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Kontroverse Inklusion Ansprüche, Umsetzungen und Widersprüche in der Schulpädagogik
Kontroverse Inklusion
Ansprüche, Umsetzungen und Widersprüche in der Schulpädagogik




Kathrin Müller, Stephan Gingelmaier (Hrsg.)

Beltz Verlag , Juventa
EAN: 9783779938156 (ISBN: 3-7799-3815-4)
262 Seiten, paperback, 15 x 23cm, Juni, 2018

EUR 24,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Bemühungen, inklusive Settings in einem (selektiven) Bildungssystem zu integrieren, verstärken sich zusehends. So wird das Thema gerade für die Erziehungswissenschaft ein Forschungsfeld mit vielen offenen Fragen. Ob und wie man dem Anspruch der Inklusion in Schule und Unterricht gerecht werden kann, steht dabei gerade für die Schulpädagogik im Mittelpunkt. Im Rahmen des Bandes werden deshalb Themen der Inklusion in schulpädagogischer Sicht aus kontroversen Perspektiven von verschiedenen Vertretern diskutiert. Auf diese Weise werden aufschlussreiche Eindrücke der weitreichenden Veränderungen, die das Thema Inklusion auf die Gestaltung der Schullandschaft hat, gewonnen. Der Band schließt damit eine Lücke, weil er die vielschichtige und teilweise gegensätzliche Inklusionsdebatte dort verortet, wo sie am dringlichsten notwendig ist, nämlich in einer allgemeinen, interdisziplinären Schulpädagogik.
Rezension
Schulische Inklusion stellt eines der zur Zeit meist diskutierten Themen (nicht nur) in Lehrerzimmern dar. Fast 10 Jahre nach der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), die 2009 einen inklusiven Paradigmenwechsel für das deutsche Schulsystem eingeleitet hat, werden deutsche Schulen (formal) immer inklusiver. Sonderpädagogen kommen an Regelschulen, Fortbildungen für Lehrkräfte in Regelschulen werden gestartet. Der Weg zur Inklusion in Schulen ist allerdings noch lange nicht abgeschlossen. Viele stellen auch immer wieder grundsätzlich die Frage, ob die Regelschulen wirklich der beste Förderort für Kinder mit Förderbedarf sind. Trotz grundsätzlicher Akzeptanz des Zieles von schulischer Inklusion und somit mehr Gemeinsamkeit von Kindern mit und ohne Behinderung ist der Weg dorthin heftig umstritten. Im Rahmen des Bandes werden Themen der Inklusion in schulpädagogischer Sicht aus kontroversen Perspektiven diskutiert. Dieser Band möchte die Möglichkeit geben, sich intensiver mit verschiedenen, teilweise im Widerspruch miteinander liegenden Ansätzen zur Inklusion auseinanderzusetzen. Zurückzuführen sind nicht alle dieser Ansätze auf die UN-Behindertenrechtskonvention (UNBRK), jedoch stellt diese durch ihre gesetzesmäßige Verbindlichkeit einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung inklusiver Theorien dar. Inklusion für den Bildungssektor wird in einem sogenannten weiten und engeren Verständnis gebraucht. Bei einem engen Inklusionsverständnis ersetzt der Begriff Inklusion den Begriff der Integration aus der deutschsprachigen Sonderpädagogik und meint den Einbezug förderbedürftiger Kinder in das allgemeine Schulsystem unter Zuhilfenahme sonderpädagogischer Unterstützungssysteme. Dabei wird weiterhin von zwei Gruppen ausgegangen: von SchülerInnen mit und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf. Inklusion in einem weiten Verständnis erteilt dieser Zwei-Gruppen-Theorie eine grundsätzliche Absage: Die Verschiedenheit von Lern- und Entwicklungsverläufen wird als Normalität anerkannt und ist als Bereicherung in den Lehr-Lern-Prozess einzubeziehen. Die Pädagogik ist auf individualisierende (statt vorwiegend an homogenen Normalvorstellungen orientierte) Praktiken ausgerichtet. Bildungs- und sozialpolitische Forderungen nach einem nichtsegregierenden Bildungssystem sind diesem Ansatz implizit.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
Heterogenität | Schule | Erziehungswissenschaft | Schulpädagogik | Lernen
Kategorien:
Pädagogik
Differenzierung, Heterogenität & Inklusion
Erziehungs- und Sozialwissenschaften
Erziehungswissenschaft
Inhaltsverzeichnis
Kontroverse Inklusion – Anspruch und Widerspruch in der schulpädagogischen Auseinandersetzung
Kathrin Müller & Stephan Gingelmaier 9

