lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Borderline - weder tot noch lebendig Einzelheiten aus der subtilen Hölle des neuen Menschen
Borderline - weder tot noch lebendig
Einzelheiten aus der subtilen Hölle des neuen Menschen




J. Erik Mertz

Thieme Verlag
EAN: 9783131259516 (ISBN: 3-13-125951-5)
314 Seiten, kartoniert, 16 x 23cm, 2000

EUR 22,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Der Autor beschreibt das Massenphänomen des unauffällig funktionierenden »blanden« Borderlinekranken in seinem alltäglichen Umfeld und die subtil destruktiven Wirkungen, die von ihm ausgehen. Als völlig beziehungsunfähiger Mensch kann sich der Borderlinekranke widerstandslos mit den anonymen Mechanismen der modernen Lebens- und Arbeitswelt verschalten und ist deshalb in den Funktionseliten deutlich überrepräsentiert. Die stetig wachsende Borderlinepopulation dürfte inzwischen etwa 20 % der Gesamtbevölkerung stellen und entwickelt sich zum zentralen Zukunftsproblem der spätmodernen Gesellschaft.



Auf der Basis einer neuen subjektwissenschaftlichen Psychopathologie wird der Borderlinekranke charakterisiert als authentisch beziehungsloser, jedoch simulationsfähiger Autist, der aus einer pränatalen Umprogrammierung hervorgeht. Die Ereignisse um den Plötzlichen Kindstod erweisen sich als integraler Bestandteil der Borderlinewelt und ermöglichen tiefe Einblicke in die frühe Kindheit des Borderlineautisten.
Rezension
Menschen mit einer Borderline-Störung leiden unter extremen Stimmungsschwankungen. Sie neigen zu heftigen, aber instabilen Partnerschaften. Oftmals weist ihr Leben viele Brüche auf. Vom Borderline-Syndrom sind vorrangig junge Erwachsene und Jugendliche betroffen. Sie können sich nicht binden. Sie reagieren meist mit aggressiven, selbstdestruktiven und delinquenten Verhaltensweisen und werden oft schon frühzeitig zu »Wanderern« zwischen Elternhaus, Jugendhilfe, Psychiatrie und Strafsystem. – Dieses Buch stellt das Borderline-Phänomen in einen neuen Horizont: in den Horizont eines Massenphänomens der heutigen Gesellschaft. Der beziehungsunfähige Mensch ist der Prototyp in den Funktionseliten einer anonymen Massengesellschaft. Er kann funktionieren, aber sich nicht binden.

Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
1 Seltsame Begegnungen 1

2 Das totalsimulative Phänomen 30

Das Borderlinephänomen: Kritischer Überblick 30
1934: Der Totalsimulant betritt die Bühne. Helene Deutsch und die Als-Ob-Persönlichkeit 47
1979: Die Rückkehr des Totalsimulanten. Rohde-Dachsers Biander Borderline 58

3 Das authentische Subjekt und seine Beziehungskrankheiten 68

Die Welt der Psychosimulation 68
Subjektwissenschaft ohne Subjekt 72
Das Subjekt als Intersubjekt 85
Sinnlichkeit und Fiktion, tertium non datur 91
Autismus als authentischer Totaldefekt 98
Das Ende der Einheitspsychose 100
Nachrichten aus den Tiefen der Borderlinewelt 104
Das fiktive Ich-Gespenst und sein Fremdkörper 109
Der Borderlinekranke als simulationsfähiger Autist 114
Entsinnlichung und die Illusion der Körperlosigkeit 118
Der gewöhnliche Autismus der gesunden Person 121
Binäre Plattitüden 126
Das subliminale Tableau als Schauplatz des Wahnsinns 136
Freiheit und Determination 148
Männliche Schein-Autonomie und der Frauenüberhang der Borderlinestatistik 150
Die Hyperpräsenz des Anderen im subjektiven Erfahrungsraum 152
Das Lebendige und das Tote in Psychologie und Psychopathologie ....158
Der Wahnsinn als Methode 171
Die pränatale Konstellation 173

4 Das neue Bild des Borderline-Menschen 176

Die Borderlinekrankheit als Existenzform 176
Die Tücke des Subjekts 181
Basisdestruktivität, Tantalusqualen und abstrakte Trauer 187
Die projektbezogene Gefühlswelt des Manager-Ich 190
Das konkretistische Borderline-Idiom als Objektsprache 193
Dekonstruktions-Rekonstruktions-Psychosen 194
Das nachkatastrophische Borderlineparadies 196
Lebloses Ich oder ichloses Leben 202
Der Übergriff auf fremdes Leben 207
Impulsivität als Surrogat-Spontaneität 211
Der Körper als Störfaktor 213
Der Anorexie-Bulimie-Komplex 229
Bizarre psychosomatische Skulpturen 234
Der Intellektuelle als Pseudo-Borderline 237
Jenseits von Liebe und Beziehung: Marilyn Monroe und Romy Schneider 238

5 Borderline-Genese und Plötzlicher Kindstod 243

Auf der Suche nach der verlorenen Kindheit des Borderlinemenschen 243
Der versunkene Kontinent: Die sogenannte Latenz 249
Die reale Macht der realen Mutter 253
Die Borderline-Mutter und ihr Borderline-Kind 258
Kleine Hölle: Der autistische Fremdkörper als Lebensumwelt des pränatalen Menschen 270
Die Unberührbaren berühren niemanden 279
Der Plötzliche Kindstod und die Borderline-Mutter 286
Anatomie eines tödlichen Geschehens 293
Pseudogenetische Effekte durch interaktive Klonierung 300

6 Die Postmoderne, der Totalsimulant und der Tod 304

Die Postmoderne als konkretes Projekt des Totalsimulanten 304
Hitlerismus ohne Hitler 308

Schlußwort 312

Literatur 313