" - von Jugendlichen vorgeschlagen. Dies zeigt, dass Inhalt und Darstellungsform offensichtlich bei ihnen ankommen.

Bei mir als Leser verbleibt ein leiser Beigeschmack: Die Form ist für mich sehr ungewohnt und ich werde von den Bildern längst nicht so stark wie ein Jugendlicher angesprochen. Der Inhalt hat mich berührt, aber auch verunsichert: Ich habe immer noch keine klare Vorstellung vom Ablauf des Krieges, und es bleiben so einige Fragen offen. Und diese Reportage ergreift ganz klar Partei - wie kann ich entscheiden, ob dieses Bild nun objektiv ist?

Vielleicht bleiben auch bei jugendlichen Lesern Fragen offen. Wenn das Buch dazu führt, dass man politischer Berichterstattung nicht mehr uneingeschränkt glaubt, hat es jedenfalls ein hohes Ziel erreicht. Für den Schulunterricht ist eine fächerübergreifende Besprechung sinnvoll: Politik, Deutsch und Kunst sind angesprochen. Das Buch bietet viel Stoff zur Auseinandersetzung.

M. Houf für www.lehrerbibliothek.de

Zehn Jahre Krieg in Afghanistan haben nicht nur die deutsche Außenpolitik geändert, sondern auch die Bundeswehr. Aus einer Freiwilligenarmee wurde eine professionell agierende Eingreiftruppe aus Berufssoldaten, die weltweit einsatzbereit ist. Der Journalist David Schraven hat Hunderte von Dokumenten analysiert und Dutzende Interviews mit aktiven und ehemaligen Soldaten geführt, um ein Bild dessen zu bekommen, was wirklich in Afghanistan vor sich geht und welche Rolle die Bundeswehr dabei spielt. Vincent Burmeister hat diese Recherchen in Bilder umgesetzt, die dem Leser näherbringen, wovon keine Fotos existieren. Ein explosiver Doku-Comic über eines der wichtigsten Themen der Gegenwart.

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