1 Lesarten schulischer Inklusion als Aufgabe der Theoriebildung

1.1 Pädagogische Dimensionen schulischer Inklusion – Sozial-ethischer Begründungsdiskurs einer Inklusions-Pädagogik
Kathrin Müller 20

1.2 Rechtliche Dimensionen schulischer Inklusion – Die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention aus juristischer Perspektive
Angela Faber & Verena Roth 35

1.3 Soziologische und psychologische Dimensionen schulischer Inklusion

1.3.1 Inklusive Schule, exklusive Gesellschaft? Soziologische Lesarten von Inklusion und Exklusion
Thomas Hoffmann 54

1.3.2 Das Wesen der Inklusion ist psychosozial – Epistemisches Vertrauen zwischen Vorurteil und sozialem Lernen
Stephan Gingelmaier 78

1.4 Philosophische und anthropologische Dimensionen schulischer Inklusion

1.4.1 Schule – Macht – Inklusion? Machtanalytische Überlegungen zur (sonder)pädagogischen Wissenschaft
Pierre-Carl Link 94

1.4.2 Wider die Raumvergessenheit der Pädagogik – Pädagogischanthropologische Eckpunkte für die Gestaltung inklusiver Lernräume
Wolfgang Schönig 108

1.5 Kontroverse Perspektiven zur Theoriebildung schulischer
Inklusion zwischen Kerstin Merz-Atalik, Dieter Katzenbach und Bernd Ahrbeck
Braucht Inklusion eine eigene Gesellschaftsordnung? 127

Welche drei Gedanken zur Inklusion beeinflussen Ihren Standpunkt grundlegend? 131

Sehen Sie Inklusion mit den gesellschaftlichen Funktionen von Schule (Qualifikation, Selektion, Legitimation, Sozialisation) vereinbar? Welche Konsequenzen sind daraus zu ziehen? 135

Wer profitiert von Inklusion? Wer profitiert von Inklusion nicht?
Gibt es dazu bereits empirische Untersuchungen? 138

2 Lesearten schulischer Inklusion als Aufgabe des Theorie-Praxis-Ausgleichs

2.1 Didaktische Dimensionen schulischer Inklusion

2.1.1 Methoden und Aufgabenformate eines inklusiven Grundschulunterrichts
– Individuelles und gemeinsames Lernen in der Grundschule
Agnes Pfrang 144

2.1.2 Unterrichtsplanung für heterogene Lerngruppen – Kernkategorien und didaktische Dimensionen als
Planungsempfehlungen
Silvia Greiten 158

2.2 Professionalisierungsspezifische Dimensionen schulischer Inklusion

2.2.1 Lehrerprofessionalisierung im Kontext von Inklusion
Eva-Kristina Franz 174

2.2.2 Kooperation und Teamarbeit in der inklusiven Grundschule –
Empirische und theoretische Annäherungen an ein Desiderat
Anja Seifert 192

2.3 Dimensionen der Übergänge – Inklusion zwischen Schule und Beruf
Wolfgang Mack 205

2.4 Internationale Dimensionen schulischer Inklusion

2.4.1 Inklusive Bildung in der Praxis am Beispiel Italien/Südtirol
Rosa Anna Ferdigg 218

2.4.2 Inklusive Anteile im finnischen Bildungswesen – Vorbilder für Deutschland?
Silke Trumpa & Doris Wittek 233

2.5 Kontroverse Perspektiven zum Theorie-Praxis-Ausgleich schulischer Inklusion zwischen Kerstin Merz-Atalik, Dieter Katzenbach und Bernd Ahrbeck

Was kann aus der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention gelernt werden? 246

Welche didaktischen Konzeptionen empfehlen Sie für den Umgang mit heterogenen Lerngruppen? Gibt es dazu bereits empirische Untersuchungen? 247

Was sind in Deutschland aktuell die wichtigsten Ressourcen und Hemmnisse zur Umsetzung der schulischen Inklusion? 249

Inklusion ist ein Menschenrecht, aber auch eine Herausforderung, weil der Grad der Komplexität im Arbeitsalltag von Lehrkräften steigt (z. B. Umgang mit Heterogenität): Welche Maßnahmen müssen aus
wissenschaftlicher Perspektive ergriffen werden, dass der Arbeitsalltag für die Lehrkräfte bewältigbar bleibt und nicht Überforderung in verschiedensten Dimensionen das Bild dominiert? 253

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