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Ketzer Die dunkle Seite des Urchristentums Zweite, verbesserte Auflage 2016 (1. Aufl. 1995)
Ketzer
Die dunkle Seite des Urchristentums


Zweite, verbesserte Auflage 2016 (1. Aufl. 1995)

Gerd Lüdemann

zu Klampen! Verlag
EAN: 9783866745315 (ISBN: 3-86674-531-1)
324 Seiten, paperback, 13 x 21cm, April, 2016

EUR 24,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Das frühe Christentum zeichne sich durch große Harmonie aus und Ketzer seien erst viel später aufgetreten – so die weitverbreitete Meinung in Kirche und Wissenschaft. Eine unhaltbare Sicht und nichts weniger als Wunschdenken damaliger Ketzerbestreiter wie vieler heutiger Theologen.

Unter Verwendung aller verfügbarer Quellen zeigt Gerd Lüdemann, dass häufig nicht die Rechtgläubigkeit der Ketzerei, sondern vielmehr die Ketzerei der Orthodoxie vorausging. Machtfragen standen meist im Mittelpunkt des Interesses, und keine Seite schreckte vor Gewalt oder Fälschungen zurück.
Rezension
"Ketzer" - das ist auch im schulischen Religionsunterricht ein immer wiederkehrendes Thema, eher selten aber bezogen auf das frühe Christentum. Üblicherweise wird "Ketzerei" mit dem Mittelalter assoziiert. Das frühe Christentum zeichne sich durch große Harmonie aus und Ketzer seien erst viel später aufgetreten — so die weitverbreitete Meinung in Kirche und Wissenschaft. Schon Walter Bauers wichtiges Buch über "Rechtgläubigkeit und Ketzerei" (Tübingen 1934) (vgl. hier S. 298f) aber hatte die These aufgestellt, dass am Beginn des Christentums nicht die Rechtgläubigkeit steht sondern die Ketzerei, d.h. das Christentum ist von Beginn an ein pluriformes Gebilde, das sich aus Streit- und Debattierkultur, aus Rede und Gegenrede heraus entwickelt, man vergleiche in den Anfängen z.B. die Konkurrenz der Evangelien oder den Konflikt zwischen Judenchristen und Heidenchristen. Erst allmählich bilden sich Normen und Abweichungen von Normen (und also "ketzerisches" Denken und Verhalten) heraus. Der streitbare Theologe Gerd Lüdemann wird auch im Jahr seines 70. Geburtstages nicht müde, althergebrachte Positionen der Kirche zu hinterfragen, neu zu bedenken, kritisch zu prüfen - und nimmt mit diesem nun in 2. A>ufl. vorliegenden Buch quasi Bauers These wieder auf.

Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Gerd Lüdemann
Jahrgang 1946, ist Professor emeritus für Geschichte und Literatur des frühen Christentums an der Georg August Universität in Göttingen und Visiting Scholar an der Vanderbilt University in Nashville, USA. Er ist der Gründer des Archivs »Religionsgeschichtliche Schule« an der Theologischen Fakultät der Universität Göttingen. 1998 wurde ihm die Bezeichnung seines Lehrstuhls als »Lehrstuhl für Neues Testament« vom Präsidenten der Universität Göttingen auf Betreiben der evangelischen Kirchen in Niedersachsen verboten. Er hatte sich in seinen Veröffentlichungen und in seiner wissenschaftlichen Arbeit zu kritisch mit Fragen des evangelischen Bekenntnisses auseinandergesetzt.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7

Verständigung mit der Leserschaft 8

Kapitel 1:
Einleitung, Methode und Interesse 12

Kapitel 2:
Irenäus von Lyon und Tertullian von Karthago,
die wichtigsten Ketzerbestreiter aus der christlichen Frühzeit 36

Kapitel 3:
Wie aus Ketzerbestreitern Ketzer wurden
oder: Die Jerusalemer Judenchristen in den ersten beiden Jahrhunderten 52

Kapitel 4:
Der einzige Ketzer aus der ältesten Zeit
oder: Ein menschlicher Paulus 94

Kapitel 5:
Ketzereien um das Pauluserbe 147

Kapitel 6:
Der Erzketzer Markion und seine Zeit 203

Kapitel 7:
Ketzereien im johanneischen Schrifttum 229

Kapitel 8:
Die Entstehung des apostolischen Glaubensbekenntnisses 248

Kapitel 9:
Die Entstehung des neutestamentlichen Kanons 259

Kapitel 10:
Das Christentum der ersten beiden Jahrhunderte, Jesus und wir 278

Anhänge:
1. Justin, Dialog mit dem Juden Tryphon 46,1-2; 47,1-5 290
2. Der 3. Korintherbrief 292
3. Der Rheginusbrief aus Nag Hammadi 294

Beigaben zur Forschungslage:
1. Die Aufnahme von Walter Bauers Buch über Rechtgläubigkeit und Ketzerei 298
2. Die Jerusalemer Judenchristen 299
3. Paulus 302
4. Falsche Verfasserangaben im frühen Christentum 304
5. Die Pastoralbriefe 305
6. Der 3. Korintherbrief 306
7. Markion 307
8. Johanneische Schriften 309
9. Das apostolische Glaubensbekenntnis 312
10. Die Entstehung des neutestamentlichen Kanons 313

Literaturverzeichnis 316