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Digitale Revolution und Bildung Für eine zukunftsfähige Medienkompetenz
Digitale Revolution und Bildung
Für eine zukunftsfähige Medienkompetenz




Roberto Simanowski

Beltz Verlag
EAN: 9783779965114 (ISBN: 3-7799-6511-9)
102 Seiten, paperback, 13 x 21cm, Juni, 2021, erschienen bei BeltzJuventa

EUR 16,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Erfahrung der Corona-Krise führte zur »Offensive Digitale Schultransformation«, um die junge Generation fit zu machen für die digitale Gesellschaft. Also Fernunterricht auf Dauer, Informatik als Pflichtfach? Das Bildungsministerium offeriert fünf Milliarden Euro für Computer unter der Losung: »Einmaleins und ABC nur noch mit PC«. Ende der Kreidezeit! Aber ist man wirklich schon fit für die Folgen der Digitalisierung, wenn man ihre Medien effektiv nutzt? Ist gegen Hassreden und Emotionalisierung der Diskussion gewappnet, wer Apps programmieren kann? Dieses Buch denkt den »digital citizen« im zivilgesellschaftlichen Sinne. Fit für die Zukunft heißt weniger funktionstüchtig als kritikfähig zu sein. Was wir brauchen, ist mehr Bildung nicht »mit«, sondern »über« und auch »gegen« digitale Medien.
Rezension
Nicht nur die Schul-Welt befindet sich in einer revolutionären Umwälzung, die beispiellos ist, sondern die gesamte Gesellschaft. Gerade durch die Pandemie wird dieser Prozess auf der Schulebene noch beschleunigt und es kann für die Anhänger der digitalen Transformation gar nicht schnell genug gehen, bis die analogen Medien wie Bücher, Kreidetafel, Stift und Papier (und vielleicht auch Lehrer?) ersetzt werden durch digitale Entsprechungen: Bücher auf digitalen Endgeräten, Smartboards, Tablets, digitale Lernassistenten. Das ist die "schöne neue Lernwelt", für die vielfach von Verlagen und Unternehmen, die passgenaue Produkte anbieten, geworben wird. Leider gerät das Nachdenken darüber, wie sinnvoll die eine oder andere dieser "Revolutionen" tatsächlich ist, mehr und mehr in den Hintergrund. Statt nach dem Sinn zu fragen, steht das "Wie" der Umsetzung im Vordergrund. Umso wichtiger sind medienkritische Stimmen, die nicht von vornherein die Digitalisierung ablehnen, aber mahnen, sie maßvoll und reflektiert umzusetzen. Der Autor des Essaybandes Roberto Simanowski erweist sich als echter Kenner der Schule, da er selbst ausgebildeter Lehrer für Deutsch und Geschichte ist (und eben auch habilitierter Literatur- und Medienwissenschaftler). Er warnt vor einer unreflektierten Transformation der Schule und hält dazu an, an den Schulen nicht nur Medienkompetenz zu vermitteln, sondern eben auch Medienkritik: "Was wir brauchen, ist mehr Bildung nicht "mit", sondern "über" und auch "gegen" digitale Medien" (Klappentext). In sieben Kapiteln entfaltet der Autor seine Argumentation. Es lohnt sich, eine Textstelle genauer zu zitieren (und zu kommentieren), um einen Eindruck zu erhalten:

"Die Aufgabe der Schule ist nicht, in die digitalen Medien auszuwandern, sondern deren Folgen abzufedern. Entscheidend ist nicht die umfassende Digitalisierung der Bildung, sondern die nachhaltige Reaktion der Bildung auf die Digitalisierung." (S. 25) - Und dies geschehe, so der Autor weiter, gerade auch durch klassische Unterrichtsfächer, die Fähigkeiten vermitteln, die oftmals als überlebt gelten: "die konzentrierte Lektüre komplexer Texte" gegen die Oberflächlichkeit des Lesens in digitalen Medien, "das aufmerksame Zuhören" gegen die Überforderung durch das Multitasking und schließlich "die (von der Lehrperson) moderierte Diskussion" gegen die argumentative Einseitigkeit in sozialen Medien.

Man könnte hier noch viel mehr Stellen zitieren, die die hohe Qualität des Essays nur unterstreichen würden. Abschließend aber ein kurzes Fazit: Wer die Digitalisierung nicht generell ablehnt, aber sich mehr Maß bei der Umsetzung wünscht, der wird in dem Essay von Simanowski eine hilfreiche Argumentation finden, die auch übereifrige Verfechter der digitalen Transformation in Schulen nachdenklich stimmen kann. Eigentlich sollte jeder dieses Buch lesen, der an Bildungsprozessen beteiligt ist.

Stefan Düfel, www.lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Der Autor:
Prof. Dr. Roberto Simanowski studierte Literatur- und Geschichts- wissenschaft an der Friedrich-Schiller-Univer- sität Jena. Seine For- schungsgebiete sind Postmodernismus, Mul- tikulturalismus, Ästhetik und Kultur digitaler Medien. Seit 2018 lebt er als freier Autor und Publi- zist in Berlin und Rio de Janeiro und schreibt unter anderem für die ZEIT, die Neue Zürcher Zeitung und den Deutschland- funk.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort

1. Kreidezeit
2. Bildung 4.0
3. Fernverantwortung
4. Minderheitenschutz
5. Mordkommission
6. Vorfahrtsregeln
7. Digitalbürger

Nachwort